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24.10.2021 | 02:19 | Milchmarkt 

EU-Kommission erwartet nur geringes Milchmengenwachstum

Brüssel / Bonn - In ihrer Herbstprognose geht die EU-Kommission bis Ende 2022 nur von einer moderaten Zunahme der Milcherzeugung in der Gemeinschaft aus.

Milchverarbeitung
Behörde sagt moderaten Anstieg der EU-Milcherzeugung bis Ende 2022 voraus - Kuhbestand dürfte weiter sinken - Milcherzeugerpreisanstieg soll im Winter verhalten ausfallen - Dagegen sprechen laut Analysten Preise für Milchprodukte auf sehr hohem Niveau - Notierungen für Butter und Käse in Deutschland angehoben - Milchpulver erneut teurer gehandelt - Preise an der GDT weiter angezogen. (c) proplanta
Die Brüssler Analysten erwarten, dass die Rohmilchanlieferungen an die Molkereien in den Mitgliedstaaten 2021 gegenüber dem Vorjahr um rund 400.000 t oder 0,3 % auf 145,8 Mio t wachsen; im kommenden Jahr soll ein Anstieg um 900.000 t oder 0,6 % auf 146,7 Mio t erfolgen. Hierbei unterstellt die Kommission, dass die Milchkuhbestände weiter rückläufig sind, und zwar um 0,8 % in diesem Jahr und 0,9 % im nächsten.

Bei der Zählung im Mai und Juni 2021 in den 13 wichtigsten Produzentenländern hatte die Milchkuhherde allerdings binnen Jahresfrist um 1,3 % abgenommen. Die geringere Tierzahl soll durch weitere Produktivitätsfortschritte mehr als ausgeglichen werden. Diese werden für dieses Jahr auf 1,3 % und 2022 auf 1,5 % veranschlagt, womit die durchschnittliche Milchleistung je Kuh auf 7.713 kg steigen würde. Allerdings weisen die Experten darauf hin, dass die hohen Kosten für Zukauffutter die Steigerungsraten bei der Produktivität bereits gemindert hätten; 2019 hatte diese Rate noch bei 2,8 % gelegen.

Etwas überraschend geht die Kommission davon aus, dass der saisonale Anstieg der Milcherzeugerpreise über den Winter „begrenzt ausfallen“ dürfte. Sie begründet das mir einer voraussichtlich nachlassenden Nachfrage in China sowie in anderen „preissensiblen Märkten“, bei gleichzeitig saisonal zunehmender Milcherzeugung in der EU.

Nach den zuletzt verfügbaren Daten lag der mittlere EU-Milcherzeugerpreis im August bei 36,40 Cent/kg und damit um 10,0 % über dem Vorjahresniveau. Der Butterpreis übertraf das Augustniveau von 2020 jedoch um 15,8 %, Magermilchpulver um 19,0 % und Gouda um 6,4 %. Seitdem sind die Preise für Standardmilchprodukte weiter kräftig gestiegen, teilweise auf mehrjährige Höchststände.

Da die Milcherzeugerpreise erst mit zeitlicher Verzögerung folgen, Milchprodukte auch international teurerer geworden sind und das Rohstoffangebot meist als knapp beschrieben wird, besteht laut Experten durchaus die Möglichkeit für einen kräftigeren Anstieg der Milcherzeugerpreise in den nächsten Monaten. 

Butter und Käse teurer



In Deutschland setze sich in dieser Woche der Preisauftrieb bei den Standardmilchprodukten weiter fort. Die anhaltend unter dem Vorjahresniveau liegenden Milchanlieferungen bei guter Nachfrage am Produktmarkt machten es möglich. So war Blockbutter am Markt begehrt, aber nur knapp verfügbar.

Die Süddeutsche Butter- und Käsebörse setzte die Notierung am Mittwoch (20.10.) im Mittel um 15 Cent auf 4,70 Euro/kg bis 5,00 Euro/kg herauf. Erstmals seit drei Jahren stand damit wieder eine Fünf vor dem Komma des oberen Notierungswertes. Bei der Päckchenbutter wurde der obere Spannenwert sogar um 27 Cent auf 4,87 Euro/kg nach oben korrigiert; der untere Wert blieb wegen der noch geltenden Kontraktbindung jedoch mit 4,14 Euro/kg unverändert. Dies dürfte sich bei den gerade laufenden Kontraktverhandlungen ändern, die am Monatsende abgeschlossen sein werden.

Der Blockbutterpreis liegt, gemessen am Spannenmittel, gegenwärtig um fast 40 % über dem Vorjahresniveau; bei Päckchenbutter sind es nur 22 %. Gemäßigter ging es bei den Käsenotierungen nach oben, obwohl auch hier die Bestände knapp und der Bedarf in allen Absatzkanälen zuletzt recht groß war.

