Es sei bei den meisten Verbraucherinnen und Verbrauchern inzwischen bekannt und akzeptiert, teilte eine von Branchenverbänden getragene Koordinationsstelle am Dienstag mit. Die Anforderungskriterien sollten möglichst deckungsgleich sein, um Planungssicherheit für die gesamte Lieferkette zu erreichen. Eine staatliche Kennzeichnung müsse zudem verpflichtend für alle Absatzkanäle sein - also nicht nur für den Handel, sondern auch für die Gastronomie und Großverbraucher.
Bundesagrarminister Cem Özdemir (Grüne) will noch in diesem Jahr eine verpflichtende Haltungskennzeichnung an den Start bringen, die auch Transport und Schlachtung umfassen soll. Es existiert jedoch auch schon seit 2019 eine vierstufige Kennzeichnung für Fleisch und Wurst mit dem Aufdruck «Haltungsform» der großen Supermarktketten. Sie beginnt in Stufe 1 mit den gesetzlichen Mindestanforderungen. Die Kennzeichnung ist in rund 20.000 Supermarktfilialen zu finden, die Händler kennzeichnen rund 90 Prozent ihrer Fleischsortimente damit.
Nach einem Bericht der «Neuen Osnabrücker Zeitung» wird erwogen, dass sich das staatliche Logo möglicherweise an der bekannten vierstufigen
Eierkennzeichnung mit den Ziffern 0 bis 3 orientieren könnte. Das Ministerium äußerte sich auf Anfrage nicht dazu.
Die Verbände des Handels und der Landwirtschaft betonten, bei der Umstellung der Tierhaltung hin zu besseren Bedingungen müssten die
Betriebe «zuverlässig und ausreichend» gefördert werden. Dabei sollte eine Finanzierung durch Abgaben oder Steuern über alle Absatzkanäle erfolgen. Einbezogen werden sollten auch verarbeitete Produkte wie Fertiggerichte oder Feinkost und ebenso Einfuhren. Dem Verein Zentrale Koordination Handel-Landwirtschaft gehören unter anderem der Handelsverband Deutschland und der Deutsche
Bauernverband an.
Özdemir hatte deutlich gemacht, dass das Handelssystem nicht gleich die Lösung bedeuten könne. Es seien alle aufgefordert mitzumachen und sich einzubringen. «Aber es ersetzt nicht staatliches Handeln», sagte er im Januar. Er verwies unter anderem auf eine nötige Finanzierung.
Damit Bauern nicht allein auf Investitionen und laufenden Mehrkosten sitzen bleiben, soll ebenfalls in diesem Jahr auch ein Modell auf den Weg kommen. Im Gespräch ist unter anderem eine «Tierwohlabgabe», denkbar wären 40 Cent mehr pro Kilo Fleisch.