Da die Traktor-Konvois nicht überholt werden könnten, sei mit deutlich längeren Fahrzeiten zu rechnen, teilten die Behörden am Mittwoch mit. Es werde zeitweise auch zu Vollsperrungen von Streckenabschnitten und Knotenpunkten kommen. Die Polizei begleite die Konvois mit zusätzlichen Einsatzkräften und setze zur
Überwachung auch den Hubschrauber der Landespolizei ein, hieß es.
Der bundesweite Protest richtet sich wie schon bei den großen Aktionen im Oktober und Dezember gegen schärfere Umwelt- und Tierschutzauflagen, die der Bund mit seinem Agrarpaket den Bauern auferlegt. «Wir Landwirte denken in Generationen, nicht in Kampagnen!
Wir stehen für Insekten- und
Naturschutz, für sauberes
Grundwasser und gesunde
Lebensmittel und wollen dies mit unserem Wissen und unserer Erfahrung aktiv mitgestalten», heißt es in einer Mitteilung der Initiatoren. Die Trecker-Konvois seien «das sichtbare Symbol» des Angebots zum Dialog.
Nach Angaben der Veranstalter von der Initiative «Land schafft Verbindung» werden die Konvois im Nordosten am Freitag um 15.00 Uhr an vier verschiedenen Orten zu Rundkursen starten. Da die Bauern aus dem ganzen Land anreisen, ist schon von Mittag an bis weit in den Feierabendverkehr hinein mit Behinderungen zu rechnen.
Die Route 1 führt von Schwerin nach Wismar und zurück. Eine ursprünglich auf dem Alten Garten vor dem Schloss in Schwerin geplante Großdemonstration findet laut Polizei nicht statt. Route 2 verläuft nach Angaben der Organisatoren von Laage nach Rostock zurück nach Laage. Für den Protestzug von Stralsund nach Greifswald und zurück wurden laut Polizei etwa 50 Traktoren angemeldet. Die Route 4 verläuft von Neustrelitz nach Neubrandenburg und wieder nach Neustrelitz. Zum Auftakt der Internationalen Grünen Woche sind
Bauernproteste auch in Berlin angekündigt.
Die Landwirte protestieren seit Wochen gegen die Agrar- und
Umweltpolitik der Bundesregierung. Im Zentrum der Kritik stehen dabei die neue
Düngeverordnung und strengere Vorgaben zum Arten- und Tierschutz. Landesagrarminister Till
Backhaus (
SPD) hatte erst am Dienstag Verständnis für die Sorgen der Bauern geäußert. Sie fühlen sich zu unrecht an den Pranger gestellt und in vielen Betrieben sei bei den gegenwärtigen Preisen eine kostendeckende Produktion nicht möglich, erklärte Backhaus. Doch machte er auch deutlich, dass angesichts überhöhter Nitratwerte im Grundwasser und zunehmenden Artensterbens ein Umsteuern in der Landwirtschaft unerlässlich sei.
Backhaus ist bereits am Donnerstagabend Gastgeber für ein Treffen der ostdeutschen
Agrarminister und Bauernpräsidenten. In der Landesvertretung in Berlin werden nach seinen Worten die Europäische
Agrarpolitik nach 2020 und die gesellschaftlichen Anforderungen an Umwelt- und Tierschutz die zentralen Themen sein.
Backhaus hatte sich immer wieder gegen Pläne ausgesprochen, die Agrarförderung zurückzufahren. Wer effektiven
Klimaschutz, bessere Bedingungen für Tiere wolle und die Erhaltung der
Artenvielfalt anstrebe, müsse auch für eine solide finanzielle Basis sorgen.
«Sollte die EU für die vor uns liegenden Herausforderungen nicht ausreichend Geld über die einzelnen EU-Fonds zur Verfügung stellen, erwarte ich vom Bund einen entsprechenden Ausgleich», betonte Backhaus vor dem Treffen. Eine Erhöhung der gesellschaftlichen Anforderungen und eine Absenkung der finanziellen Ressourcen passten nicht zusammen.