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12.04.2023 | 07:30 | Milchmarkt 

Hohe Ab-Hof-Preise kurbeln Milchproduktion an

Schwäbisch Gmünd - Fast ein Jahr lang von Herbst 2021 bis Juli 2022 war die Milchproduktion der großen Exporteure am Weltmilchmarkt rückläufig

Milcherzeugung
(c) proplanta
Zeitweise lag der Rückstand bei -1,5 %. Ab September lag das Angebot im Plus und erreichte bis Januar 2023 +1,1 %, wobei besonders die USA und die EU deutlich mehr lieferten. Trotz der hohen Produktionskosten stimulieren Ab-Hof-Preise (Januar 23) von immer noch 54,7 ct/kg in der EU, 47 €-ct/kg in den USA und 38,3 €-ct/kg in Neuseeland die Ausdehnung der Produktion.

Der Global Dairy Trade Tender in Neuseeland schwächt sich unterbrochen von kurzen Erholungsphasen bereits seit April 22 ab. Gegenüber der Spitze im März hat er inzwischen 36 % verloren. Dies ist hauptsächlich auf den immer noch schwachen chinesischen Markt zurückzuführen, dort lag im Januar der Importrückstand bei -80 % bei VMP, -29 % bei MMP, -22 % bei Butter.

In der EU zogen die Anlieferungen gg. dem Vorjahr ebenfalls weiter an, im November wurden +1,8 % ausgewiesen. Im Januar waren es noch +0,8 %, da den Ausweitungen in Deutschland und den Niederlanden (+4,6 % im Jan.) zunehmende trockenheitsbedingte Rückgänge in Frankreich, Spanien und Italien gegenüberstehen.

Die deutschen Anlieferungen lagen von November bis Januar durchweg über +3 %. Zuletzt hat sich das Wachstum leicht abgeschwächt, lag Mitte März aber immer noch bei +2,4 %. Man muss sich wundern, dass selbst dürregeschädigte Bundesländer wie Brandenburg im Januar mit +1,0 % im Plus lagen. Auch Baden-Württemberg trägt mit +3,2 % im Januar überproportional zur Angebotsüberhang bei.

Auf der Verbrauchsseite lagen die Einkäufe der privaten Haushalte im Januar und Februar in Deutschland bei Konsummilch bei -3,0 %, bei Joghurt bei -2,3 %, bei Butter bei -1,3 % und bei Käse bei -2,9 %. Im letzten Jahr waren die Rückgänge noch größer, offenbar macht sich ein gewisser Gewöhnungseffekt bemerkbar, trotzdem bleibt das Missverhältnis zwischen Angebot und Nachfrage bestehen.

Die Schwäche an den Rohstoffmärkten, die schon im letzten Jahr einsetzte bleibt dadurch erhalten. Die Spotmilchpreise haben sich seit September von 61 ct/kg auf 29,4 ct/kg mehr als halbiert. Dies trifft auch auf Rahm und Magermilchkonzentrat zu. Auch der italienische Spotmilchpreis ist inzwischen von 70 ct/kg auf 49 ct/kg zurückgegangen.

Bei Butter und Magermilchpulver ist auf Großhandelsebene inzwischen eine Bodenbildung erkennbar. Abgepackte Butter liegt aktuell bei 5,07 €/kg, Blockbutter bei 4,70 €/kg. An der EEX in Leipzig wird Butter für den Rest des Jahres bei 4,70 - 5,00 € gehandelt.

Der Käsemarkt stand nach der Jahreswende mit der hohen Rohstoffverfügbarkeit durch Angebote aus Norddeutschland und den Niederlanden massiv unter Druck, zumal auch die Industrienachfrage und der Export verhaltener ausfielen. Mit der abwartenden Haltung der Käufer ist Gouda (Brotware) inzwischen auf 3,85 €/kg gegenüber 5,60 €/kg im Oktober zurückgefallen, was die Milchverwertung umgerechnet auf Erzeugerpreise um 17 ct/kg verschlechtert. Inzwischen belebt sich der Export Richtung Südeuropa wieder, allerding weiter auf dem niedrigen Preisniveau, da der Angebotsdruck aus dem Nordwesten anhält.

An den Pulvermärkten haben die Preise wegen der schwächeren und abwartenden Nachfrage weiter nachgegeben. Hier bremst auch der wieder stärkere Euro die Wettbewerbsfähigkeit auf den arabischen und asiatischen Märkten. MMP notiert aktuell bei 2,55 €/kg, bei Molkenpulver bei 0,87 €/kg und VMP bei 3,51 €/kg (alles Lebensmittelware). Am Terminmarkt wird MMP für den Rest des Jahres bei 2,50 bis 2,70 €/kg gesehen.

Der sich aus den Butter- und MMP-Preisen ergebende Kieler Rohstoffwert lag im Februar nur noch bei 39,0 ct/kg (-28,5 ct/kg gg. April 22). Auch aus den Kontraktkursen an der EEX in Leipzig für Butter und MMP eitet sich derzeit ein unbefriedigender Börsenmilchwert für das restliche Jahr von 39 - 42 ct/kg ab.

Auf Erzeugerebene wurde in Baden-Württemberg im Dezember mit 58,6 ct/kg die Preisspitze ausbezahlt. Seit Januar gehen die Preise zurück, eine Molkerei musste den Auszahlungspreis in einem historischen Schritt um 15 ct/kg senken. Die anderen Molkereien nehmen ihre Auszahlungspreise schrittweise zurück, im Februar waren es im Land noch 53,3 ct/kg. Für die nächsten Monate sind hier weitere empfindliche Preisrückgänge zu erwarten.

Die Auszahlungspreise für Biomilch liegen weiterhin auf hohem Niveau, sind aber den zweiten Monat in Folge leicht gesunken. Im Februar lag der Auszahlungspreis im bundesweiten Mittel nach Zahlen von Bioland bei 61,5 ct/kg, und damit um 1,1 Cent unter dem Vormonat. Im Süden lag der Biomilchpreis im Februar bei 61,7 ct/kg Milch. Der Abstand zur konventionellen Milch ist damit wieder auf 9,2 ct/kg angestiegen.

Während die angelieferte Bio-Milchmenge im Januar gegenüber dem Vorjahresmonat weiter gestiegen ist (+8,2 %), bleibt die Nachfrage der Verbraucher nach BioMilch weiterhin verhalten, die aktuellen Preisrücknahmen auf Endverbraucherstufe bei vielen Bio-Milchprodukten zeigen bisher keine positiven Auswirkungen auf den Konsum.
LEL Schwäbisch Gmünd
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