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20.06.2021 | 04:29 | Milchmarkt 

Milch fehlt nach Corona-Lockerungen noch der richtige Nachfrageschub

Bonn - Die Hitzewelle Mitte Juni wird den saisonalen Rückgang der Milchanlieferungen laut Marktbeobachtern verstärken.

Milchanlieferung
Hitze dürfte saisonalen Milchrückgang verstärken - Eiscreme und Milchfrischprodukte bei hohen Temperaturen gut gefragt - Öffnungen der Gastronomie bringen moderaten Nachfrageanstieg - Es fehlt aber weiterhin eine starke Belebung - Blockbutternotierung sinkt um 7 Cent - Käsepreise stabil - Erste leichte Preisschwäche für Magermilchpulver in diesem Jahr. (c) proplanta
Das abnehmende Rohstoffaufkommen dürfte den Milchverarbeitern entgegenkommen, denn die Nachfrage für Milchprodukte kommt derzeit meist nicht über ein normales Niveau hinaus. Ausnahmen gibt es aber bei Milchfrischprodukten und Industrierahm für die Eiscremeherstellung, deren Absatz von den höheren Temperaturen profitiert.

Nach Angaben der Süddeutschen Butter- und Käsebörse in Kempten hat die Butternachfrage im Bereich Foodservice nach Corona-Lockerungen etwas angezogen; es sei jedoch „keine explosionsartige Belebung“ festzustellen. Die Verkäufe im Lebensmitteleinzelhandel liefen konstant weiter.

Die Notierung für Päckchenbutter wurde am Mittwoch (16.6.) in Kempten am oberen Spannenende um 7 Cent auf 4,27 Euro/kg angehoben; der untere Schwellenwert blieb mit 4,06 Euro/kg unverändert.

Der Absatz von Blockbutter läuft seit Monatsbeginn eher schleppend und die Käufer der weiterverarbeitenden Industrie agieren laut Börse eher abwartend. Die Folge war am Mittwoch in Kempten eine Rücknahme der Notierung für die lose Ware um 7 Cent auf eine Spanne von 3,93 Euro/kg bis 4,00 Euro/kg. Auch an der internationalen Handelsbörse Global Dairy Trade (GDT) musste das Fettprodukt erneut Federn lassen.

Bei der Auktion am Dienstag erlöste die Butter über alle Kontraktkaufzeiten hinweg im Mittel 4.612 $/t (3.859 Euro); das waren 1,7 % weniger als bei der Versteigerung vor zwei Wochen. Seit Anfang April hat der durchschnittliche Auktionspreis für Butter an der GDT in fünf Handelsrunden nachgegeben und sich dabei insgesamt um rund 20 % verringert. Allerdings ist solch ein Rückgang zu Saisonbeginn mit zunehmenden Milchanlieferungen auf der Südhalbkugel nicht untypisch, und das aktuelle Preisniveau liegt 28 % über dem von der Corona-Pandemie beeinflussten Niveau von Mitte Juni 2020.  

Hartkäse besser nachgefragt



Etwas stärker als bei Butter scheint sich die Öffnung der Gastronomie auf die Belebung der Nachfrage nach Hartkäse auszuwirken. Nach Angaben der Kemptener Börse gab es zunehmende Auslieferungen von Allgäuer Emmentaler aus Rohmilch sowie dem normalen Emmentaler und Viereckhartkäse.

Auch der Verband Milcherzeuger Bayern (VMB) berichtete von mehr Bestellungen des Großhandels mit Blick auf die Öffnungen der Innenräume der Gastronomie im Juli. Letztlich änderte sich in Kempten diese Woche aber an den Notierungen für die Hartkäsesorten noch nichts. Das galt im Großen und Ganzen auch für die Schnittkäsenotierung in Hannover. Dort wurde lediglich der untere Spannenwert für Gouda und Edamer als Brotware um 5 Cent auf 3,20 Euro/kg heraufgesetzt.

Marktexperten zufolge war der Markt recht ausgeglichen. Dabei orderte der Lebensmitteleinzelhandel stetig Mengen, und im leicht anziehenden Export machten sich die Reiseerleichterungen für Touristen in den Ländern am Mittelmeer vorsichtig bemerkbar.

Laut Kemptener Börse werden die Kapazitäten bei der Schnittkäseproduktion nicht gänzlich genutzt, zumal saisonal die Herstellung von Mozzarella zunimmt, wofür zusätzlicher Rohstoff benötigt wird.

Ruhige Pulvermärkte



Nach einem kontinuierlichen Anstieg von insgesamt rund 20 % seit Januar 2021 war in dieser Woche erstmals in diesem Jahr eine leichte Preisschwäche am Markt für Magermilchpulver zu erkennen.

Nach Angaben der Kemptener Börse verringerten sich bei der Futtermittelware die Verkaufspreise je Kilogramm zwischen 1 Cent und 2 Cent; gehandelt wurde damit in einer Spanne von 2,51 Euro bis 2,54 Euro. Bei lebensmitteltauglichem Magermilchpulver gab der Mindestverkaufspreis um 3 Cent auf 2,57 Euro/kg nach; der Maximumwert blieb mit 2,70 Euro/kg stabil.

Nach Angaben der Zentralen Milchmarkt Berichterstattung (ZMB) war der Markt durch einen ruhigen Geschäftsverlauf gekennzeichnet. Die Käufer am EU-Binnenmarkt würden ihre Aktivitäten anscheinend schon jetzt urlaubsbedingt einschränken. Allerdings bestehe auf Seiten der Hersteller kein Verkaufsdruck, da die Auftragsbücher gut gefüllt seien.

Auch bei Vollmilchpulver fehlte laut ZMB der Nachfrageschwung, doch gebe es eh nur wenige freie Mengen. Die Preise konnten ihr Vorwochenniveau halten, was auch bei Molkenpulver der Fall war. An der GDT scheinen die Jahreshöchstpreise für Milchpulver bereits passé zu sein.

Bei Magermilchpulver wurde über alle Qualitäten und Fälligkeiten hinweg zuletzt ein Durchschnittspreis von 3.356 $/t (2.808 Euro) erzielt, das waren 1,7 % weniger als Anfang Juni. Das ausschließlich von Fonterra offerierte Vollmilchpulver verzeichnete einen Abschlag von 1,8 % auf 3.997 $/t (3.344 Euro). Beide Pulversorten liegen aber weiter deutlich über dem Niveau der Vorjahre.

Umrechnungskurs: 1 $ = 0,8367 Euro
Großhandelspreise für Milchprodukte in DeutschlandBild vergrößern
Großhandelspreise für Milchprodukte in Deutschland
AgE
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