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30.01.2022 | 11:06 | Treibstoff 

An Biokraftstoffen im Verkehr führt kein Weg vorbei

Berlin - Will die neue Bundesregierung ihre ambitionierten Ziele für Klimaschutz im Verkehr erreichen, führt für den Bundesverband Bioenergie (BBE) an der konsequenten Nutzung erneuerbarer Kraftstoffe kein Weg vorbei.

Biokraftstoff
Ohne Biosprit aus Anbaubiomasse sind die Klimaschutzziele Deutschlands nach Einschätzung des BBE-Vorstandsvorsitzenden Auernhammer nicht zu erreichen. (c) proplanta
„Denn nachhaltige Biokraftstoffe können hier bereits heute eine Erfolgsbilanz vorweisen, die es zukünftig weiter auszubauen gilt“, erklärte der BBE-Vorstandsvorsitzende Artur Auernhammer zum Auftakt des 19. Fachkongresses für erneuerbare Mobilität „Kraftstoffe der Zukunft“, bei dem in der vergangenen Woche an fünf Tagen insgesamt mehr als 60 Redner über Maßnahmen zur Erreichung der Klimaschutzziele diskutierten.

Im Jahr 2020 hätten nachhaltige Biokraftstoffe hierzulande einen Rekordwert von mehr als 13 Mio. t CO2 eingespart, fast 4 Mio. t mehr als im Jahr davor. „Nachhaltige Biokraftstoffe sind und bleiben daher ein unverzichtbarer Beitrag für effektiven Klimaschutz im Verkehr“, betonte Auernhammer. Der Generalsekretär der EU-Ausschüsse der Bauernverbände (COPA) und ländlichen Genossenschaften (COGECA), Pekka Pesonen, warnte in einer anderen Session davor, sich bei der Energiewende im Verkehr allein auf die Elektrifizierung zu verlassen.

Feldarbeiten mit hohem Leistungsbedarf könnten in absehbarer Zukunft nicht elektrifiziert werden, gab der Finne zu bedenken. Zertifizierte Biokraftstoffe aus Anbaumasse seien eine klimafreundliche Alternative, auch für Anwendungsbereiche außerhalb der Landwirtschaft. Pesonen rief die politisch Verantwortlichen in Deutschland und der EU dazu auf, den regulatorischen Rahmen technologieoffen zu gestalten.

Auch für ihn sind Biokraftstoffe aus Anbaubiomasse bei der Energiewende Teil der Lösung. Der COPA/COGECA-Generalsekretär warb zudem für eine globale Perspektive, denn die Produktion von Biokraftstoffen aus Anbaubiomasse liefere als Koppelprodukt wertvolles Eiweißfutter, dessen Einsatz in der EU die Entwaldung zur Futtermittelproduktion in anderen Weltgegenden verhindere.

Offene Türen im Verkehrsressort

Mit seiner Forderung nach Technologieoffenheit scheint Pesonen zumindest im Bundesverkehrsministerium offene Türen einzurennen: Nach Ansicht der Parlamentarischen Staatssekretärin Daniela Kluckert braucht es für die Erreichung der deutschen Klimaschutzziele alle alternativen Antriebstechnologien und die gesamte Bandbreite an alternativen Kraftstoffen.

„Von der Batterie bis zum eFuel müssen wir die Vorteile jeder Technologie zur CO2-Reduktion nutzen, stellte Kluckert den Standpunkt des von der FDP geführten Verkehrsressorts klar. Der Hauptgeschäftsführer des Wirtschaftsverbandes Fuels und Energie (en2x), Prof. Christian Küchen, lobte zum Kongressauftakt vor 500 Zuhörern die von der EU-Kommission mit „Fit for 55“ gesetzten Anreize zum Klimaschutz.

„Das Klimapaket enthält gute Ansätze, etwa einen Reformvorschlag für die Energiesteuer“, erklärte Küchen. Würden CO2-neutrale Fuels weit niedriger besteuert als fossile Kraftstoffe, würden echte Angebotsanreize für die grüne Energie geschaffen. „Und nur so sind die Klimaziele im Verkehr zu erreichen“, ist der en2x-Geschäftsführer überzeugt.

