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25.06.2017 | 10:00 | Bodenmarkt 

Bodenpreise: Direktzahlungen für Anstieg verantwortlich

Brüssel - Die flächengebundenen Direktzahlungen dürften wesentlich mit zum Anstieg der Kauf- und Pachtpreise für Agrarland beigetragen haben, erklärte Scheele aus der Generaldirektion Landwirtschaft von der EU-Kommission am Mittwoch (21.6.) beim Workshop „Zugang der Landwirte zu Land“ der Europäischen Vereinigung der Institutionen für die Entwicklung des ländlichen Raumes (AEIAR) in Brüssel.

Bodenpreise
Auf den preissteigernden Einfluss der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) auf den landwirtschaftlichen Bodenmarkt hat Martin Scheele aus der Generaldirektion Landwirtschaft von der EU-Kommission hingewiesen. (c) proplanta
Dabei seien die höheren Bodenpreise auch ein Hinderungsgrund für potentielle Junglandwirte, in die Landwirtschaft einzusteigen.

Scheele zufolge dürfte die GAP deshalb in Zukunft ihren Fokus stärker auf Ergebnisse anstatt auf relativ bedingungslose Zahlungen legen. Unter anderem werde es darum gehen, die Wettbewerbskraft der Landwirte zu stärken oder Maßnahmen gegen den Klimawandel und gegen Wasserknappheit zu fördern.

AEIAR-Präsident Michel Baylac beklagte eine erhebliche Konzentration des Agrarlandes in Europa, wenngleich mit deutlichen Unterschieden zwischen den Mitgliedstaaten, aber auch innerhalb der EU-Länder. Baylac monierte, dass die EU-Gesetzgebung teilweise wirksame Gesetze der Mitgliedstaaten gegen eine Landkonzentration verhindere.

Für Ausbau des Vorkaufsrechts

Laut Dr. Thomas Wiedmann von der Generaldirektion für Kapitalverkehr sind der Kommission Widersprüche zwischen dem europäischem Recht und nationalen Regelungen im Hinblick auf den Bodenmarkt bekannt. Man wolle dafür Sorge tragen, dass Maßnahmen zur Vermeidung von Finanzspekulation, zum Erhalt traditioneller Landwirtschaft oder zur Sicherung einer vernünftigen Landnutzung nicht durch EU-Recht blockiert werden. Allerdings müsse gewährleistet sein, dass die nationalen Regelungen mit dem EU-Recht übereinstimmten.

Die Europaabgeordnete und Berichterstatterin der Ende April verabschiedeten nicht-legislativen Resolution zurAgrarlandkonzentration, Maria Noichl, verwies darauf, dass in der EU- 27 nur etwa 3 % der Betriebe mehr als 50 % der landwirtschaftlich genutzten Fläche kontrollierten.

Als Grund nannte die SPD-Agrarpolitikerin neben den Direktzahlungen die ungleiche steuerliche Behandlung der Landwirte gegenüber Finanzholdings. Die grüne Europaabgeordnete Maria Heubuch forderte ein wirksameres Vorkaufsrecht für Landwirte sowie eine Preisdeckelung. Grünlandpreise von 50.000 Euro pro Hektar nannte Heubuch einen „Skandal“.

Niedriges Zinsniveau fördert Kaufinteresse

Der Vorsitzende des Bundesverbandes der gemeinnützigen Landgesellschaften (BLG), Volker Bruns, begrüßt ausdrücklich den Beschluss des EU-Parlaments zum Noichl-Bericht. Damit werde die Bedeutung der Bodenpolitik für die Zukunft der Landwirtschaft und Agrarstruktur in Europa in den politischen Fokus gerückt. Das große außerlandwirtschaftliche Interesse an Agrarland in Ostdeutschland führt Bruns unter anderem auf das niedrige Zinsniveau zurück.

Bogdan Podgorski von der polnischen Agentur für landwirtschaftliche Immobilien (ANR) verwies auf die angespannte Lage auf dem landwirtschaftlichen Bodenmarkt in seiner Heimat. So sei der Kaufpreis seit dem EU-Beitritt Polens um durchschnittlich 12 % bis 13 % jährlich gestiegen. Zudem wies Podgorski auf die zunehmenden Probleme hin, die der immer teurere Produktionsfaktor Boden den polnischen Landwirten bereite. Im Jahr 2016 sei der Pachtpreis für einen Hektar mit dem Wert von etwa 12,6 dt Weizen zu vergleichen gewesen.

Der Direktor des französischen Dachverbandes der Landentwicklungsgesellschaften (FNSAFER), Robert Levesque, machte für die Zunahme der Agrarlandkonzentration auch die massive Abnahme der Wertschöpfung in der Landwirtschaft verantwortlich. Dies führe zu einem geringeren Einkommen als beim Rest der Bevölkerung und dadurch zu einer Kapitalverlagerung, weg von der Landwirtschaft. Dies zeige sich dann unter anderem darin, dass verstärkt außerlandwirtschaftliche Akteure auf dem Bodenmarkt aktiv würden.
AgE
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