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20.03.2010 | 21:06 | Grundwasserqualität 

Forscher am Helmholtz Zentrum München definieren Bewertungsmaßstäbe für die Güte von Grundwasser

Neuherberg - Lebensgemeinschaften in Grundwasserökosystemen bilden Störeinflüsse aus Oberflächengewässern oder der Landwirtschaft ab.

Forscher am Helmholtz Zentrum München definieren Bewertungsmaßstäbe für die Güte von Grundwasser
Ein Wissenschaftler-Team des Helmholtz Zentrums München erarbeitet in einem vom Umweltbundesamt geförderten Forschungsprojekt biologische Kriterien zur Evaluierung des ökologischen Zustands von Grundwassersystemen. Dazu können z. B. die Anzahl und Aktivität von Bakterien oder Kleinkrebsarten herangezogen werden. Anlässlich des Inkrafttretens des neuen bayrischen Wassergesetzes zum 01. März 2010 ist die ökologische Bewertung von Grundwassersystemen von besonderer Relevanz. Die neuesten Ergebnisse des Forschungsprojekts wurden nun in den Fachzeitschriften Ecological Engineering und Journal of Environmental Monitoring veröffentlicht.

Im Rahmen eines vom Umweltbundesamt geförderten Forschungsprojekts untersuchen der Mikrobiologe Dr. Christian Griebler vom Institut für Grundwasserökologie des Helmholtz Zentrums München und sein Team zusammen mit Kollegen von der Universität Koblenz-Landau Grundwassersysteme in sechs Gebieten in ganz Deutschland auf bakterielle Besiedelung und Kleinsttier-Fauna im Zusammenhang mit Störfaktoren. Dadurch wollen sie Bewertungsmaßstäbe für Grundwassergüte definieren. Manche Untersuchungsgebiete, z. B. das Erftgebiet in der Kölner Bucht, zeigen besonders vielfältige mikrobielle Grundwassergemeinschaften. Eine geringere Biodiversität bei den Bakterien zeigten Grundwässer der Schwäbischen Alb und des Donautals. Aus der Zusammensetzung können die Wissenschaftler die Auswirkungen anthropogener Einflüsse ableiten: bestimmte Mikroorganismen und Kleinlebewesen, vor allem aber das Verhältnis von echten Grundwasserorganismen zu Eindringlingen von der Oberfläche, sind potentielle Indikatoren für einen hohen Gehalt an Nährstoffen inklusive Nitrat, das z. B. aus der Landwirtschaft stammt.

Aber nicht nur die Artenzusammensetzung, auch die Anzahl an Organismen ist für die Wissenschaftler ein wichtiges ökologisches Kriterium für die Bewertung der Grundwasserqualität: Grundwässer beinhalten normalerweise hundertmal weniger Mikroorganismen als beispielsweise ein sauberer Hochgebirgssee mit Trinkwasserqualität. Findet man im Grundwasser ähnlich viele Bakterien wie im Wasser von Seen und Flüssen, ist auch dies meist ein Zeichen für Einflüsse durch den Menschen.

Ökologische Bewertungskriterien haben verschiedene Vorteile: „Eine chemische Analyse bietet immer nur eine Momentaufnahme für die Wasserqualität zum Zeitpunkt der Wasserentnahme“, sagt Dr. Christian Griebler. „Organismen, die in einem Ökosystem leben, zeigen Veränderungen in der Wasserqualität oder andere Störungen im Ökosystem über längere Zeiträume an“. Für Grundwasser ist dies, im Gegensatz zu Oberflächengewässern, ein neuer Ansatz. Griebler weiter: „Damit übernimmt Deutschland eine Pionierrolle bei der verbesserten Bewertung seiner Trinkwasserressourcen und der zugrunde liegenden Ökosysteme.“

Mit ihren Untersuchungen können die Wissenschaftler zugleich weitere Grundlagen für die Gesetzgebung schaffen, die den Erhalt der Wassergüte von Oberflächen- und Grundwässern zum Ziel hat. Die EU-Grundwasserrichtlinie zum Schutz des Grundwassers vor Verschmutzung und Verschlechterung hatte 2007 die Weichen für die ökologische Betrachtung des Grundwassers gestellt. (PD)
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