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17.01.2021 | 06:20 | Agrarexporte 2020 

Corona-Krise beeinträchtigt deutsche Agrarausfuhren

Berlin - Die deutschen Agrarexporte haben 2020 einen Dämpfer erhalten.

Agrarexporte
Der Gesamtexport dürfte im Krisenjahr 2020 um mehr als zwei Prozent geschrumpft sein - Pandemie und Tierseuchen dämpfen das Auslandsgeschäft bei Lebensmitteln und Agrarprodukten - Grenzüberschreitender Landtechnikhandel gegen den Trend im Plus - Industrie mahnt stärkere Bemühungen der Politik zur Offenhaltung von Auslandsmärkten an - GEFA-Exportgespräch zum Jahresauftakt. (c) proplanta
Wie aus der am vergangenen Mittwoch (13.1.) im Rahmen einer virtuellen Pressekonferenz vorgestellten Prognose der German Export Association for Food and Agriproducts (GEFA) für das abgelaufene Jahr hervorgeht, beliefen sich die Gesamtausfuhren auf 78,4 Mrd Euro; damit wurde das 2019 erzielte Ergebnis um 2,3 % verfehlt.

Maßgeblich für dieses Minus war der Rückgang bei den Ausfuhren von Agrarprodukten und Lebensmitteln, wo es gemäß den noch vorläufigen Zahlen des Statistischen Bundesamtes (Destatis) um 2,7 % auf 71,8 Mrd Euro nach unten ging. Dem stand im Jahresvergleich ein Plus von 1,5 % auf 6,6 Mrd Euro bei den Landtechnikausfuhren gegenüber, wobei diese Angabe der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) beisteuerte.

„Das vergangene Jahr hat uns in mehrfacher Hinsicht vor bisher nicht gekannte Prüfungen gestellt“, sagte der GEFA-Sprecher und Geschäftsführer in der Vion Food Group, Bernd Wirtz. Dem kritischen Jahresauftakt durch Covid-19 sei ein ebenso kritischer „Export-Herbst“ gefolgt, erklärte Wirtz. Verschärft habe sich die Situation durch den Ausbruch von Tierseuchen, deren teilweise dramatische Auswirkungen aktuell noch gar nicht richtig abgeschätzt werden könnten.

„Vor allem mit Blick auf das Drittland sind deshalb deutlich verstärkte politische Initiativen und Unterstützung notwendig, um bisherige Marktzugänge zurückzuerlangen und schrittweise neue Marktöffnungen für unsere Exporteure zu erreichen“, so der GEFA-Sprecher.

Convenience-Produkte profitieren vom Lockdown



Laut Darstellung von Wirtz hat Corona die hiesige Agrar- und Ernährungswirtschaft völlig unterschiedlich gefordert. So seien sehr viele Exporteure zu Beginn der Pandemie mit der teilweise kompletten Umorganisation ihrer Produktions- und Lieferketten für den Wareneinkauf und für den Export ihrer Erzeugnisse gefordert gewesen, berichtete der GEFA-Sprecher. Diese Verzögerungen hätten die Unternehmen der Branche vergleichsweise schnell abgebaut.

Im Verlauf des Frühjahrs habe sich dann gezeigt, dass es durch nahezu weltweite Lockdowns in vielen wichtigen Exportzielmärkten zu kompletten Verschiebungen in den Marktsegmenten gekommen sei. Die Nachfrage habe sich vom Außer-Haus-Verzehr zum klassischen Lebensmittelhandel und zum Online-Handel hin verschoben. „Produkte mit hohem Convenience-Grad zur leichten Zubereitung im Haushalt waren und sind die Gewinner der Krise“, hob Wirtz hervor.

Politik als Türöffner



Die Agrarexporteure haben nach den Worten des GEFA-Sprechers in der Krise entschlossen gehandelt, könnten aber allein keine Märkte öffnen. So könnten die Auswirkungen der Afrikanischen Schweinepest (ASP) in Deutschland - insbesondere auf die Landwirtschaft - nur durch die Anerkennung der sogenannten Regionalisierung in vielen wichtigen Drittlandsmärkten gemildert werden. Dies könne allerdings nur auf staatlicher Ebene verhandelt werden. Um den umfangreichen Bemühungen der Fachebene zum Erfolg zu verhelfen, sei in vielen Ländern auch eine hochrangige politische Unterstützung notwendig.

Internationaler Fleischhandel kommt unter die Räder



Nach einzelnen Branchen aufgeschlüsselt liegen Auslandsumsätze des Agrar- und Ernährungssektors bisher nur bis Oktober 2020 vor. Mit dem Export von Molkereiprodukten erzielten deutsche Unternehmen Destatis zufolge in diesem Zeitraum einen Umsatz von 8,5 Mrd Euro, was im Vergleich mit den ersten zehn Monaten von 2019 einem Minus von „nur“ 0,4 % entspricht.

Wesentlich härter hat es im Krisenjahr 2020 die deutschen Hersteller von Fleisch- und Wurstwaren getroffen, für die es zwischen Januar und Oktober 2020 gegenüber dem gleichen Vorjahreszeitraum bei den Auslandslieferungen wertmäßig um 4,3 % auf 7,9 Mrd Euro nach unten ging. Große Bedeutung hat das Exportgeschäft traditionell auch für die deutsche Süßwarenindustrie, deren Auslandsgeschäft im Zehnmonatsvergleich um 3,0 % auf 7,0 Mrd Euro schrumpfte.

Beim Export von Obst, Gemüse und Kartoffeln ging es laut den noch vorläufigen Zahlen von Destatis um 5,2 % auf 3,3 Mrd Euro bergab, bei den Bierlieferungen ins Ausland sogar um 7,9 % auf 1,0 Mrd Euro.

Lebendtierexport schwächelt



Noch mehr schwächelte in den ersten zehn Monaten von 2020 das Auslandsgeschäft mit lebenden Tieren bei einem kräftigen Minus von 18,3 % auf 0,9 Mrd Euro, während sich der Abschlag mit 1,3 % auf 0,8 Mrd Euro bei lebenden Pflanzen in deutlich engeren Grenzen hielt. Regelrecht unter die Räder kam der Weinexport. Zwischen Januar und Oktober 2020 wurden deutsche Weine im Wert von 0,8 Mrd Euro ins Ausland verkauft, was gegenüber dem gleichen Zeitraum 2019 einen Absturz um ebenfalls 18,3 % bedeutet.

Die Landtechnik war bei einem Plus von 1,4 % auf 5,4 Mrd Euro die einzige Agrarexportbranche, die dem widrigen Umfeld trotzen konnte. Backwaren wurden bis Oktober 2020 im Wert von ebenfalls 5,4 Mrd Euro ins Ausland verkauft; hier gab es nur einen minimalen Rückgang zum Jahr davor. Quer über alle Warengruppen ergibt sich damit für die ersten zehn Monate 2020 ein Exportminus von 2,0 % auf 65,6 Mrd Euro.
AgE
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