Das zeigen die aktuellen Zahlen aus dem Haushaltspanel, die am Donnerstag (18.2.) von der
Agrarmarkt Austria (AMA) Marketing anlässlich der
BioFach vorgelegt wurden.
Der Bioanteil hatte im Jahr 2015 bei 7,5 % gelegen und ist seitdem kontinuierlich gestiegen. „Corona konnte das stetige Wachstum von Bio nicht stoppen, ganz im Gegenteil“, erklärte AMA-Geschäftsführer Dr. Michael Blass. Die Menschen seien jetzt noch sensibler für die Qualität von Lebensmitteln, und davon profitieren
Bioprodukte besonders.
Laut AMA hat ein Haushalt in Österreich 2020 im
Lebensmitteleinzelhandel durchschnittlich 191 Euro für frische Bioprodukte - ohne Brot und Gebäck - ausgegeben; das waren rund 33 Euro oder 21 % mehr als 2019. Der Gesamtumsatz mit
Bioware im Lebensmitteleinzelhandel habe um 23 % auf 713,7 Mio Euro zugelegt, während die Menge der Einkäufe um 17 % auf 189.200 t gestiegen sei.
Wichtigste Bezugsquelle für
Biolebensmittel sei der klassische Lebensmitteleinzelhandel, so die Marktexperten. Dort würden 72 % aller Bioprodukte gekauft; ein Anteil von rund 28 % entfalle auf die Discounter. Es gebe eigentlich keinen Haushalt in Österreich, der nicht mindestens einmal im Jahr ein Bioprodukt kaufe, hob die AMA hervor.
Bio lande aber nicht nur ab und zu im Einkaufswagen. Vielmehr seien 2020 sowohl die Einkaufshäufigkeit als auch die gekaufte Menge an Bioprodukten stark gestiegen. So sei pro Haushalt bei durchschnittlich 42 Einkäufen eine Menge von 50 kg Biolebensmitteln im Korb gelandet.
Den höchsten Bioanteil im österreichischen Lebensmitteleinzelhandel hätten die Sortimente Milch und Naturjoghurt verbucht, berichtete die AMA. Eier, Kartoffeln und Frischgemüse lägen ebenfalls weit über dem Durchschnitt. Jedes zehnte Produkt in den Warengruppen Obst, Butter und Käse habe aus biologischer Landwirtschaft gestammt. Aber auch
Biofleisch und Biogeflügel hätten 2020 kräftig zugelegt, wenn auch auf niedrigerem Niveau. Der Bioanteil bei Wurst und
Schinken sei ebenfalls gestiegen.
Höheres Qualitätsbewusstsein
Die AMA hat nach eigenen Angaben im vergangenen November eine Motivanalyse durchgeführt, um das aktuelle Einkaufsverhalten und Ernährungstrends zu erkunden. Dabei hätten rund 43 % der Befragten angegeben, am liebsten biologische Produkte zu konsumieren.
Die Zustimmung zu dieser Aussage sei gegenüber der Befragung im Jahr 2017 um 4 Prozentpunkte gestiegen. Außerdem habe ein Drittel der Teilnehmer bestätigt, dass die beiden Kriterien
Nachhaltigkeit und biologische Produktion künftig noch stärker zur ihrer Kaufentscheidung beitrügen.
Drei von vier Personen wollten auch nach der Corona-Pandemie unverändert zu Bio greifen, und 14 % sogar noch mehr als vorher. Nach Ansicht von Blass bestätigen die Ergebnisse, dass die Krise die Menschen nachhaltig sensibel für die Güte von
Lebensmitteln gemacht hat. Die Orientierung hin zu Bio habe man schon im ersten Lockdown des Jahres 2020 gesehen. Damals sei aber fraglich gewesen, ob die Aufgeschlossenheit für Bio und für Qualität generell Bestand haben würde.
Laut AMA hat die Befragung auch gezeigt, dass gutes Essen für sehr viele Verbraucher zu einem „richtigen Lebensstil“ dazugehöre. Das hätten drei Viertel der Probanden angegeben. Zudem bleibe das Interesse an der
Ernährung hoch. Allerdings nähmen sich die Menschen etwas weniger Zeit für die Mahlzeiten. Im Weiteren habe jeder zweite Studienteilnehmer angegeben, weniger Fleisch zu essen, dafür aber vermehrt auf Qualität beim Einkauf von Fleisch zu achten.
Keine Förderung für Neueinsteiger
Bio Austria verwies anlässlich der BioFach auf aktuelle Zahlen des Wiener Landwirtschaftsministeriums. Demnach wirtschaften in Österreich derzeit 24.457 Höfe nach den Kriterien des Ökolandbaus; das sind fast 23 % aller landwirtschaftlichen Betriebe. Seit 2015 sei die ökologisch bewirtschaftete Fläche in dem Alpenland um 23 % ausgedehnt worden. Im selben Zeitraum seien 3 700 neue Biobetriebe dazugekommen, was einem Zuwachs von 18 % entspreche.
Im Unterschied zu vielen anderen europäischen Ländern hat es laut
Bio Austria in Österreich von 2019 auf 2020 allerdings nur noch geringe Zuwächse bei der Ökofläche und der Zahl der Biobetriebe gegeben. Dies liege daran, dass seit Ende 2018 keine Neueinstiege mehr in die Ökoförderung und seit Ende 2019 auch keine Umstiege aus anderen Fördermaßnahmen mehr möglich seien. Einen Einstieg in die Ökoförderung werde es erst wieder mit der neuen Periode der Gemeinsamen
Agrarpolitik (
GAP) im Jahr 2023 geben.
Für den
Ökolandbau bedeute dies, dass die Zahl der
Betriebe und die Fläche stagnieren werden, kritisierte der Verband. Im internationalen Wettbewerb sei deshalb von einem potentiellen Wertschöpfungsverlust für Österreich auszugehen. Die Nachfrage nach Biolebensmitteln werde weiter steigen, aber die Produktion in Österreich werde sich nicht entsprechend mitentwickeln können.