Die Kommission in Hannover hob die amtliche Spanne für Gouda und Edamer als Brot- und Blockware um jeweils 5 Cent auf 3,45 Euro/kg bis 3,60 Euro/kg an. Bei der Käsespezialität Emmentaler aus Rohmilch legte die Notierung in im Schnitt um 20 Cent auf 5,50 Euro/kg bis 6,30 Euro/kg zu.

Rally am Milchpulvermarkt



Am Milchpulvermarkt müssen die Käufer bereits seit August wöchentlich mehr oder weniger starke Aufschläge bezahlen. Insbesondere Magermilchpulver ist so knapp, dass kaum mehr freie Ware für dieses Jahr verfügbar ist. Dies machte sich diese Woche laut Kemptener Börse in einem Anstieg um 8 Cent auf 2,88 Euro bis 3,00 Euro des Verkaufspreises für das Kilogramm lebensmitteltaugliche Ware bemerkbar. Sogar um 10 Cent auf 2,83 Euro/kg bis 2,90 Euro/kg erhöhte sich der Preis bei Abgabe an die Futtermittelindustrie. Binnen Jahresfrist hat sich Magermilchpulver um mehr als ein Drittel verteuert.

Nach Angaben der Zentralen Milchmarkt Berichterstattung (ZMB) ist auch das Angebot an Vollmilchpulver sehr begrenzt. Die Herstellung sei bei den aktuellen Preis-Kosten-Relationen nicht lukrativ, weshalb wenig Ware, oft im Auftrag, produziert werde. Laut der Kemptener Börse zogen die Preise vergangene Woche zwischen 5 Cent und 10 Cent an; das Pulver wurde in einer Spanne von 3,55 Euro/kg bis 3,65 Euro/kg gehandelt.

Nicht ganz so rasant war zuletzt der Wertanstieg für Molkenpulver. Das Kilogramm lebensmitteltaugliche Ware wurde unverändert zwischen 1,05 Euro und 1,13 Euro abgegeben; die Futtermittelware zog im Schnitt um 2 Cent auf 1,01 Euro bis 1,03 Euro an. Gemessen am Vorjahrespreis hat sich Molkenpulver in Futtermittelqualität mit 45,7 % aber vergleichsweise stark verteuert; bei der Lebensmittelware wurde ein Preisanstieg von einem Drittel verzeichnet.

GDT-Index so hoch wie zuletzt 2013



Auch am Weltmarkt tendierten die Preise weiter fest. Bei der Auktion der internationalen Handelsplattform Global Dairy Trade (GDT) ging es am Dienstag (19.10.) mit dem gewichteten Index der sechs gehandelten Standardmilchprodukte gegenüber der Versteigerung von Anfang Oktober um 2,2 % nach oben. So hoch war der Index zuletzt 2013 in einem Herbst; alle Milchprodukte konnten bei der Versteigerung zulegen.

Besonders deutlich war dies bei Butter der Fall; im Durchschnitt aller gehandelten Kontrakte stieg der Preis um 4,7 % auf 5.111 $/t (auf 4.405 Euro). Das Fetterzeugnis war damit um 39,0 % teurer als vor einem Jahr. Bei Cheddarkäse wurde mit einem Aufschlag von 2,9 % auf 4.426 $/t (3.618 Euro) nur knapp das bisherige Jahreshoch verfehlt. Nur knapp unter einem neuen Mehrjahresrekord blieb der Erlös für Magermilchpulver.

Die Anbieter aus Europa, den USA und Fonterra in Neuseeland konnten das Pulver bei der jüngsten Handelsrunde im Mittel aller Qualitäten und Liefertermine für 3.401 $/t (2.931 Euro) verkaufen; das waren 2,5 % mehr als vor zwei Wochen und 19,3 % mehr als vor zwölf Monaten. Für Vollmilchpulver kletterte der Preis gegenüber Anfang Oktober um 1,5 % auf 3.803 $/t (3.277 Euro); im Vorjahresvergleich war das ein Plus von 25,2 %.

Aufgrund der positiven Entwicklung hob die neuseeländische ASB-Bank ihre Prognose für den durchschnittlichen Jahresmilchpreis 2021/22 auf 8,75 NZ$ (5,32 Euro) je Kilogramm Milchfeststoff an; das wäre ein neuer Rekord für Neuseeland.

Umrechnungskurs: 1 $ = 0,8618 Euro, 1 NZ$ = 0,6084 Euro
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Großhandelspreise für Milchprodukte in Deutschland
AgE
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