Wie aus einem aktuellen Wirtschaftsbericht der Universität Wageningen und der niederländischen Statistikbehörde (CBS) hervorgeht, legten die betreffenden Ausfuhrerlöse im Vergleich zu 2019 um etwa 1 Mrd Euro oder 1,1 % auf insgesamt rund 95,6 Mrd Euro zu, und zwar vor allem preisbedingt.
Dem Bericht zufolge wurde im vergangenen Jahr außerdem sektorbezogene Technik wie
Melkroboter und Maschinen für die
Lebensmittelindustrie im Wert von schätzungsweise insgesamt 9,8 Mrd Euro im Ausland vermarktet, womit das Vorjahresniveau in etwa gehalten wurde. Der größte Anteil entfiel hier weiterhin auf Landmaschinen, obwohl für diese ein Rückgang der Auslandserlöse um 100 Mio Euro auf 2,5 Mio Euro verzeichnet wurde.
Die zweit- und die drittwichtigste Produktgruppe waren Maschinen für die Nahrungsmittelherstellung mit 1,9 Mrd Euro und Baustoffe für Gewächshäuser mit 1,8 Mrd Euro. Der Anteil von Reexporten, also von importierten Agrarprodukten und Lebensmitteln, die wieder ausgeführt wurden, wird auf 28,6 % beziffert; das waren 1,1 Prozentpunkte mehr als im Vorjahr.
Auch Rekordeinfuhren
Wichtigstes Ausfuhrgut der Niederländer sind traditionell Zierpflanzen, für die 2020 rund 9,5 Mrd Euro erlöst wurden, gefolgt von Fleisch mit 8,7 Mrd Euro. Des Weiteren wurden Milchprodukte und Eier im Gesamtwert von etwa 8,3 Mrd Euro sowie Gemüse für 7,1 Mrd Euro und Obst für 7 Mrd Euro ins Ausland verkauft. Im Gegenzug erhöhten sich dem Bericht zufolge 2020 die niederländischen Agrareinfuhren im Vergleich zum Vorjahr wertmäßig um 3 Mrd Euro oder 3,7 % auf den Spitzenwert von 67,1 Mrd Euro.
Wichtigster Lieferant blieb Deutschland mit einem Plus von rund 200 Mio Euro oder 1,8 % auf 11,4 Mrd Euro. Unter dem Strich erreichte die Niederlande im vorigen Jahr einen Agraraußenhandelsüberschuss von etwa 28,5 Mrd Euro; das allerdings waren 2 Mrd Euro oder 6,6 % weniger als der 2019 erreichte Rekord. Vom Gesamtsaldo entfielen allein 13,2 Mrd Euro auf Deutschland.
Belgien zweitwichtigster Absatzmarkt
Nach den Berechnungen der Statistiker und Forscher blieb Deutschland 2020 der wichtigste Abnehmer von Agrarprodukten und
Lebensmitteln aus den Niederlanden. Der betreffende Wert wird auf 24,6 Mrd Euro beziffert; das bedeutete im Vorjahresvergleich ein Plus von 1 Mrd Euro oder 4,2 % und die größte absolute Steigerung im Ländervergleich. Ausschlaggebend dafür waren vor allem höhere Einnahmen aus dem Verkauf von Gemüse, Obst, Ölsaaten und -früchten sowie von natürlichen Fetten und Ölen.
Ebenfalls kräftig legten die Erlöse im
Exportgeschäft mit China zu, und zwar um 700 Mio Euro auf 3,8 Mrd Euro. Vor allem die Erlöse für Babymilchpulver und
Schweinefleisch nahmen dort zu. Damit verdrängte das „Reich der Mitte“ auf der Rangliste der Empfängerländer Italien vom fünften auf den sechsten Platz. Die Nummer zwei war unverändert Belgien, trotz eines Rückgangs bei den Bezügen von 200 Mio Euro auf 10,6 Mrd Euro.
Auf dem dritten Platz rangierte erneut das Vereinigte Königreich, wo die Niederlande 2020
Agrarprodukte für 8,4 Mrd Euro vermarkteten; im Vorjahr waren es allerdings noch 300 Mio Euro mehr gewesen. Diese Einbußen werden mit dem Brexit begründet. Viertwichtigster Kunde war Frankreich, das die betreffenden Importe um 100 Mio Euro auf 7,6 Mrd Euro einschränkte.
Corona-Auswirkungen unsicher
Wie die Autoren des Berichts mit Blick auf die künftigen Auswirkungen des Brexit betonen, dürfte der Agrarhandel zwischen den Niederlanden und dem Vereinigten Königreich dadurch fast so hart getroffen werden wie der Warenaustausch zwischen dem Vereinigten Königreich und der Republik Irland. Die Niederlande seien unter den EU-Ländern der wichtigste Lieferant von Agrarprodukten für das ehemalige Mitgliedsland.
Die Exporte auf die Insel dürften auch im Zuge einer wahrscheinlichen Abwertung des britischen Pfunds gegenüber dem Euro beeinträchtigt werden. Erschwerend hinzu kämen Zollformalitäten, die die Waren unter dem Strich um schätzungsweise 7 % verteuern könnten.
Mit Blick auf die Auswirkungen der Corona-Krise auf den niederländischen Agraraußenhandel heben die Fachleute hervor, dass dieser sich zumindest im vergangenen Jahr als deutlich widerstandsfähiger erwiesen habe als der Handel mit anderen Gütern. Allerdings dürfte vor allem der Absatz von landschaftlichen Erzeugnissen für die Gastronomie leiden.
Hochgradig unsicher sei indes, wie sich die zweite Corona-Welle auf den Außenhandel mit Agrar- und Lebensmitteln auswirken werde. Ausschlaggebend dafür dürften die Dauer, die Frequenz und die Strenge der Lockdowns sein, so die Experten.