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15.01.2017 | 14:59 | Bodenpreise 

Bodenmarkt: Keine Trendwende in Sicht

Berlin - Die Verkaufspreise der Bodenverwertungs- und -verwaltungsgesellschaft (BVVG) sind im Jahr 2016 erstmals seit geraumer Zeit nicht gestiegen. Mit durchschnittlich rund 19.400 Euro/ha lagen die Preise bei den Verkehrswertverkäufen von Acker- und Grünland auf dem Niveau des Vorjahres. Geschäftsführer Stefan Schulz sprach am vergangenen Donnerstag (12.1.) vor Journalisten in Berlin von einer nachlassenden Dynamik auf dem Bodenmarkt, warnte aber vor voreiligen Schlüssen.

BVVG-Flächen
BVVG-Verkaufspreise 2016 stabil geblieben - Keine Trendwende am Bodenmarkt. (c) proplanta
Von einer Trendwende oder einem Bruch bei der Entwicklung der Bodenpreise könne nicht die Rede sein. Schulz wies darauf hin, dass die Nachfrage nach Ackerland auch im vergangenen Jahr hoch gewesen sei. Dies habe sich in einem Preisanstieg bei Ackerflächen vergleichbarer Qualität um 9 % gegenüber 2015 niedergeschlagen. Deutliche Zuwächse verzeichnet die BVVG bei den Pachtpreisen. Das Pachtpreisniveau stieg um rund 5 % auf 406 Euro/ha. Noch deutlicher fiel das Plus bei den Neuverpachtungen aus. Für die rund 19.000 ha, die die BVVG zum Pachtjahr 2016/17 neu vergeben hat, stiegen die Preise um rund 10 % auf 481 Euro/ha. Insgesamt hat die BVVG 2016 rund 10.400 ha landwirtschaftliche Fläche verkauft. Davon wurden 4 400 ha direkt von Pächtern ohne Ausschreibung und rund 1.700 ha begünstigt an Alteigentümer veräußert. Beschränkt ausgeschrieben hat die bundeseigene Gesellschaft im Vorjahr rund 6.200 ha; davon wurde mit 5.200 ha der Löwenanteil verpachtet. Die durchschnittliche Losgröße bei allen Ausschreibungen belief sich auf 12 ha.

Daneben verkaufte die BVVG rund 2 700 ha Wald, darunter 2.100 ha an Alteigentümer, sowie 9.600 ha Umwidmungsflächen. Davon erwarben die Länder rund 8.900 ha zur Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie (WRRL). Der Überschuss für 2016 beläuft sich auf 350 Mio. Euro.

Beitrag zur Erreichung agrarstruktureller Ziele

Schulz bezeichnete die gegenüber den Vorjahren deutlich reduzierte Verkaufsfläche und die kleineren Losgrößen als Beitrag zur Erreichung der agrarstrukturellen Ziele der Länder. Mit der Änderung der Privatisierungsgrundsätze von 2015 mit der Absenkung der maximalen Losgröße bei Ausschreibungen von bislang 25 ha auf 15 ha, der Festlegung des Flächenumfangs für beschränkte Ausschreibungen auf 30 % der jährlich pachtfrei werdenden Flächen sowie der Streckung des Privatisierungszeitraums um fünf Jahre bis 2030 habe die BVVG den Anliegen der Länder entsprochen. Einer neuerlichen Anpassung der Grundsätze bis hin zu der Forderung, die BVVG solle ihre Flächen künftig ausschließlich beschränkt zugunsten von Junglandwirten und arbeitsintensiven Betrieben ausschreiben, erteilte der Geschäftsführer eine Absage. Die Privatisierung dürfe nicht zum „closed shop“ werden, warnte Schulz. Er versicherte, dass die BVVG auch künftig in der Fläche präsent bleiben werde. Einen „regionalen Abverkauf“ werde es nicht geben.

Erlöserwartungen rückläufig

Gemäß ihren Vorgaben wird die BVVG nach den Worten ihres neuen Co-Geschäftsführers Martin Kern auch 2017 die Marke von 10.000 ha beim Verkauf landwirtschaftlicher Flächen nicht überschreiten. Geplant seien 9.400 ha, davon 8.300 ha zum Verkehrswert, sagte der ehemalige Referatsleiter im Bundesfinanzministerium. Von den Verkehrswertverkäufen werden seinen Angaben zufolge voraussichtlich rund 60 % über Ausschreibungen erfolgen, 40 % sind für den Direkterwerb vorgesehen. Insgesamt verfügt die BWG zu Beginn dieses Jahres noch über rund 136.700 ha landwirtschaftliche und 9.200 ha forstwirtschaftliche Flächen.

