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12.12.2011 | 10:54 | Agrarmärkte 

Schuldenkrise und großes Weizenangebot drücken weiter auf Getreidemärkte

Wien - Die Getreidemärkte bleiben unter dem Druck der Schuldenkrise und eines großen Weizenangebots.

Agrarmärkte
(c) proplanta

Damit gaben die Weizennotierungen diesseits und jenseits des Atlantiks im Vorfeld des letzten Freitag erschienenen Dezember-WASDE-Reports des US-Landwirtschaftsministeriums USDA weiter leicht nach. Lediglich der Mais an der CBOT in Chicago profitierte etwas von Short-Covering, nachdem Händler Short-Positionen auflösten und die Gewinne daraus mitnahmen, sowie von relativ guten wöchentlichen Exportdaten der USA von 695.000 t. 

Fundamental kamen auf den Weizenmärkten in der abgelaufenen Woche schwache Exportzahlen der EU von 142.000 t - nach jeweils mehr als 350.000 t in den vergangenen beiden Wochen - und 427.000 t der USA dazu. Auf den Weltmärkten beginnen sich Argentinien und Australien mit aggressiven Weizenangeboten als neue Hechte im Karpfenteich zu etablieren, nachdem sich bei Russen und Ukrainern abzuzeichnen beginnt, dass ihnen bald die Luft ausgehen dürfte. Preislich kommen jedenfalls die USA und EU zurzeit mit ihren Weizenpreisen nicht mit, ebenso wie US-Mais wegen seiner hohen Preise unter Druck von reichlich vorhandenem, billigem Futterweizen steht. Wie geschmiert läuft nur der US-Sojaexport. Von satten 770.400 t Ausfuhren kam alleine China gleich für 551.100 t auf. 
 
Die FAO gab letzte Woche bekannt, ihr Nahrungsmittelpreisindex sei im November neuerlich um 0,5 % auf 215 Punkte gesunken. Trotz einer von der FAO höher als vom IGC oder den USA geschätzten Rekord-Weizenernte 2011/12 von weltweit 695 Mio. t habe sich der Preisrückgang zuletzt allerdings verlangsamt und es "könnte die Talsohle erreicht sein", so der Chefökonom der FAO, Abdolreza Abbassian, gegenüber Reuters.
 
 
Argentinien und Australien nehmen Russland und Ukraine die Preisführerschaft ab
 
Argentinien holte letzte Woche den Löwenanteil von 180.000 t eines 240.000 t-Weizenimport-Tenders Ägyptens an Land. Die Lieferung erfolgt im Februar. Der Preis lag, so die Europäische Kommission vergangenen Donnerstag am Verwaltungsausschuss in Brüssel, bei USD 219,70 bis 221,69 (EUR 163,83 bis 165,32) pro t fob. Für die Frachtkosten zwischen Argentinien und Ägypten gab die Kommission USD 37,- (EUR 27,59) pro t an. Zum Vergleich: Um diese Frachtkosten kommt man mit österreichischem Weizen nicht einmal vom Raum Wien über die italienische Grenze. Nur 60.000 t gingen an den bisherigen Hauptlieferanten Russland - und zwar zu USD 244,40 (EUR 182,25) pro t fob und USD 14,85 (EUR 11,74) pro t Frachtkosten. Zudem soll Argentinien auch bei einer Ausschreibung Tunesiens prominent zum Zug gekommen sein, hier lag das billigste Angebot für eine Tranche von 25.000 t der insgesamt 137.000 t umfassenden Ausschreibung bei USD 255,- (EUR 190,16) pro t c&f (cost and freight). Frankreich soll dabei leer ausgegangen sein. 
 
Algerien soll 200.000 t Hartweizen in Kanada zu USD 255,- (EUR 190,16) pro t c&f bestellt haben und 150.000 t Futtergerste in Argentinien zu USD 261,- bis 262,- (EUR 194,63 bis 195,38) pro t c&f. Schließlich bezieht Saudi Arabien 330.000 t Weichweizen zu einem durchschnittlichen Preis von USD 286,45 (EUR 213,61) pro t c&f aus der EU, den USA, Argentinien und Kanada. In Syrien zog Russland den Kürzeren - und zwar offensichtlich gegen Rumänien, das dorthin 100.000 t Weizen zu EUR 214,50 pro t c&f liefern soll.

