Dazu haben Landesregierung, Kommunen und Verbände ein neues Versorgungskonzept entwickelt. «Die Grundwasserstände haben sich erheblich verändert», sagte
Umweltminister Olaf Lies am Montag in Hannover. «Wir gehen davon aus, dass der zunehmende
Klimawandel weitere Folgen haben wird.»
Mehrjährige Wetter-, Boden- und Wasserdaten wurden in Bezug zu den Ergebnissen verschiedener Klimamodelle gesetzt. Das Resultat: Auch in etlichen niedersächsischen Gebieten dürfte der Nutzungsdruck auf das
Grundwasser von 2015 bis 2050 nochmals anwachsen - besonders entlang eines Streifens vom Nordwesten in den Südosten des Landes.
Dies gilt laut Lies speziell für das «Fuhrberger Feld» im Norden Hannovers, woher auch ein Großteil des Trinkwassers für die Landeshauptstadt und deren Umgebung stammt. Außerdem wird in Ost-Niedersachsen zwischen Wendland und Harz sowie in manchen Regionen westlich von Hannover und im südlichen Emsland mit einer möglichen Verschärfung gerechnet.
Die Belastung der vorhandenen Wasserreservoirs kann steigen, wenn nicht genügend Grundwasser nachgebildet wird, während die Entnahme zu stark ist. Dieses Gleichgewicht sei teilweise gestört, so Lies. Der SPD-Politiker erklärte, insgesamt nehme den Schätzungen zufolge der Bedarf der Landwirtschaft noch zu. Der zurückliegende März 2022 sei einer der trockensten seit Beginn der
Wetteraufzeichnungen gewesen, es habe im Landesschnitt gut 20 Liter Regen pro Quadratmeter gegeben - nur etwas mehr als ein Drittel des Vergleichszeitraums 1991 bis 2020.
Ziel des Wasser-Managements ist es, weitere Einsparmöglichkeiten zu prüfen, vor allem aber ein Umdenken anzuregen: weg von Entwässerung und Ableitung hin zu Speicherung, Mehrfachnutzung und besserer Verteilung. «In einigen Regionen gab es schon Einschnitte und Schwierigkeiten bei der Beregnung», sagte Lies im Rückblick auf die trockenen Jahre 2018/2019, nachdem 2017 noch ein «extrem nasses Jahr» war. «Wir müssen
Wasser sparen, vorhandenes Wasser klüger managen.»
Nutzungskonflikte zwischen Verbrauchern, Agrarbetrieben und Industrie müssten dabei frühzeitig entschärft werden. Das Konzept schlägt unter anderem eine stärkere Berücksichtigung von «Schwammböden» statt
Versiegelung, mehr Schutz von Mooren, einen Schwerpunkt auf Laub- und
Mischwald in der Forstwirtschaft, mehr Regenwassernutzung und den Aufbau von Wasserkreislaufsystemen sowie Informationsnetzwerken vor.
Im Basisjahr für die Erarbeitung des Konzepts, 2015, waren 59 Prozent des Grundwassers für die öffentliche
Versorgung bestimmt. 21 Prozent gingen in Niedersachsens Landwirtschaft, 16 Prozent in die Industrie. Vor allem die zur Bewässerung von Äckern nötige Menge soll steigen.
Lies stellte klar: «Die Sorge, es könnte nicht genug Trinkwasser geben, ist unbegründet.» Ebenso deutlich sei für ihn allerdings: «Das sind die Folgen des Klimawandels, die dazu führen, dass wir Mehrbedarf haben für die
Beregnung - und auf der anderen Seite die Situation, dass wir den Grundwasserkörper dadurch mehr belasten.»
Die Kommunen bewerteten die Vorschläge positiv, betonten jedoch zugleich, das Land müsse ausreichende finanzielle Unterstützung für den Aufbau von Daten- und Wasserleitungssystemen bereitstellen. «Es wäre schwierig, das auf die Wassergebühren umzulegen», sagte der Präsident des Niedersächsischen Städte- und Gemeindebundes, Marco Trips, mit Blick auf die aktuell schon sehr hohe Inflation.
Thorsten Riggert vom
Landesbauernverband wies darauf hin, dass örtlich trotz Trockenheitsstresses recht viel Grundwasser neugebildet werde: «Die Badewanne unter uns läuft nach wie vor über. Wir haben regional höheren Nutzungsdruck, aber insgesamt ist Niedersachsen ein wasserreiches Land.» Die Unternehmerverbände Niedersachsen kritisierten, erst spät über das Konzept informiert worden zu sein.
Auch die Grünen bemängelten Teile des Verfahrens. Ihr Fraktionsvize im Landtag,
Christian Meyer, hält die Zahl der bisherigen konkreten Pilotvorhaben nach der langen Planungsphase für zu gering. «Es fehlen verbindliche Regelungen für Wohngebiete, Industrie und Gewerbe, um den Wasserverbrauch zu senken», meinte er. «Das Wiedervernässen von Mooren, die dann als natürliche Wasserspeicher dienen, kommt nicht voran.» Außerdem gebe es immer noch zu viel Bodenversiegelung.