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18.11.2010 | 14:12 | Strompreise 

Strompreise steigen 2011 auf breiter Front

Düsseldorf - Auf die Verbraucher in Deutschland rollen 2011 auf breiter Front höhere Strompreise zu. Auslöser für die Zuschläge ist unter anderem die gestiegene Umlage für Erneuerbare Energien. Einige Versorger wie der Energieriese Eon warten noch ab.

Strompreise
Oliver Hummel blickt entspannt auf den Jahreswechsel: «Wir halten unsere Preise Anfang 2011 stabil», sagt der Geschäftsführer des kleinen Ökostromanbieters Naturstrom aus Düsseldorf. Das Unternehmen, neben Lichtblick, EWS Schönau und Greenpeace Energy der einzige konzernunabhängige Anbieter von regenerativen Energien, macht von einer Gesetzesausnahme Gebrauch.
Mehr als 50 Prozent der Stroms bezieht die Naturstrom AG nämlich direkt von den Produzenten Erneuerbarer Energien. Als Ausgleich für die höheren Bezugspreise entfällt der Ökoaufschlag.

Doch mehr als die Hälfte aller Haushalte in Deutschland müssen ab Januar 2011 für Strom wieder tiefer in die Taschen greifen. Nach Angaben des Internetportals toptarif.de kündigten bis Mitte November gut 186 Versorger an, ihre Preise im Schnitt um 7,4 Prozent zu erhöhen. Damit wird die erhöhte EEG-Umlage praktisch vollständig an die Kunden weitergegeben. Zu den Unternehmen, die Preise erhöhen werden, gehören bis auf Eon auch die Großen der Strombranche RWE, EnBW und Vattenfall.

Jürgen Scheurer vom Portal verivox.de geht davon aus, dass es am Ende mehrere Hundert Versorger sein werden, die Anpassungen nach oben vornehmen: «Es gibt praktisch keine Senkungen.» Bis Ende dieser Woche müssen die Stromanbieter ihre Preisänderungen ankündigen, damit sie noch rechtzeitig zum 1. Januar in Kraft treten können.

Die neue Preisrunde in der Strombranche zeichnete sich bereits Mitte Oktober ab, als die Netzbetreiber ankündigten, dass die EEG- Umlage um 70 Prozent auf rund 3,5 Cent je Kilowattstunde steigen werde. Den Grund für den Anstieg sehen die Unternehmen vor allem in der Zunahme von Solaranlagen. Der Bundesverband der Energieverbraucher hält dagegen und spricht von Diffamierung der Erneuerbaren Energien. Nicht die Erneuerbaren seien Schuld, sondern die überzogenen Preise der Stromkonzerne.

Für die Stromkunden sollen sich die Belastungen aus der EEG-Umlage 2011 laut Schätzung des Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) von rund 8,2 Milliarden Euro 2010 auf 13,5 Milliarden Euro erhöhen. Mit der EEG-Umlage soll der Ausbau von erneuerbaren Energien gefördert werden. Da Strom aus Wind oder Sonne derzeit noch teurer ist als aus Kohle oder Kernenergie, zahlen die Verbraucher die Differenz zu den Marktpreisen über eine Umlage.

Nun lautet die spannende Frage: Werden die gut 900 Versorger in Deutschland die zusätzlichen Kosten zum Jahresende vollständig, in Teilen oder vorerst gar nicht an ihre Kunden weiterreichen? Auch wenn noch nicht alle Unternehmen Signale gegeben haben, ist das Bild relativ klar: Rund die Hälfte, die Anpassungen ankündigten, wälzen die erhöhte Umlage in Teilen ab. Jeder fünfte Versorger liegt deutlich über und bei jedem dritten wird in etwa die Höhe des EEG- Zuwachses erreicht.

Zu den Preisspitzenreitern gehören die Unternehmen EnBW (9,8 Prozent) sowie die Stadtwerke Leipzig (12,4) und die Kölner Rheinenergie (11,4). Bei den Stadtwerken Augsburg ermittelte verivox sogar einen Zuwachs von 14,4 Prozent. Andere Versorger, die jetzt kleinere Preisschritte angekündigt haben, hatten schon vorher einen ordentlichen Schluck aus der Preispulle genommen - unter anderem RWE im August um mehr als 7 Prozent.

Nach weiteren Angaben von verivox.de errechnen sich aus den neuen Strompreisen für einen Vier-Personen-Haushalt mit einem Jahresverbrauch von 4000 Kilowatt Mehrbelastungen von 70 Euro. Dabei empfehlen Bundesnetzagentur und Verbraucherschützer immer wieder den Anbieterwechsel: Hierdurch könnten mehrere 100 Euro jährlich gespart werden.

Die EEG-Preisrunde 2011 sieht Daniel Dodt von toptarif.de noch nicht am Ende. «Viele Unternehmen kalkulieren noch.» Einige teilten Preisänderungen erst im Laufe eines Jahres mit. Der Energieriese Eon könnte so ein Fall sein: «Wir werden die Preise zum Jahresanfang definitiv nicht anheben», betont Roland Schilhab vom der Eon- Vertriebsgesellschaft. Doch aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Schon im Frühjahr steht möglicherweise eine weitere Preisrunde an. (dpa)
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