Der Irak füllte einen 400.000 t-Weizentender mit Angeboten aus Kanada, Australien und Russland an. Russland und die Ukraine hätten die Preisführerschaft aus der Hand gegeben und ihre Dominanz am Weltmarkt verspielt, heißt es, Argentinien gelte zurzeit als "superbillig". Dennoch will Russland 25 Mio. t Getreide ausführen, gebremst wird der Exportstrom hier wie in der Ukraine aber auch von Logistikengpässen. Die Weizenausfuhren der EU liegen nach 23 Wochen des Wirtschaftsjahres 2011/12 mit 6,63 Mio. t deutlich unter den 10,27 Mio. t in der Vorsaison. 
 
So rechnet auch das ukrainische Landwirtschaftsministerium nun nur mehr mit Ausfuhren von 23 bis 24 Mio. t Getreide im laufenden Wirtschaftsjahr. Das sind um 3 Mio. t weniger als bislang angenommen, räumte ein zuständiger Abteilungsleiter im Ressort vor Journalisten in Kiew ein. Er führte die Korrektur auf ungünstige Witterungsverhältnisse für das zur Ernte 2012 ausgesäte Wintergetreide zurück. Unter diesen Umständen habe die Regierung die Planmenge für die Übergangsvorräte an Getreide zum Anfang 2012/13 von 2,4 auf 5,0 Mio. t angehoben. Zugleich versicherte der Beamte, dass die Regierung nicht vorhabe, Einschränkungen für die Getreideausfuhren einzuleiten. Allerdings heißt es auf den Märkten, die Ukraine werde 2012/13 möglicherweise vom Weizenexporteur zum Importeur mutieren.
 
 
Australien erwartet neue Rekordernte - aber Regen beschwert Qualitätsprobleme
 
Australien wird das Wirtschaftsjahr 2011/12 voraussichtlich mit einer Rekordernte abschließen. Das staatliche Amt für Land- und Rohstoffwirtschaft (ABARES) korrigierte seine Ernteschätzung jetzt nochmals nach oben. Laut der jüngsten Prognose dürfte die zurzeit laufende Weizenernte mit 28,3 Mio. t das bereits sehr gute Vorjahresergebnis um 1,4 % und den Durchschnitt der vergangenen fünf Jahre sogar um 48 % übertreffen. Zum Export stünden 21,6 Mio. t Weizen zur Verfügung. Das wären knapp 3,0 Mio. t oder 15,9 % mehr als 2010/11. Ausschlaggebend für das Rekordergebnis ist die Erholung des Getreideanbaus in Westaustralien. In dem für die Getreideerzeugung wichtigsten Bundesstaat hatte die Dürre länger angehalten als im Osten und Süden des Kontinents.
 
Allerdings macht sich die Verstärkung des Klimaphänomens La Nina in einer total verregneten Ernte bemerkbar. Darunter leidet die Qualität des Weizens und es sind hohe Anteile lediglich in Futterqualität zu erwarten. Auf der anderen Seite des pazifischen Beckens, in Südamerika, löst La Nina dagegen - etwa bei den argentinischen Soja-Pflanzern - Angst vor Trockenschäden aus.
 
Das Gerstenaufkommen Australiens soll 2011/12 um 4,2 % auf knapp 8,5 Mio. t klettern. Aus dieser Menge könnten 3,6 Mio. t Futtergerste und 1,1 Mio. t Braugerste exportiert werden. Die Rapsernte dürfte sich nach Einschätzung des ABARES auf 2,5 Mio. t belaufen. Damit würde das Vorjahresresultat um 113.000 t übertroffen. Die Ausfuhren auf den Weltmarkt werden voraussichtlich deutlich stärker zunehmen, und zwar um 24,6 % auf annähernd 1,9 Mio. t Raps.

