Vorsprung durch Wissen
schließen x
Suchbegriff
Rubrik
 Suchen
Das Informationszentrum für die Landwirtschaft
21.01.2012 | 10:18 | Nachwachsende Rohstoffe 

Forschungsprojekt möchte Kartoffel als Energiepflanze fit machen

Braunschweig - Kartoffeln zum Essen in gekochtem oder gebratenem Zustand oder in Form von Chips, Pommes frites, Gratin, Püree u.v.m. kennt jeder.

Kartoffeln
Die Kartoffel als künftige Energiepflanze? (c) proplanta
Als nachwachsende Rohstoffe sind sie weniger bekannt. Hier spielen sie als Lieferanten von Kartoffelstärke, die als Rohstoff in der Papier- und Kunststoffindustrie und bei der Herstellung von Leimen eingesetzt werden, eine wichtige Rolle. Kaum beachtet ist bisher, dass Kartoffeln als Substrat in Biogasanlagen zur Energiegewinnung große Vorteile aufweisen. So lockern sie die zurzeit stark maislastigen Fruchtfolgen auf.

Ein dreijähriges, von der Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e.V. (FNR) gefördertes Forschungsvorhaben soll nun das züchterische Potenzial von Stärkekartoffeln verbessern, um sie als erneuerbare Energieträger wettbewerbsfähig zu machen. Projektpartner sind neben dem Julius Kühn-Institut (JKI) das Leibniz-Institut für Pflanzengenetik und Kulturpflanzenforschung (IPK) sowie ein Kartoffelsaatzuchtunternehmen.

Ziel ist es, Kartoffeln zu erhalten, die sehr hohe Stärkegehalte mit einer dauerhaften Widerstandsfähigkeit gegen die am meisten gefürchtete Kartoffelkrankheit, die Kraut- und Knollenfäule (Phytophthora infestans), vereinen. „Mit den daraus gezüchteten optimal angepassten Sorten kann die Kartoffel mit Mais und anderen Substraten konkurrieren“, so Dr. Thilo Hammann vom Julius Kühn-Institut. Unter den vorherrschenden Klima- und Bodenbedingungen Nordwesteuropas liefert die Kartoffel die höchsten Erträge an nutzbaren Kohlenhydraten. Gerade auf weniger guten Böden ist sie dem Mais oder der Zuckerrübe ebenbürtig, wenn nicht gar überlegen.

Als Energiepflanze benötigen Kartoffeln andere Eigenschaften als Stärke- oder Speisekartoffeln. Am JKI-Standort Groß Lüsewitz werden daher aktuelle Sortenzuchtstämme mit Kartoffelklonen aus dem JKI-Prebreeding-Programm gekreuzt, die eine hohe quantitative Widerstandsfähigkeit gegen den Erreger der Kraut- und Knollenfäule aufweisen. Das Gleiche geschieht mit stärkereichen Landsorten aus der IPK-Genbank. Mit Hilfe einer genetischen Assoziationsstudie wollen die Wissenschaftler molekulare Marker für die züchterische Selektion auf dauerhafte Widerstandsfähigkeit gegen P. infestans und hohe Stärkegehalte entwickeln. Des Weiteren wird das Lagerungsverhalten ausgewählter Stärkesorten erfasst. Kann die Resistenz dauerhaft verbessert werden, verringern sich die Kosten zur Krankheitsbekämpfung und erhöhen so die Wirtschaftlichkeit des Rohstoffes Kartoffel. Gleichzeitig gelingt so ein positiver Beitrag zur Nachhaltigkeit beim Anbau nachwachsender Rohstoffe.

Kartoffeln werden üblicherweise vegetativ vermehrt. Pflanzknollen einer Sorte stellen daher einen genetisch identischen "Klon" dar. Anders ist es in der Züchtung: Für Sorten mit neuen Merkmalskombinationen muss das Erbgut unterschiedlicher Pflanzen zunächst durch Kreuzung miteinander kombiniert werden, d. h. Nachkommen werden hier auf geschlechtlichem (generativem) Wege erzeugt. (JKI)
Kommentieren Kommentare lesen ( 1 )
weitere Artikel

Status:
Name / Pseudonym:
Kommentar:
Bitte Sicherheitsabfrage lösen:


Kommentare 
Anselm schrieb am 27.01.2012 11:26 Uhrzustimmen(161) widersprechen(138)
Das ist doch super was man alles neu erfinden kann.... Die Kartoffel war jahrzehnte lang die wichtigste Pflanze zur Ethanolgewinnung, hauptsächlich in Süddeutschland und Österreich... Aber: sie war auch die teuerste Pflanze und die Energiegewinnung daraus hoch subventioniert. Und dass Kartoffeln ein sehr guter Eneergielieferant ist, können einige Biogasanlagen bestätigen, die Kartoffelabfälle vergären.... Man muss halt wissen wie das geht...
  Weitere Artikel zum Thema

 Wirtschaftliche Lage bayerischer Biogasbetreiber verschlechtert

 Rückbau von Biogasanlagen verhindern

 Dringend neue Perspektive für Biogasanlagen notwendig

 Biogas-Fachverband fordert Um- statt Neubau

 Kraftwerksstrategie vernachlässigt Biogas

  Kommentierte Artikel

 Söder setzt sich gegen Verbrenner-Aus ab 2035 ein

 2023 war Jahr der Wetterextreme in Europa

 Wind- und Freiflächen-Solaranlagen: Niedersachsen führt Abgabe ein

 Keine Reduzierung beim Fleischkonsum durch Aufklärung

 Größter Solarpark von Rheinland-Pfalz eröffnet

 Gipfelerklärung der EU setzt auf Lockerungen für Landwirte

 Grundwasser in Bayern wird weniger

 Lindnerbräu - Hoch die Krüge!

 Mutmaßlicher Wolfsangriff - mehrere Schafe in Aurich getötet

 Weniger Schadholz - Holzeinschlag deutlich gesunken