Wie Kern weiter mitteilte, liegen der BVVG gegenwärtig noch 141 offene Anträge von Alteigentümer auf begünstigen Flächenerwerb vor. Für die nächsten Jahre rechnen die Verantwortlichen mit einem allmählichen Rückgang der Alteigentümeranträge. Der Bedarf für die Abwicklung der begünstigen Verkäufe wird auf insgesamt noch rund 2.000 ha veranschlagt. Deutlich bescheidener als bisher werden sich die wirtschaftlichen Ergebnisse für die BVVG in den nächsten Jahren gestalten. Ende 2017 will man noch 216 Mio. Euro an die Muttergesellschaft, die Bundesanstalt für vereinigungsbedingte Sonderaufgaben (BvS), abführen.

BVVG-Flächen in Mecklenburg-Vorpommern am teuersten

Die höchsten Kaufpreise erzielte die BVVG im Vorjahr mit knapp 25.000 Euro/ha in Mecklenburg-Vorpommern. Dazu hat nicht zuletzt beigetragen, dass die BVVG in einzelnen Fällen die 25 ha-Losgröße überschritten hat. Die Privatisierungsgrundsätze lassen das in Ausnahmefällen zu, in denen die Flurstücke größer als 25 ha sind. Mit rund 22.800 Euro/ha rangiert Sachsen-Anhalt auf Rang zwei der Länderstatistik. Deutlich dahinter folgen Thüringenmit 16 700 Euro/ha, Sachsenmit knapp 14.900 Euro/ha und Brandenburg mit rund 13.550 Euro/ha. Insgesamt hat die BVVG derzeit 135.400 ha verpachtet. Davon entfallen 46.600 ha auf Mecklenburg-Vorpommern, 43.400 ha auf Brandenburg und 29 900 ha auf Sachsen-Anhalt. Mit 10.100 ha ist die BVVG noch in Sachsen vertreten. In Thüringen sind es noch 5.400 ha. Die höchsten Pachtpreise erzielt die Gesellschaft in Sachsen-Anhalt mit 546 Euro/ha, gefolgt von Mecklenburg-Vorpommern mit 439 Euro/ha sowie Sachsen und Thüringen mit jeweils rund 360 Euro/ha. Mit 293 Euro/ha sind die BVVG-Pachten in Brandenburg am günstigsten.

Ein Drittel ihrer KTG-Flächen neu vergeben

Eigenen Angaben zufolge hat die BVVG inzwischen rund ein Drittel ihrer Flächen, die sie an ehemalige Tochterunternehmen der in Insolvenz gegangenen KTG Agrar verpachtet hatte, neu vergeben. Schulz bezifferte deren Umfang auf gut 1.000 ha. Laut ihrem Geschäftsführer hatte die bundeseigene Gesellschaft rund 2 960 ha landwirtschaftliche Fläche an 25 KTG-Töchter verpachtet. Davon seien im letzten Jahr 840 ha wegen Nichtzahlung von zwei Pachtraten gekündigt worden. Die Verträge für 177 ha seien regulär zum 30. September 2016 ausgelaufen. Für die übrigen Flächen liefen die Pachtverträge auch nach der Übernahme der Tochterunternehmen weiter. Wie der BVVG-Geschäftsführer weiter mitteilte, wurden bislang rund 1.000 ha im Zuge von 80 Ausschreibungen in Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg neu vergeben. Mehr als 70 % der Flächen seien wieder verpachtet worden, und zwar überwiegend an neue Pächter. Rund 15 % seien erneut an Nachfolgeunternehmen der KTG gegangen.

Darüber hinaus seien drei Kaufverträge, die die BVVG mit KTG-Tochterunternehmen geschlossen hatte, nicht mehr vollzogen worden. In dem Rahmen seien 650 ha zurück an die BVVG gegangen. Sie würden ebenfalls neu ausgeschrieben. Schulz wies darauf hin, dass die BVVG formal von der Insolvenz des Mutterkonzerns nicht unmittelbar betroffen sei, da man nur Flächen an die ehemaligen Tochterunternehmen verpachtet habe. Wenn die Pachten bezahlt würden, bestehe keine Kündigungsmöglichkeit. Sollten im Zuge der Sanierung desMutterkonzerns Tochtergesellschaften insgesamt veräußert werden, habe dies keinen Einfluss auf die Pachtverträge.
AgE
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