Was viele nicht wissen: der Anbau der eiweiß- und ölreichen Sojabohne ist auch in unseren Breiten ohne weiteres möglich. Eine Lösung, um Importe zu verringern, ist, den Sojabohnenanbau in Süddeutschland zu optimieren und auszuweiten – denn die Nachfrage ist hoch.
Die Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) engagiert sich bei der Züchtung heimischer Sojasorten, die im bayerischen Klima gut wachsen. Die wärmeliebende Pflanze aus der Familie der Hülsenfrüchte (Leguminosen) profitiert von warmen Sommertemperaturen und fühlte sich in den letzten Jahren in Bayern ziemlich wohl.
Warum sind Sojabohnen für die Pflanzenzüchter der LfL interessant? Sojabohnen liefern hochwertiges Eiweiß, das beim Menschen beispielsweise als Tofu, Sojawürstchen oder Sojajoghurt sowie als Milchersatz für Kuhmilch-Allergiker bekannt ist. Auch und gerade zur Fütterung von Schweinen und Geflügel ist Sojaeiweiß unverzichtbar, da es lebensnotwendige Proteinbausteine in optimaler Kombination liefert.
Für die ökologische Tierhaltung spielt heimisches Soja als Futter ohne
Gentechnik eine besondere Rolle. Eine leistungsfähige Soja-Sortenzüchtung übernimmt in Bayern mehrere Funktionen. Züchtung und Selektion bearbeitet die LfL wissenschaftlich exakt und transparent, modernste Verfahren gewährleisten eine präzise Züchtung ohne Gentechnik.
Die enge Kooperation der LfL mit den privaten, bayerischen Soja-Züchter gibt diesen Einblick in die Ergebnisse der internationalen Forschung und sie können dies für eigene, regional angepasste Sojasorten nutzen.
Züchtung findet in langen Zeitintervallen von rund 10 Jahren und mehr statt, der erfolgreiche Weg ist an einzelnen Teilerfolgen messbar. Die Sojapflanzen setzen den Züchtern allein durch ihre sehr kleinen Blüten mit einer Größe von 1-3 Millimetern enge Grenzen. Hier ist Fingerspitzengefühl und Fingerfertigkeit gefragt. Jede Feinheit, wie besonders Licht oder andere Beleuchtungszeiten, die die Blüten größer werden lässt, kann die Kreuzung von Hand erleichtern und damit den Kreuzungserfolg erhöhen.
Die Internationale Vernetzung der LfL mit Genbanken in Kanada und den USA, aber auch den Ursprungsländern des Soja wie Korea, Japan oder China gibt der Züchtung eine breite Basis an Zuchtstämmen, die für Versuche im bayerischen Klima getestet werden können. Auf diesem Weg lassen sich diejenigen Sojasorten finden, die mit bayerischen Temperaturen und Regenmengen am besten wachsen.
An der LfL ist die sogenannte molekulargenetische Analytik („precision breeding“) etabliert und beschleunigt die Entwicklung neuer Sorten ganz wesentlich. Es erlaubt, wichtige Gene gezielt in den Kreuzungspflanzen zu suchen und zu finden. Und mit diesen Genen sind besondere Leistungen (Ertrag, frühe Abreife, Proteingehalt) oder Qualitäten verknüpft. Es entsteht Zuchtmaterial und damit Sojabohnensorten, die die gewünschten Eigenschaften besitzen.
Der Freistaat Bayern fördert die Ausweitung des Anbaus und der Produktion von gentechnikfreien heimischen Eiweißfuttermitteln im Rahmen der Eiweißinitiative. Das LfL-Forschungsprojekt wird durch das Bundeslandwirtschaftsministerium über die BLE finanziell unterstützt.