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13.03.2012 | 13:55 | Agrarmarkt-Informationen 

Getreidemärkte: Auf und wieder Ab nach März-WASDE-Bericht

Wien - Der am vergangenen Freitag veröffentlichte monatliche WASDE-Bericht (World Agricultural Supply and Demand Estimates) des US-amerikanischen Landwirtschaftsministeriums USDA für den März 2012 brachte eine Verschlechterung der Prognosen für die globalen Versorgungsbilanzen bei Weizen, Mais und Ölsaaten 2011/12.

Weizenpreisentwicklung an der Matif
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Weizenpreisentwicklung an der Matif (c) proplanta
Die internationalen Warenterminbörsen reagierten daraufhin am Freitag mit Kursbefestigungen, nachdem sich die Märkte im Vorfeld des Berichts sehr vorsichtig verhalten haben. Weizen und Mais tendierten vorige Woche an den internationalen Warenterminbörsen zur Schwäche, während der Sojakomplex an der Chicagoer CBOT und im Schlepptau auch Raps an der Pariser Euronext ihr Hoch behaupteten. Soja an der CBOT erklomm ein Sechs-Monate-Hoch.

Der Weizenfutures an der Pariser Euronext gab für den Frontmonat März von einer Spitze mit EUR 220,50 pro t am Montag bis Donnerstag kontinuierlich auf EUR 213,50 pro t nach, ehe er sich am Freitag gleich um EUR 6,50 auf EUR 220,- pro t in die Höhe katapultierte. Der Montaghandel an der Euronext brachte allerdings wieder eine scharfe Kurskorrektur nach unten, womit fast alle Gewinne vom Freitag wieder verloren gingen.
 
Die Trockenheit soll laut dem WASDE-Bericht in Südamerika keine extremen Schäden bei der Maisernte hinterlassen haben, dennoch sinkt die weltweite Ratio von stock to use beim Mais auf äußerst knappe 14,32 %. Vor allem an den US-Maisbilanzen änderte das USDA aber kaum etwas. Die dennoch eingetretenen Kurssteigerungen dürften daher auch auf Short-Covering von Marktteilnehmern zurückzuführen sein, die zuvor auf sinkende Maispreise gesetzt hatten.

 
Weizen: Weizenbevorratung des Irans und Futterweizennachfrage beflügeln Weltmarkt

 
Beim Weizen schätzt das USDA den globalen Verbrauch 2011/12 gegenüber dem Februar höher ein und senkt die Prognose für die Endbestände sowie die Ratio von stock to use auf immer noch komfortable 30,64 %. Insbesondere in den USA sieht das Ministerium im Vergleich zum Februar um 2,4 % geringere Weizenendbestände von 22,45 Mio. t, wobei die Farmer in den Vereinigten Staaten von höher angesetzten Exportaussichten profitieren sollen.

Am Weltmarkt wird die Nachfrage vor allem wegen der massiven Einkäufe des Irans für seine Weizenbevorratung - die Importprognose für das Ende April endende Wirtschaftsjahr des Irans wurde im Monatsabstand um 800.000 t angehoben - sowie von einer rosiger eingeschätzten Konjunktur für Futterweizen beflügelt. Erst vergangene Woche kauften die von Sanktionen der EU und der USA bedrohten Irani 300.000 t Weizen in Russland und Kasachstan. Im Februar soll Teheran sich mit 2 Mio. t Weizen am Weltmarkt eingedeckt haben - neben Russland und Brasilien pikanterweise unter anderem auch von Deutschland, Kanada und den USA selbst, die am 01.03. an das geächtete Regime 120.000 t Weizen verkauften. Den europäischen Weizennotierungen kam zuletzt der etwas schwächere Euro zugute.
 
Russland exportierte im laufenden Wirtschaftsjahr 2011/12 bisher 21,5 Mio. t und schätzt laut dem Agrarmarktforscher IKAR sein gesamtes Exportpotenzial auf bis zu 26 Mio. t. 2011 erntete das Land 93 Mio. t Getreide nach enttäuschenden 60,9 Mio. t 2010. Die russische Getreideunion beziffert indes die Aussichten für die Ernte 2012 auf 95 bis 97 Mio. t. Die regional verzeichneten Auswinterungsverluste gingen demnach nicht über die durchschnittlichen Ausmaße der zurückliegenden Jahre hinaus.

Die umfangreichen Auswinterungsschäden beflügeln dagegen aber die Saatguteinfuhren der Ukraine. Laut dem Kiewer Agrarressort wurden von September 2011 bis Februar 2012 mit beinahe 24.700 t im Jahresvergleich um 72,2 % mehr Saatgut aus dem Ausland bezogen. Der Zuwachs sei vor allem auf höhere Importe von Maissaatgut zurückzuführen, die von 9.900 t auf 17.200 t zulegten. Gefragt war auch ausländisches Saatgut von Sonnenblumen, weil die Ausfälle bei den Wintersaaten durch den Nachbau von zusätzlichen Sommersaaten kompensiert werden. Auf der anderen Seite registrierte die Ukraine gleichzeitig auch eine Vervierfachung der Ausfuhren von Saatgut auf insgesamt knapp 3.300 t; wobei die von Maissaatgut mit 2.800 t fast auf das Zehnfache des Vorjahresniveaus stiegen.

Die USA kamen in der jüngsten Berichtswoche bis 01.03. auf 578.000 t Weizenexport und 505.700 t Maisexport, die jedoch um 29 % unter dem Vorwochenergebnis lagen. Die EU-Kommission vergab dagegen in der Woche bis 07.03. nur Lizenzen für 269.000 t Weizenexport. In Argentinien blockierten zuletzt Streiks der Hafenarbeiter die Getreideausfuhren.