 
COCERAL korrigiert EU-Ernteschätzung auf 284 Mio. t nach oben
 
In diesem Jahr seien in der EU 284 Mio. t Getreide produziert worden. Noch im September hatte COCERAL die europäische Getreideernte bei 279 Mio. t vermutet. Im Beratenden Ausschuss legte der Dachverband des Europäischen Getreidehandels letzten Freitag in Brüssel neue Zahlen vor und korrigierte die Erntemenge nach oben. Der Anstieg betrifft alle Getreidesorten und alle EU-Mitgliedstaaten. Die EU-Maisernte setzt COCERAL nun bei 65 Mio. t an, im September waren es noch 63 Mio. t. Die EU-Weizenernte soll nun bei 129,6 Mio. t liegen, im Vergleich zu 128 Mio. t, die noch im September geschätzt wurden. Die aktuellen Zahlen für Gerste liegen bei 51,8 Mio. t und für Roggen bei 7,5 Mio. t.
 
 
COPA erwartet 2012 höhere Rapsernte in der EU
 
In der EU werden im kommenden Sommer 2012 voraussichtlich 17,1 Mio. t Raps geerntet, im Vergleich zu 15,7 Mio. t in diesem Jahr. COPA, der Europäische Dachverband der nationalen Bauernverbände, erwartet eine Steigerung der Rapsproduktion um 8,6 % gegenüber dieser Saison. Im Beratenden Ausschuss der EU-Kommission legte COPA letzten Freitag in Brüssel eine neue Ernteschätzung für Ölsaaten vor. Die Aussaatfläche für Raps werde mit 6,8 Mio. ha kaum über der des Vorjahres liegen. Aber der Verband geht davon aus, dass neue Sorten zu einem Anstieg des Durchschnittsertrags von 2,8 auf 3 t pro ha in der EU führen werden. Der Anstieg soll ausschließlich den Nahrungssektor betreffen. Für den Energierapsanbau rechnet der Verband mit einer Stagnation bei der Produktion. Die gesamte Ölsaatenernte im kommenden Jahr schätzt COPA auf 30,3 Mio. t, im Vergleich zu 28,8 Mio. t in diesem Jahr.
 
 
Österreich: Premiumweizen behauptet sich
 
An den fundamentalen Marktdaten hat sich am österreichischen Kassamarkt praktisch nichts verändert und das Geschäft läuft saisontypisch sehr ruhig. Somit konnte sich am Mittwoch vergangener Woche an der Wiener Börse für landwirtschaftliche Produkte die Notierung für Premiumweizen unverändert bei EUR 221,50 pro t behaupten. Der bisher schon beachtliche Qualitätsaufschlag vergrößerte sich sogar noch weiter, da die Notierung des Qualitätsweizens neuerlich einen Tick auf EUR 190,- pro t nachgab. Beim Premiumweizen meinen Marktbeteiligte, dass der Appetit des Marktes auf die Aufmischqualität sogar noch wachsen könnte, sollte sich weltweit nach der verregneten Ernte in Australien und der Knappheit an hohen Qualitäten auch in den USA das Angebot noch weiter verringern. Allerdings ist aus der Ernte 2011 auch in Österreich nur ein unterdurchschnittlicher Anteil des hoch-proteinhältigen Weizens vorhanden.
 
Keine Anzeichen von Schwäche zeigte letzte Woche auch die Mahlroggennotierung, die sich mit EUR 222,50 ebenfalls weiterhin über der des Premiumweizens hält.
 
Am Maismarkt herrscht eine ziemliche Flaute und gehen praktisch keine Geschäfte, sodass letzte Woche auch die Notierung des Industriemais vom Wiener Kursblatt genommen werden musste. Ebenso notierten bei den Ölsaaten Sonnenblume und Raps nicht mehr. (BMLFUW/AIZ)

Aktuelle Weizenpreise an der CBoT

Notierungen der Börse für landwirtschaftliche Produkte in Wien


 

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