Vorsprung durch Wissen
Das Informationszentrum für die Landwirtschaft
28.11.2021 | 04:05 | Milchpreise 

Rohstoffwert Milch erstmals über 50-Cent-Marke

Bonn - Die deutlich gestiegenen Notierungen für Butter und Magermilchpulver haben den vom Kieler Institut für Ernährungswirtschaft (ife) berechneten Rohstoffwert der Milch auf neue Rekordhöhen gehoben.

Milchmarkt
Für November ein Rekordniveau von 50,1 Cent je Kilogramm Milch vom ife berechnet - Anstieg der Milcherzeugerpreise noch nicht abgeschlossen - Produktionskosten zehren Mehreinnahmen jedoch auf - Blockbutternotierung leicht gesenkt - Käsenachfrage übersteigt Angebot - Weitere Preisaufschläge am Milchpulvermarkt. (c) proplanta
Bei diesem wird aus den Verwertungsmöglichkeiten beider Milcherzeugnisse ein abgeleiteter Rohmilchwert auf Erzeugerstufe errechnet. Nach Angaben des ife lag dieser für eine Standardmilch mit 4,0 % Fett und 3,4 % Eiweiß ab Hof im November bei 50,1 Cent/kg; das waren 6,8 Cent oder 15,7 % mehr als im Vormonat und 18,5 Cent beziehungsweise 58,5 % mehr als im November 2020.

Noch nie hat dieser Frühindikator für die Erzeugerpreisentwicklung auf einem höheren Niveau gelegen; der bisherige Rekord wurde im August 2007 mit 48,26 Cent/kg erzielt. Nach vorläufigen Angaben der Bundeanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) lag der durchschnittliche Erzeugerpreis für eine Standardmilch im Bundesgebiet im September bei 36,4 Cent/kg; das waren 4,3 Cent beziehungsweise 13,5 % mehr als im Vorjahresmonat.

Analysten zufolge erreichten erste Molkereien - vor allem im Norden Deutschlands - im Oktober eine Auszahlungsleistung von 40 Cent/kg Milch. Der Jahresdurchschnittspreis 2021 wurde zuletzt vom Milchindustrie-Verband (MIV) auf 36 Cent/kg geschätzt; das wären rund 3,2 Cent mehr als im Vorjahr. Hierbei ist allerdings zu berücksichtigen, dass auch die Produktionskosten der Milcherzeuger stark gestiegen sind, so dass ein Großteil des Preisanstiegs wieder „aufgefressen“ wird.

Rege Butternachfrage



An den Produktmärkten hat sich bei Käse und Milchpulver in dieser Woche der Preisauftrieb weiter fortgesetzt. Der Markt war laut Beobachtern geprägt von einem knappen Angebot, das nicht immer vollständig für die rege Nachfrage ausreichte. Sehr gut ließ sich dem Verband der Milcherzeuger Bayern (VMB) zufolge in der Vorweihnachtszeit Päckchenbutter verkaufen.

Aufgrund der Kontraktbindung blieb die Notierung für die geformte Ware an der Süddeutschen Butter- und Käsebörse am Mittwoch (24.11.) jedoch unverändert. Einen kleinen Dämpfer gab es hingegen bei der Blockbutter, deren Notierung erstmals seit Juli wieder zurückgenommen wurde, und zwar um 10 Cent auf eine Spanne von 5,15 Euro/kg bis 5,25 Euro/kg.

„Mit frischer Ware findet kein Geschäft statt“, berichtete die Börse. Experten zufolge liegt das an den hohen Rahmpreisen, die frisch produzierte Ware recht teuer machen, weshalb Neuabschlüsse eher selten sind. Die Kontraktbelieferung erfolgte meist mit Bestandsware.

Käse knapp und teurer



Am Schnittkäsemarkt übertraf nach Angaben der Notierungskommission in Hannover die Nachfrage das Angebot. Die Folge waren festere Preistendenzen. Die amtliche Notierung für Gouda und Edamer legte im Vorwochenvergleich je Kilogramm um 5 Cent zu, wobei für die Blockware eine Spanne von 3,55 Euro bis 3,85 Euro und für die Brotware eine von 3,65 Euro bis 4,00 Euro festgestellt wurde. Aufgrund der knappen Rohmilchmengen habe in den vergangenen Monaten die Käseproduktion nicht genügend erweitert werden können und die Läger seien bei anziehender Nachfrage recht leer, so die Kemptener Börse.

