Etwa 3.000 Menschen hätten sich beteiligt, sagte die Sprecherin des Bundesverband Deutscher Milchviehhalter am Montag. Bundesagrarminister Horst Seehofer (CSU) hofft auf ein positives Ergebnis des Treffens der Milchbranche. Wir erwarten (...) konstruktive Gespräche», sagte eine Ministeriumssprecherin. Dazu werden Vertreter von Bauern, Handel, Molkereien sowie Länderminister in Berlin erwartet. Im Juni bekamen die Milchbauern nach Schätzungen von Experten nur wenig mehr für ihre Milch.
Mindestens 1.500 Bauern demonstrierten in München nach Angaben der Milchviehhalter für höhere Preise. Die Polizei sprach von 1.000 Teilnehmern. In Stuttgart zogen rund 500 Landwirte mit Traktoren und Kälbern vor das baden-württembergische Agrarministerium.
In Niedersachsen zeigte Agrarminister Hans-Heinrich Ehlen (CDU) Verständnis. Milch dürfe nicht als «Ramschware» auf den Markt kommen, sagte Ehlen. Der rheinland-pfälzische Landwirtschaftsminister Hendrik Hering (SPD) forderte in Mainz «faire Rahmenbedingungen». Die Thüringer Bauern zogen die Ernte einer Demo vor.
Der Bundesverband der Milchviehhalter fordert einen Mindestpreis von 43 Cent pro Liter Milch. Mecklenburg-Vorpommerns Agrarminister Till Backhaus (SPD) sprach von 33 Cent im Durchschnitt. Es sei nur eine Frage der Zeit, bis Betriebe aufgeben müssten. Das Saisontief scheint nach Ansicht der Zentralen Markt- und Preisberichtstelle für Agrarprodukte (ZMP) überwunden. Die Erzeugerpreise stiegen im Juni aber nur um 0,3 Cent pro Kilogramm auf 32,9 Cent.
Die Milchviehhalter verlangen Maßnahmen zur Senkung der Menge, damit der Erzeugerpreis steigt. Dazu gehört eine Umlage von 0,5 Cent pro Liter etwa zur Entschädigung eines freiwilligen Lieferverzichts und das Ende der Verrechnung von zu viel und zu wenig Menge. 90 Prozent der Verbandsmitglieder sprachen sich in einer Umfrage unter 20.000 Milcherzeugern dafür aus.
Der Deutsche Bauernverband und der Milchviehhalterverband sind sich nicht in allen Forderungen einig, was zu Austritten beim Bauernverband führte.
Insgesamt hätten 480 der mehr als 165.000 Bauern im Bayerischen Bauernverband ihre Mitgliedschaft gekündigt, sagte Bauernpräsident Gerd Sonnleitner. Der Bauernverband hält unter anderem Zusammenschlüsse der Erzeuger, einen Milchfonds der EU und ein Kostenentlastungsprogramm für nötig.
Der Einzelhandel hofft nach eigenen Angaben auf ein Ende des «Schwarzen-Peter-Spiels». Die «Wirtschaftswoche» hatte berichtet, dass die Discounter Aldi und Lidl sowie die Handelsketten Rewe und Edeka sich bereiterklärt hätten, auf aggressive Werbekampagne für Milch und Butter zu verzichten. Allerdings sind Lockvogelangebote ohnehin verboten, und in Discountern gibt es keine Spezialaktionen.
Die Schweinehalter forderten steigende Fleischpreise. Die Interessengemeinschaft der Schweinehalter Deutschlands verlangte in der «Neuen Osnabrücker Zeitung» (Montag) angesichts höherer Kosten bis zu 1,50 Euro mehr pro Kotelett. (dpa)
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Bilderstrecke - Milchdemonstration in Stuttgart