Schritt in die richtige Richtung

Für die Europäische Bioethanolvereinigung (ePure) sind die Kommissionsvorschläge zur Novellierung der Erneuerbare-Energien-Richtlinie (RED III) ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung.

Die Einführung einer Treibhausgas-(THG)-Minderungsquote von 13 % im Verkehr und die Streichung von Mehrfachanrechnungen bestimmter Kraftstoffe würden den Ausstoß fossiler Treibhausgase reduzieren - und zwar nicht nur auf dem Papier”, erklärte ePure-Vizepräsident Dr. Stephan Meeder bei dem Kraftstoffkongress. Aus seiner Sicht müssen die Ziele für den Verkehr jedoch noch ambitionierter werden.

Gerade erneuerbares Ethanol biete ein riesiges Potential, das die EU immer noch nicht richtig beziehungsweise vollständig nutze, stellte Meeder fest. Klimaschädliche Emissionen verursachten nicht die Verbrennungsmotoren, sondern der fossile Kraftstoff, der darin verbrannt werde. „Dabei können moderne Motoren schon heute eine höhere Ethanolbeimischung wie E20 nutzen und die THG-Einsparungen vervielfachen“, so der ePure-Vizepräsident.

Keine Optionen abschneiden

Der Präsident des Verbandes der Deutschen Biokraftstoffindustrie (VDB), Stefan Schreiber, betonte die Notwendigkeit von Investitionssicherheit für die VDB-Mitgliedsunternehmen. Die Produktion von Biokraftstoffen aus Anbaubiomasse bezeichnete Schreiber als „Rückgrat unserer Industrie“.

Die Politik dürfe solche bewährten Optionen für den kurzfristigen Klimaschutz im Verkehr deshalb nicht ohne Not „abschneiden“. Steige der Grad der Elektrifizierung in den nächsten Jahren an und sinke im Gegenzug die Nachfrage nach flüssigen Treibstoffen, müssten die Beimischungsquoten für Biokraftstoffe aus Biomasse und die anderen alternativen Kraftstoffe angehoben werden, beispielsweise auf einen Anteil von 10 % Biodiesel an der Zapfsäule. Nur so könne der Absatz von Biokraftstoffen im Verkehr in den nächsten Jahren zumindest konstant gehalten werden, argumentierte Schreiber.

Herstellungskosten müssen runter

Aus Sicht der Sprecherin des Vorstandes der eFuel Alliance, Dr. Monika Griefahn, ist die politische Diskussion um den Klimaschutz im Verkehr eindeutig zu stark auf die Elektrifizierung der Pkw-Flotte fokussiert. Für Griefahn ist klar, dass für konsequenten Klimaschutz nicht auf strombasierte Kraftstoffe verzichtet werden kann.

Bei der Herstellung von eFuels werde nämlich der Atmosphäre unter Einsatz von Wind- und Sonnenstrom bereits emittiertes CO2 wieder entzogen, betonte die Sprecherin der eFuel Alliance, die sich eigenen Angaben zufolge für den industriellen Ausbau und die Förderung der weltweiten Produktion und Anwendung klimaneutral erzeugter Synthetikkraftstoffe einsetzt.

Griefahn warb angesichts der in Deutschland begrenzten Kapazitäten zur Erzeugung von erneuerbarem Strom für internationale Zusammenarbeit. So produziere der Autobauer Porsche gemeinsam mit Siemens im Rahmen eines Pilotprojektes im Süden Chiles auf der Basis von dort reichlich verfügbarem Windstroms eFuels, die dann per Schiff in die Verbrauchszentren transportiert werden könnten.

Damit sich eFuels breit am Markt durchsetzen könnten, müsse deren Herstellung aber noch billiger werden, räumte die Vorstandssprecherin ein. Dazu sei ein breites Einsatzspektrum notwendig, beispielsweise auch die Luft- und Seefahrt.
AgE
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