Laut VMB ist durch die zunehmenden Corona-Beschränkungen im Süden Deutschlands der Bedarf in den Privathaushalten wieder gestiegen; aber auch im Export ließen sich gut Mengen absetzen, wenn sie denn verfügbar seien. Ähnliches galt für Hartkäse, wo die Kemptener Notierung für Emmentaler aus Rohmilch im Mittel um 30 Cent auf 5,60 Euro/kg bis 6,80 Euro/kg angehoben wurde. Bei normalem Emmentaler blieb diese jedoch stehen.

Magermilchpulver ausverkauft



Unverändert knapp verfügbar war auch in der letzten vollen Novemberwoche Magermilchpulver. Laut Zentraler Milchmarkt Berichterstattung (ZMB) ist die bis Jahresende geplante Produktion bereits ausverkauft. Immer wieder gebe es jedoch Kaufanfragen, vermehrt auch aus Drittländern, wobei die Euro-Schwäche eine Rolle spielen dürfte.

Laut ZMB sind für das erste Quartal 2022 bereits umfangreiche Mengen kontrahiert, und nicht alle Anfragen würden wegen der unsicheren Rohstoffsituation im kommenden Jahr angenommen. Nach Angaben der Kemptener Börse konnten diese Woche im Verkauf von lebensmitteltauglichem Magermilchmilchpulver Aufschläge zwischen 4 Cent beziehungsweise 5 Cent realisiert werden; die Ware kostete zwischen 3,15 Euro/kg und 3,30 Euro/kg.

Zudem verteuerten sich die Futtermittelqualitäten um 4 Cent auf 3,12 Euro/kg bis 3,17 Euro/kg. Sehr geringe Angebotsmengen kennzeichneten auch weiterhin den Vollmilchpulvermarkt. Die Preise für dieses Produkt zogen durchschnittlich um 8 Cent auf 3,95 Euro/kg bis 4,10 Euro/kg an, was seit Einführung des Euro ein neues Rekordniveau bedeutete.

Gut gefragt blieb zudem Molkenpulver. Die lebensmitteltaugliche Ware erlöste zwischen 1,15 Euro/kg und 1,20 Euro/kg; das waren 2,5 Cent mehr als in der Vorwoche. Für Futtermittelware, die zuletzt in einer Spanne von 1,09 Euro/kg bis 1,10 Euro/kg gehandelt wurde, musste ein Aufschlag von 2 Cent gezahlt werden.
Großhandelspreise für Milchprodukte in DeutschlandBild vergrößern
Großhandelspreise für Milchprodukte in Deutschland
AgE
Kommentieren
weitere Artikel

Status:
Name / Pseudonym:
Kommentar:
Bitte Sicherheitsabfrage lösen:


  Weitere Artikel zum Thema

 Milchmarkt: Nichts neu macht der Mai

 Rohmilchpreise in Deutschland zu niedrig

 Ausgeglichene Verhältnisse am Milchmarkt

 Milchlieferbeziehungen: BMEL hält an Artikel 148 fest

 Blockbutter wird teurer

  Kommentierte Artikel

 LED-Lampen in Straßenlaternen sparen massiv Strom ein

 Zahl der Bäckereien weiter rückläufig

 Wundermittel und Jahrhundertgift PFAS: Derselbe Circus - andere Clowns

 Deutsche Verbraucher offen für abgelaufene Lebensmittel

 Brandenburger Dackel wohl von Wolf angegriffen

 Tag des Wolfes - Bauern machen Druck für vereinfachten Abschuss

 Erleichterungen bei GAP-Anträgen und Hanfanbau

 In der Corona-Pandemie wurden zu oft Antibiotika verschrieben

 Jäger sehen dringenden Handlungsbedarf bei Umgang mit Wölfen

 Söder setzt sich gegen Verbrenner-Aus ab 2035 ein