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26.12.2019 | 00:41 | Orkan 1999 

Lothar lehrte dem Südwesten das Fürchten

Karlsruhe - «Lothar» blies nur wenige Stunden, doch Spuren hinterließ er für Jahrzehnte: Am 26. Dezember 1999 fegte der Orkan von Frankreich kommend über Südwestdeutschland hinweg.

Sturmschäden
Kaum ein anderer Orkan ist den Menschen im Südwesten Deutschlands noch so präsent wie «Lothar». Die Schäden waren immens. 20 Jahre später hat sich der Wald erholt. Sorgen machen sich Experten nun wegen anderer Naturphänomene. (c) proplanta
Mit mehr als 200 Stundenkilometern auf den Höhen und noch über 120 Stundenkilometern in Karlsruhe richtete der Sturm vor allem in der Rheinebene und im Schwarzwald immense Schäden an. 20 Jahre danach ist das meiste verkraftet. Doch Spuren des «Jahrhundert-Orkans» am zweiten Weihnachtsfeiertag sind mancherorts noch immer zu sehen.

Am Feldberg war der Sturm besonders heftig. Doch auch andernorts lehrte «Lothar» das Fürchten: Dächer wurden abgedeckt, Bäume stürzten auf Häuser, Straßen, Schienen und Strommasten. Auf vielen Eisenbahnstrecken ging nichts mehr, der Flugverkehr stockte, Straßen wurden gesperrt, herabstürzende Äste beschädigten Stromleitungen. Im Schwarzwald, rund um Tübingen und auf der Schwäbischen Alb sowie im Schönbuch hatten Menschen zeitweise keinen Strom.

In Deutschland und fünf weiteren Ländern forderte «Lothar» 110 Menschenleben. In Baden-Württemberg starben 9 Menschen, 25 weitere in den Monaten danach bei Waldarbeiten. Allein den versicherten Schaden beziffert der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft bundesweit auf rund 800 Millionen Euro.

«Lothar» riss breite Schneisen in Wälder und ließ Bäume wie Streichhölzer umknicken. 30 Millionen Festmeter Holz wurden zerstört, so viel wie sonst in drei Jahren in der Forstwirtschaft geschlagen wird.

Durch das Überangebot gingen die Holzpreise zurück. «Finanziell war es eine Katastrophe», sagt Christoph Hartebrodt, Leiter der Abteilung Forstökonomie bei der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg (FVA). Nachwirkungen spürt man etwa in Baden-Baden: Vor «Lothar» erntete der größte kommunale Waldbesitzer in Baden-Württemberg jedes Jahr rund 50.000 Kubikmeter Holz. Heute sind es rund 36.000, sagt Forstamtsleiter Thomas Hauck.

«Nur zwei bis drei Stunden hat «Lothar» geblasen - und dann lag alles da», erinnert sich Ulrich Kohnle, der Leiter der FVA-Abteilung Waldwachstum. «Es war eine Katastrophe für Waldbesitzer - nicht aber für den Wald.» Der wurde durch den Orkan deutlich verjüngt. «Lothar» hat vor allem hohe Fichten gefällt. Was nachwächst, sind meist robustere Laubbäume

«Das passt auch zu den Umweltveränderungen», sagt Kohnle. «Vom Gesichtspunkt der Naturnähe ist das ein Gewinn, von dem der Rohstoffbereitstellung und des Geldverdienens nicht.» Im Hausbau seien wegen seiner homogenen Qualität nach wie vor Nadelhölzer mehr gefragt.

War «Lothar» ein früher Vorbote des Klimawandels? Der Deutsche Wetterdienst meinte danach: «Alle Messungen und Beobachtungen liegen im Rahmen der üblichen Variabilität der Witterung in Mitteleuropa.» Ein Zusammenhang mit dem Klimawandel ist nicht nachgewiesen. Er wird aber damals wie heute nicht ausgeschlossen.

«Lothar» ist Vergangenheit. Was Waldexperten seit einigen Jahren viel mehr zu schaffen macht, sind Hitze und Trockenheit. «Borkenkäfer und Dürre - das toppt «Lothar» noch», sagt Forstökonom Hartebrodt.
dpa
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