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12.02.2022 | 05:09 | Energiepreise belasten 

Konjunkturprognose des DIHK gesenkt - Inflation bei fast fünf Prozent

Wiesbaden / Berlin - Der massive Anstieg der Energiepreise belastet die Budgets der Verbraucher und bereitet der deutschen Wirtschaft zunehmend Sorge.

Konjunkturprognose
Den Firmen machen derzeit viele Probleme zu schaffen. Dabei sehen nicht nur Verbraucher, sondern auch die Wirtschaft besonders die hohen Energiepreise mit Sorge. Die Aussichten trüben sich ein. (c) ferkelraggae - fotolia.com
Der Präsident des Außenhandelsverbands BGA, Dirk Jandura, warnte am Freitag vor einer «schleichenden Deindustrialisierung» Deutschlands. Nach Einschätzung des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK) bremsen hohe Energie- und Rohstoffpreise sowie Lieferengpässe den Aufholprozess der deutschen Wirtschaft. Die Inflation in Deutschland hielt sich zu Jahresbeginn auf vergleichsweise hohem Niveau von 4,9 Prozent.

In den Unternehmen herrsche zwar weiterhin eine vorsichtig optimistische Grundstimmung. «Viele wissen aber wegen großer Unsicherheiten nicht, wie es weiter geht», berichtete DIHK-Hauptgeschäftsführer Martin Wansleben. Der DIHK senkte seine Wachstumsprognose für dieses Jahr und erwartet nun einen Zuwachs des Bruttoinlandsprodukts von 3,0 Prozent, nach zuvor angenommenen 3,6 Prozent. «Die Konjunktur hält die Luft an», sagte Wansleben. 

Als größte Belastungsfaktoren nannte er neben der Corona-Krise und Lieferengpässen die stark gestiegenen Energie- und Rohstoffpreise sowie den Fachkräftemangel. Hinzu kämen weitere zu erwartende Kostensteigerungen durch die Transformation beim Klimaschutz.

Die Wirtschaft beurteilt sowohl ihre aktuelle Lage als auch den Ausblick auf das Gesamtjahr 2022 insgesamt negativer als vor dem Jahreswechsel, wie eine DIHK-Konjunkturumfrage zu Jahresbeginn unter knapp 28.000 Unternehmen ergab.

Nur knapp ein Viertel der Unternehmen rechnet in den kommenden zwölf Monaten mit besseren Geschäften. Das Vorkrisenniveau der Wirtschaftsleistung nach dem Einbruch 2020 wird laut DIHK voraussichtlich erst zur Jahresmitte erreicht.

Fast zwei Drittel der Betriebe stufen der Umfrage zufolge die Energie- und Rohstoffpreise als eines ihrer größten Geschäftsrisiken ein. Wansleben forderte Entlastungen und nannte eine schnelle Abschaffung der EEG-Umlage und eine Senkung der Stromsteuer.

Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes kostete Energie im Januar 20,5 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Vor allem leichtes Heizöl (plus 51,9 Prozent) und Erdgas (plus 32,2 Prozent) verteuerten sich deutlich. Die Spritpreise kletterten gegenüber dem Vorjahresmonat um 24,8 Prozent, Strom kostete 11,1 Prozent mehr.

Zu dem Anstieg trugen demnach neben gestiegenen Rohstoffpreisen auch die zu Jahresbeginn von 25 Euro auf 30 Euro pro Tonne Kohlendioxid erhöhte CO2-Abgabe sowie gestiegene Strom-Netzentgelte bei. Die gesunkene EEG-Umlage über die Stromrechnung habe den Preisanstieg nur leicht abfedern können. Ohne Berücksichtigung der Energie hätte die Inflationsrate im Januar bei 3,2 Prozent gelegen.

Vier von fünf Bürgern machen sich aufgrund steigender Energiepreise Sorgen wegen der nächsten Heizkostenabrechnung. Dies ist das Ergebnis einer repräsentativen Umfrage des Marktforschungsinstituts Innofact im Auftrag des Vergleichsportals Verivox. Dabei antworteten 34 Prozent der Teilnehmer auf die Frage, ob sie sich Sorgen machen: «Ja, sehr.» Weitere 46 Prozent antworteten: «Ja, ein wenig.» Viele Strom- und Gasanbieter haben in den vergangenen Monaten die Preise erhöht.

Eine höhere Inflation schwächt die Kaufkraft von Verbrauchern, weil sie sich für einen Euro weniger kaufen können als zuvor. Das kann den Konsum als wichtige Konjunkturstütze dämpfen. Folgen hoher Energiepreise befürchten auch die Unternehmen.

«Die Steuern und Abgaben auf Energie in Deutschland sind viel zu hoch», kritisierte der Präsident des Bundesverbandes Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen (BGA), Jandura. «Wenn Benzin und Strom in unseren Nachbarländern erheblich günstiger sind, dann sind das keine fairen Wettbewerbsbedingungen mehr in Europa.» Das führe zu einer Abwanderung von Unternehmen und Arbeitsplätzen ins benachbarte Ausland. «Ich bin auch für Klimaschutz, aber das geht nicht mit der Brechstange.»

Neben gestiegenen Energiepreisen belastet auch die Omikronwelle die deutsche Wirtschaft. Sie hinterlässt deutliche Spuren im Handwerk. «Es ist zu massiven Quarantäne- und krankheitsbedingten Ausfällen von Beschäftigten in unseren Handwerksbetrieben gekommen und die Umsätze und Auftragsbestände sind wieder bei deutlich mehr Betrieben als noch im Sommer und Herbst zurückgegangen», sagte Handwerkspräsident Hans Peter Wollseifer der Deutschen Presse-Agentur.

Von Personalausfällen sei fast jeder zweite Betrieb betroffen, berichtete Wollseifer mit Blick auf eine Umfrage des Zentralverband des Deutschen Handwerks. In den von coronabedingten Personalausfällen betroffenen Betrieben fehle im Schnitt ein Viertel der Belegschaft. «Es erklärt sich von selbst, dass es den Geschäftsbetrieb stark beeinträchtigt und auch Umsatzeinbußen mit sich bringt, wenn so viele Beschäftigte nicht zur Arbeit erscheinen können.»
dpa
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