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13.10.2006 | 09:19 | Biosprit 

Biokraftstoffe: Holpriger Weg zum «sauberen» Autofahren

Berlin - Land- und Forstwirte tauschen die grüne Latzhose gegen den Blaumann und werden zum Energiewirt, deutsche Autofahrer tanken Biosprit und fahren schadstofffrei - mit dieser oft verbreiteten Vision hält die Wirklichkeit noch immer nicht stand.

Biokraftstoffe
(c) proplanta
Zwar sind die Anstrengungen der jungen Biosprit-Branche seit Jahren nicht zu übersehen. Und auch Bundesregierung und Automobilhersteller ließen am Donnerstag keinen Zweifel daran, dass die neue Kraftstoff-Strategie in schnellen Schritten umgesetzt werden soll. Doch zeigen sich noch erhebliche Unsicherheiten auf diesem Markt, wie auf dem von Bundesregierung und ihrer Fachagentur für Nachwachsende Rohstoffe (FNR) veranstalteten Kongress in Berlin deutlich wurde.

Wie soll die Automobilindustrie in die Markteinführung gehen, ohne zu wissen, wieviel landwirtschaftliche Fläche tatsächlich jenseits von Nahrungs- und Futtermittel-Produktion als Rohstofflieferant für Biokraftstoffe zur Verfügung stehen? Erst solche Rahmenbedingungen entscheiden über die Wirtschaftlichkeit und das Risiko.

Agrarexperten sind sich einig, dass Holz als Rohstoff neben verschiedensten Pflanzen für die künftige synthetische Erzeugung eine wichtige Rollespielt. Beim Anbau auf Plantagen sei das Holz nach zehn Jahren verwendbar, berichtete Armin Vetter von der Thüringischen Landesanstalt für Landwirtschaft. Vetter, eigentlich glühender Verfechter des energetischen Acker-Anbaus, stellte dann aber fest: «Wer gibt dem Landwirt nach 10 Jahren die Garantie, dass er dann die entsprechenden Erträge hat?»

Diese wichtigen Fragen sind noch zu klären, bevor über weitere milliarden-schwere Investitionen entschieden wird. Solche Ausgaben hatten auch die mittelständischen Anlagenbetreiber, denen jetzt die steuerliche Förderung für den normalen Biodiesel kurzerhand gestrichen wurden. Sie müssen sich umorientieren.

Auf der anderen Seite ist inzwischen mehr politischer Druck in der Pipeline, der nicht nur die Automobilindustrie, sondern auch die Mineralölkonzerne verpflichtet, sich offensiver dem vordringlichen Thema Reduzierung der Ölabhängigkeit zu widmen. Dazu dient auch die Zwangsquote zur Beimischung von mindestens 5 Prozent Ökosprit zum Diesel und 3 Prozent zum fossilen Benzin.

Berücksichtigt man zugleich die allmähliche Besteuerung von Biosprit, ergeben sich zum 1. Januar 2007 allerdings 6 Cent Spritverteuerung für die Autofahrer einschließlich Erhöhung der Mehrwertsteuer von 16 auf 19 Prozent. Experten zufolge ein falsches Signal, da Produzenten und Auto-fahrer ja noch nicht auf die «Wunder» - Energie des synthetischen Kraftstoffs ausweichen können. Bis dies Anfang der nächsten Dekade soweit ist, «helfen» möglicherweise langfristig hohe Ölpreise, die Öko-Kraftstoffe verkaufbar zu machen.

«Mit der Bioenergie können wir ein Stück Unabhängigkeit von teurem, endlich vorkommendem Erdöl erreichen», sagte Bauernpräsident Gerd Sonnleitner auf dpa-Anfrage. «Vor allem die Biomasse hat im Energiemix Deutschlands Zukunft. Unsere Anlagenbauer haben heute schon weltweit die Nase vorn.» Die Anbaufläche für Energiepflanzen liegt nach Angaben des Deutschen Bauernverbandes derzeit bei 1,6 Millionen Hektar. Das entspricht rund 13 Prozent der gesamten Ackerfläche.

Laut Fachagentur ist diese Fläche bis 2030 auf 4,4 Millionen Hektar ausbaubar. Insgesamt hatte die Bioenergie 2005 einen Anteil am gesamten Energieverbrauch von 4,4 Prozent. Sie deckte den Strombedarf zu 2,2 Prozent und den Wärmebedarf zu 5,1 Prozent.

Quelle: dpa 12.10.2006 / 17:53:59
© dpa 



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