 
USDA kürzt Aussichten für globale Ölsaatenbilanz
 
Bei den Ölsaaten wird aber laut dem WASDE-Bericht Südamerika heuer deutlich weniger Soja ernten als zuletzt angenommen und die globale Ratio von stock to use über alle Ölsaaten sinkt ebenfalls auf eher bullishe 17,45%. Demnach setzt das USDA die Sojaernte Brasiliens, der weltweiten Nummer zwei nach den USA, mit 68,5 Mio. t um 4,9 % kleiner an als im Februar und die Argentiniens, der Nummer drei, mit 46,5 Mio. t um 3,1 % geringer. Die hohen Sojapreise sollen aber auch dämpfend auf die Nachfrage am Weltmarkt wirken. Dennoch brachten es die USA dank China zuletzt auf wöchentliche Sojaverkäufe von 1,65 Mio. t, davon mehr als 1 Mio. t aus der Ernte 2011.

 
Österreich: Mühlen zurückhaltend - Preis für Mahlroggen überflügelt alle
 
Die österreichischen Mühlen wollen die Bocksprünge der Getreidenotierungen an den internationalen Warenterminbörsen, so weit sie es vermeiden können, nicht mitmachen und beschränken sich daher im Rohstoffeinkauf auf das Allernotwendigste. Dennoch benötigen sie immer wieder Folgelieferungen, da sie den Anschluss an die neue Ernte noch nicht sichergestellt haben, bleiben aber möglichst "short". So notierten am Mittwoch der vorigen Woche an der Wiener Börse für landwirtschaftliche Produkte nach einiger Zeit wieder einmal alle Brotgetreidearten. Dabei gab der Qualitätsweizen aber im Wochenabstand um EUR 6,- auf EUR 204,50 pro t nach und hält unter dem aktuellen Niveau des von den Qualitätskriterien her schwächeren europäischen Mahlweizens, der an der Pariser Euronext gehandelt wird.
 
Premiumweizen, über den zuletzt immer wieder Gespräche auch mit italienischen Mühlen geführt wurden, weist zwar mit EUR 21,50 pro t neuerlich einen stolzen Qualitätsaufschlag gegenüber dem Qualitätsweizen auf, konnte aber das Niveau seiner Letztnotierung Ende Jänner auch nicht halten, ebenso wie der Mahlweizen mit EUR 186,50 nicht an seine Bewertung von vor 14 Tagen anschließen konnte. Lediglich Mahlroggen, der im gesamten mitteleuropäischen Anbaugebiet aus der Ernte 2011 nur sehr knapp vorhanden ist, setzt seinen Höhenflug fort und konnte sich im Wochenabstand um weitere EUR 5,- pro t auf EUR 255,- pro t befestigen und hängt den Premiumweizen mittlerweile schon deutlich um satte EUR 29,- pro t ab.
 
Weiterhin fest hält sich auch Futtergetreide, nämlich Gerste und Mais, und der Industriemais legte sogar einen Tick zu.

 
Deutschland: DRV erwartet 2012 Durchschnittsernte - keine gröberen Frostschäden
 
Der Deutsche Raiffeisenverband (DRV) erwartet heuer eine durchschnittliche Getreideernte. In seiner ersten Schätzung für 2012 prognostiziert der DRV mit 44,7 Mio. t eine um 6,8% größere Ernte als im Vorjahr. Die Produktion von Winterraps dürfte sich erholen und um gut ein Viertel auf 4,8 Mio. t klettern.
 
Nach Angaben des DRV konnten die Winterkulturen die teils schwierigen Aussaatbedingungen durch den lang anhaltenden und milden Herbst oftmals kompensieren. Die extreme Kälte im Februar verringerte jedoch vor allem in den östlichen Bundesländern das Ertragspotenzial. Insgesamt sollen die Bestände die Kälteperiode jedoch weitgehend ohne größere Schäden überstanden haben. Nur regional werden Neuaussaaten von früh gesätem Winterweizen beziehungsweise frühen Sorten unvermeidlich sein.
 
Der Raiffeisenverband beziffert die voraussichtliche Ernte an Winterweizen auf 23,74 Mio. t. Das wären 1,35 Mio. t oder 6 % mehr als 2011. Die Anbaufläche wurde um 1,5 % ausgedehnt. Um 5,5% nahm das mit Wintergerste bestellte Areal zu. Zusammen mit besseren Ertragsaussichten dürfte die Erzeugung um 1,1 Mio. t oder 17,1 % auf 7,82 Mio. t zulegen. Auch Roggen konnte wieder etwas an Fläche gewinnen, sodass die Produktion von 2,52 Mio. t auf fast 3,16 Mio. t zunehmen wird. Anbau und Produktion von Sommergerste dürften hingegen stagnieren.
 
Der Winterraps hatte im Vorjahr enttäuscht. Heuer erwartet der DRV jedoch wieder durchschnittliche Erträge von 3,63 t/ha nach nur 2,93 t/ha im vergangenen Jahr. Die Anbaufläche wurde leicht um 1,3 % erweitert. Seine Ernteschätzung stützt der Raiffeisenverband auf die Angaben zu den Aussaatflächen vom Herbst 2011 und eigene Erhebungen zur Frühjahrsaussaat 2012. Bis zur Ernte wird der DRV seine Prognose monatlich aktualisieren. (AIZ/BMLFUW)

Aktuelle Weizenpreise an der CBoT

Notierungen der Börse für landwirtschaftliche Produkte in Wien
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