Einzelne Hofbesitzer hätten sich zuletzt vom Markt zurückgezogen, berichtet Sandra Eichler von der Agrarmarketinggesellschaft (AMG) Sachsen-Anhalt. Im Markt sei viel in Bewegung. «Wir merken, dass einige aufgeben, wir merken aber auch, dass junge Menschen immer was Neues ausprobieren.»
Vor allem im ersten Jahr der Corona-Pandemie habe es eine sehr große Nachfrage gegeben, sagt Antonius de Vries, der eine Schafmilchkäserei in Lindau (Landkreis Anhalt-Bitterfeld) betreibt. Die Menschen hätten nicht in den Urlaub fahren können, sie hätten Geld übrig gehabt. Die Hofläden durften in der Pandemie offen bleiben, erklärt de Vries.
«Das war auch ein Einkaufserlebnis.» Viele
Direktvermarkter hätten damals gehofft, dass die Leute die gute Qualität schätzen und trotz höherer Preise auch langfristig als Kunden bleiben würden. «Aber dann konnten alle wieder in den Urlaub, dann kam der Ukraine-Krieg mit der Energie-Krise und die Menschen mussten das Geld mehr zusammenhalten.»
Das Auf und Ab des Marktes kennt Gertrud Feuerborn schon. Sie macht nach eigenen Angaben seit fast 30 Jahren Direktvermarktung mit ihrem Hof in Cosa. Ein großes Problem sei der Verkauf. Viele
Hofläden hätten nur sehr eingeschränkte Öffnungszeiten, weil es mit dem Personal nicht zu schaffen sei. Sie selbst habe daher inzwischen einen Automaten aufgestellt, an dem Kunden auch außerhalb der Öffnungszeiten des Ladens Eier, Kartoffeln, Marmelade, Wurst und Eierlikör kaufen können. «Das ist für uns Direktvermarkter ein Segen.»
Darüber hinaus gibt es nach Angaben der AMG auch andere Trends, die sich in den letzten Jahren bei den Direktvermarktern etabliert haben. Neben Automaten und dem Verkauf in den Hofläden sei das etwa das sogenannte «Crowdfarming» über das Internet. Dabei adoptieren Menschen etwa Obstbäume, Tiere oder Rebstöcke. Die Landwirte liefern dann Äpfel, Käse oder Wein an die Haustür. Nach Schätzungen der AMG gibt es rund 600 Direktvermarkter in Sachsen-Anhalt.