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06.07.2020 | 00:03 | Corona-Ausbruch 

Tierwohl-Grundsatzdebatte nimmt Fahrt auf

Rheda-Wiedenbrück - Nach dem Corona-Ausbruch beim Fleischverarbeiter Tönnies werden die Rufe nach Veränderungen in der Branche lauter.

Tierwohl in Deutschland
Der Diskurs um den Corona-Ausbruch in Deutschlands größter Schlachterei hat sich weiterentwickelt - plötzlich wollen alle mehr Tierschutz. CSU und Grüne legen ähnliche Vorschläge auf den Tisch. (c) proplanta
Bayerns Ministerpräsident Markus Söder machte sich in einer Videobotschaft für kleinere Landwirtschaftsbetriebe in Deutschland stark.

«Agrar-Ökologie statt Agrar-Kapitalismus - das könnte doch ein Weg sein für die Zukunft», sagte der CSU-Chef am Samstag - und ist damit nicht weit entfernt von den Grünen. Deren Chef Robert Habeck forderte in der «Bild am Sonntag» ein Ende der Riesenschlachthöfe, dafür mehr regionale Schlachtereien.

«Die Transportzeit der Tiere zum Schlachthof darf längstens vier Stunden betragen», verlangte Habeck. Er pochte auch auf verbindliche Distanzregeln in den Betrieben. «Unabdingbar ist ein Abstand von 1,5 Metern.» Der Grünen-Chef warf der Bundesregierung ein Spiel auf Zeit und Abhängigkeit von Lobbygruppen vor. Insbesondere das Landwirtschaftsministerium tue sich «als Bremsklotz» hervor.

Söder sagte, die Landwirte müssten mehr Möglichkeiten bekommen, ihre Ställe und das Tierwohl zu organisieren und trotzdem wirtschaftlich zu bleiben. Viele Bürger seien auch bereit, dann mehr Geld auszugeben. «Es soll so sein, dass Fleisch nicht unendlich teuer wird, es soll für jeden erschwinglich sein.»

Für Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) gibtes kein Recht auf tägliches Billigfleisch, wie sie der «Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung» sagte. Dumpingpreise für Fleisch würden nicht dem Wert der Ware entsprechen.

«Ich lasse derzeit juristisch prüfen, inwieweit es möglich ist, der Werbung mit Lockangeboten beim Fleisch Einhalt zu gebieten», sagte sie. Mehr Tierwohl erreichen möchte die CDU-Politikerin mit Stallumbauten, einem staatlichen Tierwohlkennzeichen oder Prämien für Landwirte, die ihre Betriebe entsprechend umbauen.

Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) sprach sich für eine verpflichtende Fleischabgabe aus, um höhere Standards bei der Produktion zu decken. Kritik, dass eine solche Abgabe Geringverdiener zusätzlich belaste, wies er im «Welt»-Interview zurück: «Den Preis müssen dann andere zahlen, Menschen und Tiere, und das ist sicher nicht fair.»

Am Hauptstandort des in die Kritik geratenen Fleischverarbeiters Tönnies in Nordrhein-Westfalen protestierten am Samstag Aktivisten gegen Massentierhaltung. Vier Teilnehmer besetzten zeitweise das Dach des Betriebs und brachten dort ein Transparent mit der Aufschrift «Shut Down Tierindustrie» an.

Der Fleischverarbeiter hatte in den vergangenen Wochen Schlagzeilen gemacht, weil dort mehr als 1.500 Mitarbeiter mit dem Virus Sars-Cov-2 infiziert worden waren. Die Bevölkerung in den Kreisen Gütersloh und Warendorf hatte deshalb erneut weitgehende Einschränkungen des Alltags hinnehmen müssen. Die Einschränkungen im Kreis Gütersloh gelten noch bis zum 7. Juli.
dpa
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