Vorsprung durch Wissen
schließen x
Suchbegriff
Rubrik
 Suchen
Das Informationszentrum für die Landwirtschaft
21.02.2016 | 14:00 | US-Ökomarkt 

USA: Nachfrage nach Bioprodukten steigt massiv

Zeist/Den Haag - In den Vereinigten Staaten zeichnet sich für die kommenden Jahre eine weiterhin kräftig steigende Nachfrage nach Bioprodukten ab, die auch mit Ware aus dem Ausland gedeckt werden dürfte.

Bio-Umsatz USA
(c) proplanta
Dies geht aus einer aktuellen Trendstudie hervor, die der niederländische Öko-Dachverband Bionext für das Haager Wirtschaftsministerium angefertigt hat. Demnach sind die USA der global größte Markt für diese Erzeugnisse.

Ein wichtiger Grund ist die hohe Bevölkerungszahl von 319 Millionen Menschen, womit das Land an dritter Stelle nach China und Indien rangiert. Die holländischen Fachleute gehen davon aus, dass das durchschnittlich verfügbare Einkommen der US-Verbraucher weiter zunehmen wird, und zwar um schätzungsweise jährlich 2,4 %. Mit der steigenden Kaufkraft dürften dort Bioprodukte in den kommenden fünf Jahren weiter an Beliebtheit gewinnen.

Außerdem erwartet Bionext, dass Gesundheitsaspekte der Ernährung in den USA eine immer wichtigere Rolle spielen werden. In der Folge soll sich der ehemalige Nischen- zu einem Massenmarkt entwickeln; daraus ergeben sich den Haager Fachleuten zufolge für niederländische Lebensmittelhersteller bedeutende Exportchancen.

Indes hinterfragten die US-Verbraucher zunehmend das Attribut „bio“, weil die Anbauregeln im eigenen Land weniger streng als in Europa seien. Der Umsatz mit Bionahrungsmitteln erhöhte sich in den Vereinigten Staaten 2014 laut Bionext um 5,2 Mrd. $ (4,7 Mrd. Euro) oder 21,4 % auf 29,5 Mrd. $ (26,5 Mrd. Euro). Für 2015 schätzen die Niederländer die Umsätze der Ökobranche in den USA auf 32,7 Mrd. $ (29,3 Mrd. Euro); das wäre einem Plus von 11 % und würde fast 5 % des gesamten dortigen Marktvolumens für Lebensmittel entsprechen.

Indes geht das New Yorker Marktforschungsunternehmen TechSci Research von deutlich höheren Umsätzen aus: Es veranschlagt die 2015 mit Biolebensmittel in den USAerzielten Erlöse auf insgesamt gut 45 Mrd. $ (40,4 Mrd. Euro). Gemüse und Obst wichtigste Produktgruppe Mittlerweile konsumieren laut Bionext 84 % aller privaten Haushalte in den USA Bioprodukte; gut die Hälfte davon kaufte 2015 mehr Ökoware als im Vorjahr.

Am stärksten wächst der Markt an den Küstenregionen im Nordosten und Westen sowie generell in den Großstädten der USA. Laut Angaben des amerikanischen Landwirtschaftsministeriums (USDA) waren Gemüse und Obst im Jahr 2014 die umsatzmäßig wichtigste Produktgruppe mit schätzungsweise 15,06 Mrd. $ (13,51 Mrd. Euro); gegenüber dem Vorjahr bedeutete das einen Zuwachs um 11,1 %. Auf dem zweiten Platz rangieren Milcherzeugnisse mit einem Plus von 8,7 % auf 5,07 Mrd. $ (4,55 Mrd. Euro). Es folgen Getränke, deren Erlös im Vergleich zu 2013 um 9,5 % auf 3,84 Mrd $ (3,44 Mrd. Euro) kletterte.

Die Plätze vier und fünf belegten Convenienceprodukte mit 3,68 Mrd. $ (3,30 Mrd. Euro) sowie Brot und Getreide mit 3,16 Mrd. $ (2,83 Mrd. Euro). Für Ökosnacks gaben die US-Verbraucher 1,72 Mrd. $ (900 Mio. Euro) aus und für Rotfleisch, Geflügel und Fisch aus ökologischer Erzeugung insgesamt 1,14 Mrd. $ (1,02 Mrd. Euro). Bei Gewürzen wurde ein Gesamterlös von 1,12 Mrd. $ (1 Mrd. Euro) verzeichnet.

Sehr niedriger Ökoflächenanteil

Wie Bionext weiter ausführt, kann die Bioerzeugung in dem nordamerikanischen Land mit dem kräftigen Nachfragewachstum nicht mithalten, zumal das ökologisch bewirtschaftete Arealmit knapp 2,2 Mio. ha nur 1 % der gesamten landwirtschaftlichen Nutzfläche entspricht. In anderen Ländern ist dieser Anteil deutlich höher. Die Zahl der zertifizierten Biobetriebe in den Vereinigten Staaten veranschlagen die niederländischen Fachleutemit Verweis auf Daten der Internationalen Vereinigung ökologischer Landbaubewegungen (IFOAM - Organics International) mit Stand vom März 2014 auf insgesamt gut 18.500; etwas mehr als 3.200 Betriebe befanden sich zu dieser Zeit in der Umstellungsphase.

