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25.07.2021 | 13:38 | Driven to Waste 
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Fast die Hälfte der globalen Lebensmittelverluste fällt in der Landwirtschaft an

Berlin - Fast die Hälfte der globalen Lebensmittelverluste fällt bereits auf der Ebene der Landwirtschaft an.

Lebensmittelverluste Landwirtschaft
(c) proplanta
Das ist ein Ergebnis der Studie „Driven to Waste“, die am vergangenen Mittwoch (21.7.) von der Umweltorganisation World Wide Fund For Nature (WWF) und dem britischen Lebensmitteleinzelhandelsunternehmen Tesco vorgelegt wurde.

Demnach werden weltweit jedes Jahr schätzungsweise 2,5 Mrd. t Lebensmittel verschwendet, anstatt verzehrt zu werden. In der Landwirtschaft gehen der Studie zufolge vor, während und direkt nach der Ernte 1,2 Mrd. t der Nahrungsmittel verloren. Insgesamt erreichten etwa 40 % der globalen Lebensmittelproduktion keinen Menschen; die für diesen Anteil der Erzeugung verwendete Fläche entspricht nach Angaben der Umweltorganisation mit rund 4,5 Mio. km2 dem Gebiet der Europäischen Union.

Bislang wurde die weltweite Lebensmittelverschwendung laut WWF von der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) auf 1,2 Mrd. t geschätzt. Der jetzt ermittelte Anstieg resultiere aus erstmals vorgenommenen Schätzungen für die Verluste vor und während der Ernte beziehungsweise vor der Schlachtung. Zudem sei das Volumen der Lebensmittelproduktion seit 2011 deutlich angestiegen.

Verluste auf Ebene der landwirtschaftlichen Produktion sind nachAngaben des WWF in vielen Ländern oft nicht als Lebensmittelabfälle definiert. Gemäß der EU-Abfallrahmenrichtlinie gälten Verluste vor und während der Ernte sowie bei der Aufzucht von Tieren nicht als Lebensmittelabfälle; auch die deutsche Strategie zur Reduzierung der Lebensmittelabfälle richte sich danach.

„Die Ergebnisse des Berichtes zeigen, dass wir die gesamte Lebensmittelversorgungskette in die Pflicht nehmen müssen, damit bereits im ersten Glied der Nahrungskette weniger verloren geht“, so die WWF-Ernährungsreferentin Tanja Dräger de Teran.

Systembedingte Verluste nicht erfasst

Dem WWF zufolge blendet die Politik derzeit „per Definition“ Verluste aus, die rein systembedingt sind und unabhängig von Wetter oder Schädlingen entstehen. Dazu gehörten beispielsweise Überschüsse, die daraus resultierten, dass Vertragslieferanten ausreichend Qualitätsware garantieren müssten. Preisschwankungen könnten etwa dazu führen, dass es bei gefallenen Erzeugerpreise kostengünstiger sei, die Ernte unterzupflügen anstatt einzubringen.

Ebenfalls nicht erfasst werden von der EU-Richtlinie nach Angaben des WWF Lebensmittel, die noch als Tierfutter oder für die industrielle Nutzung verwendet werden. „Mit Blick auf den Energieaufwand gehören tausende Tonnen von Toastbrot-Endscheiben von frisch gebackenem Brot mit in den Verkauf, anstatt dass sie im Tierfutter landen“, so Dräger de Teran.

Nach ihrer Ansicht wird nach der Bundestagswahl dringend eine systematische, regelmäßige und vergleichbare Erfassung der Lebensmittelabfälle entlang der gesamten Versorgungskette gebraucht. Gemeinsamer Anspruch im Kampf gegen die Klimakrise und für einen besseren Schutz von Boden und Gewässern müsse es sein, jede Ernte optimal zu nutzen.
AgE
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Kommentare 
A. Fischer schrieb am 26.07.2021 09:04 Uhrzustimmen(18) widersprechen(41)
Was ist optimal?
"Getreide wird in der EU überwiegend als Tierfutter verwendet
(fast zwei Drittel).
Etwa ein Drittel ist für den menschlichen Verzehr bestimmt,
und nur 3 % werden zu Biokraftstoffen verarbeitet.
...
Die wichtigste Ölsaat in der EU ist Raps (59 %), gefolgt von Sonnenblumensamen und Sojabohnen. Für Ölsaaten gibt es keine spezifischen Maßnahmen, da zwei Drittel dessen, was jährlich in der EU verbraucht wird, in der EU erzeugt wird.
Etwa die Hälfte der jährlich als Futtermittel verwendeten Ölsaaten wird weiterhin eingeführt, und zwar zum Nullzollsatz."
Aus:
https://ec.europa.eu/info/food-farming-fisheries/plants-and-plant-products/plant-products/cereals_de

Was Obst und Gemüse anbelangt würde es den Rahmen hier sprengen das genauer zu belegen. Fast jeder hier kennt die aufwändigen Qualitätsregel/Vorgaben die eingehalten werden müssen, von der EU und dem Handel.
Da bleibt eben vieles als optimal genutzter Biodünger auf dem Feld.
Wer sich traut, aus 03/2021
https://www.ble.de/DE/Themen/Ernaehrung-Lebensmittel/Vermarktungsnormen/Obst-Gemuese/obst-gemuese_node.html

15 Prozent der Speisekartoffeln gelangen wegen optischer Mängel nicht in den Handel.
25 Prozent der Erdbeeren werden wegen unschöner Stellen vernichtet. Jeder dritte Salat wird untergepflügt, weil die Köpfe zu klein oder zu groß sind.
Das berichten Erzeugerbetriebe in der Studie Umwelt- und klimarelevante Qualitätsstandards im Lebensmitteleinzelhandel, die das Umweltbundesamt im September veröffentlicht hat.
Geschmack und innere Werte sind leiden zweitranig geworden bei vielen Menschen.
Die Kundin im Bioladen nimmt einen Blumenkohl in die Hand, sieht ein paar braune Stellen und legt ihn wieder zurück.
Marie Pigors wundert dieses Verhalten nicht. „Bei Obst und Gemüse spielt das Aussehen meist die entscheidende Rolle, auch bei Käufern von Bioware“, sagt Pigors,
die zur Betriebsleitung des Naturkost Kontors Bremen gehört, und fügt hinzu:
„Wir beliefern 600 Läden mit Biolebensmitteln aus unserer Region. Davon kaufen nur zwei bei uns krumme Gurken ein.“
Aus:
(der Artikel gibt aber auch Grund für ein bischen Hoffnung z.B.
„Krumme Dinger“ Aldi, „Naturgut Bio-Helden“ Penny.
https://taz.de/Haendler-gegen-Lebensmittelvernichtung/!5744651/
user10 schrieb am 25.07.2021 23:06 Uhrzustimmen(24) widersprechen(7)
Jede Ernte wird optimal genutzt, zumindest in der westlichen Welt. Was hier gerade passiert ist der Versuch über Begriffsverdrehungen ein nichtexistierendes Problem zu schaffen. Ein neues Betätigungsfeld für NGO´s.
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