Der Vorsitzende der Verbändeallianz,
Franz-Josef Holzenkamp, betonte am Dienstag (18.1.) in Berlin, dass eine verlässliche
Versorgung der Menschen mit sicheren, hochwertigen Nahrungsmitteln unter Berücksichtigung der ökonomischen und ökologischen Nachhaltigkeitsziele des Green Deal eine der größten Herausforderungen dieser Zeit sei. „Dies kann nur gelingen, wenn die Politik in der neuen Legislaturperiode die notwendigen Voraussetzungen schafft“, stellte
Holzenkamp klar.
Die neue Bundesregierung sollte sich auf EU-Ebene dem Grain Club zufolge für eine ganzheitliche Überprüfung der im Rahmen der Farm-to-Fork-Strategie vorgesehenen Maßnahmen einsetzen. Vor allem die Wirksamkeit und negativen Auswirkungen auf die landwirtschaftliche Produktion und wirtschaftlichen Strukturen im ländlichen Raum müssten hinterfragt werden.
Für die von der
EU-Kommission vorgeschlagenen Maßnahmen fehlten konkrete Angaben zu deren Umsetzung. Außerdem gebe es keine Folgenabschätzung. Indes zeigten mehrere wissenschaftliche Studien, dass die angestrebten Maßnahmen zu einem signifikanten Rückgang der gesamten landwirtschaftlichen Produktion führen würden.
Eine Ursache seien die geplanten pauschalen und unverhältnismäßigen Einschränkungen für die Pflanzenernährung und den Pflanzenschutz, die zu Lasten von Menge und Qualität der Ernteerzeugnisse gehen würden. Dies werde einschneidende Konsequenzen für die Produktion und den Agrarhandel haben. Den hierzulande in der tierischen Erzeugung tätigen Unternehmen drohe der Kollaps.
Präzisionslandwirtschaft fördern
Nach Ansicht des Grain Club sollte unter anderem die Anwendung von Innovationen in der Landwirtschaft, zum Beispiel die Genschere CRISPR/Cas, ermöglicht werden. „Neue Züchtungsmethoden können zur Erfüllung der Erwartungen der Verbraucher an eine nachhaltige Landbewirtschaftung und
Lebensmittelproduktion sowie an die Versorgungssicherheit beitragen”, erklärte Holzenkamp.
Auch die
Präzisionslandwirtschaft auf Basis von Digitalisierung und
Vernetzung spiele eine wichtige Rolle. Durch ihren Einsatz könnten die begrenzt verfügbaren landwirtschaftlichen Flächen ökologisch und ökonomisch noch effizienter genutzt und die Erzeugung hochwertiger Lebens- und Futtermittel unter den erschwerten Bedingungen sichergestellt werden.
Gerade wenn ein Produktionsrückgang in Europa zu erwarten sei, müsse außerdem der internationale Agrarhandel weiter gestärkt werden, mahnte der Grain Club. Importe von agrarischen Rohstoffen und regionale
Selbstversorgung seien kein Widerspruch, sondern ergänzten sich. Deshalb sollten Handelshemmnisse und pauschale Importbeschränkungen abgebaut werden. Zudem seien die Rahmenbedingungen für einen Ausgleich zwischen den wachsenden gesellschaftlichen Ansprüchen an die nachhaltige Rohstoffversorgung und der
Wettbewerbsfähigkeit in global vernetzten Lieferketten zu schaffen.
Ferner pocht der Grain Club auf die Schaffung von fairen Wettbewerbsbedingungen für energieintensive Industriebetriebe, um „Carbon Leakage“, also die Verlagerung von Emissionen, zu vermeiden. Damit die Industrie ihren CO2-Fußabdruck reduzieren könne, müssten wettbewerbsfähige, klimaneutrale Energieträger verfügbar sein.
Ziel sei es, die Lebensmittelproduktion in Deutschland zu halten und klimaneutral weiterzuentwickeln, betonte die Verbändeallianz, der der Bundesverband Agrarhandel (IVA), der Deutsche
Raiffeisenverband (DRV), der Deutsche Verband des Großhandels mit Ölen, Fetten und Rohstoffen (Grofor), der Verband der Ölsaatenverarbeitenden Industrie in Deutschland (
OVID) und der Verein der
Getreidehändler der Hamburger Börse (VdG) angehören.