Als Hemmfaktor für eine Umstellung sehen die niederländischen Experten den Umstand, dass das Klima in den USA den Anbau zahlreicher Produkte zulässt. Erschwert werde der ökologische Landbau außerdem durch die sehr intensive konventionelle Bewirtschaftung. Demnach erfordere die Umstellung auf den Ökolandbau von den Farmern ein massives Umdenken, was sich häufig als schwierig erweise.

US-Angebot von Ökogetreide ergänzen

Die vom USDA ausgewiesene Außenhandelsbilanz für Bioprodukte ist seit Jahren defizitär. So blieben die Exporte 2014 wertmäßig um 726 Mio. $ (651 Mio. Euro) hinter den Importen von 1,28 Mrd. $ (1,15 Mrd. Euro) zurück. Die USA führen Bioprodukte aus fast 100 Ländern ein. Im Jahr 2013 waren die wichtigsten Herkünfte Mexiko, Italien, Peru und Kolumbien, auf die zusammen rund 40 % der Importausgaben von insgesamt 1,38 Mrd. $ (1,24 Mrd. Euro) entfielen.

Die wichtigsten Bioimportprodukte waren 2014 Kaffee mit einem Einfuhrwert von 332,5 Mio. $ (298,2 Mio. Euro), Sojabohnenmit 183,6 Mio. $ (164,7 Mio. Euro) und Olivenöl mit 156,3 Mio. $ (140,2 Mio. Euro). Dabei verlief die Einfuhrentwicklung bei den einzelnen Produkten jedoch sehr unterschiedlich. Während die Biosojabohnenimporte dem Wert nach gegenüber 2013 um zwei Drittel zulegten und die Einfuhr von Biohonig um fast 250 %, verzeichneten die Washingtoner Fachleute für Bananen und Wein ein Minus von mehr als 50 %. Bionext macht indes auf zwei wichtige Trends aufmerksam: Zum einen erhöhe sich die Nachfrage nach Ökolebensmitteln, die nicht in den USA produziert werden könnten.

In den Niederlanden ließen sich beispielsweise Honig, Zahnmais, Äpfel, Paprika, Birnen und Blaubeeren erzeugen, um diese Lücke zu füllen. Zum anderen expandiere der US-Markt für Ökokonsumgetreide, der mit dem Angebot der US-Farmer allein nicht mehr zu sättigen sei. Mit Blick auf den Export von niederländischen Ökoprodukten 2014 waren die USA unter den Drittlandländern der wichtigste Zielmarkt.

Ahold setzt in den USA auf Bio Wie die Haager Experten feststellen, waren die Produktionskosten von US-Biolebensmitteln bislang kaum höher als die von konventionellen Erzeugnissen. Gleichzeitig seien bei den US-Verbrauchern Preisaufschläge im Vergleich zu konventioneller Ware von 30 % bis 100 % realisierbar. Deshalb hätten Unternehmen wie der Biosupermarkt Whole Foods und Gourmeteinzelhändler wie The Fresh Market ihre Ökosortimente in den vergangenen Jahren kräftig ausgeweitet.

Diesem Trend folgten nun weitere Lebensmitteleinzelhändler wie der niederländische Ahold-Konzern, der auch in den USA aktiv sei. So seien die Supermärkte zusammen mit dem Feinkosthandel mittlerweile der mit Abstand wichtigste Absatzkanal für Bioprodukte in den Vereinigten Staaten; auf diese Vermarktungsschiene entfielen zuletzt mehr als 90 % des Umsatzes. Den Rest erwirtschafteten Bauernmärkte und Foodservice-Unternehmen, die beispielsweise die Gastronomie und Großverbraucher belieferten. 

Umrechnungskurs: 1 $ = 0,8969 Euro
Ökomarkt EntwicklungBild vergrößern
US-Importe von Bioprodukten
AgE
Kommentieren
weitere Artikel

Status:
Name / Pseudonym:
Kommentar:
Bitte Sicherheitsabfrage lösen:


  Weitere Artikel zum Thema

 Verbraucher bevorzugen Bio trotz oftmals fehlendem Wissen

 Der Bio-Markt erholt sich vom Preisschock

  Kommentierte Artikel

 Söder setzt sich gegen Verbrenner-Aus ab 2035 ein

 2023 war Jahr der Wetterextreme in Europa

 Wind- und Freiflächen-Solaranlagen: Niedersachsen führt Abgabe ein

 Keine Reduzierung beim Fleischkonsum durch Aufklärung

 Größter Solarpark von Rheinland-Pfalz eröffnet

 Gipfelerklärung der EU setzt auf Lockerungen für Landwirte

 Grundwasser in Bayern wird weniger

 Lindnerbräu - Hoch die Krüge!

 Mutmaßlicher Wolfsangriff - mehrere Schafe in Aurich getötet

 Weniger Schadholz - Holzeinschlag deutlich gesunken