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10.04.2022 | 03:10 | Fruchthandel 

Steigende Preise bei unsicheren Marktaussichten für Obst und Gemüse

Berlin - Die Auswirkungen des Ukraine-Krieges auf die Obst- und Gemüsebranche standen im Mittelpunkt der Messe Fruit Logistica, die vergangene Woche in Berlin stattfand.

Gemüsehandel
(c) proplanta
„Politisch arbeiten wir mit aller Kraft daran, dass die Versorgung der Bevölkerung mit frischem Obst und Gemüse aus Deutschland gewährleistet bleibt“, erklärte der Geschäftsführer der Bundesvereinigung der Erzeugerorganisationen Obst und Gemüse (BVEO), Dr. Christian Weseloh.

Auch am Obst- und Gemüsemarkt sei die „Zeitenwende“ zu spüren. Teuerungen auf den Märkten für Rohstoffe, Energie und Verpackungen sowie im Bereich Logistik hätten die Sonderkulturbetriebe bereits vor dem Ukraine-Krieg erreicht. Die Unsicherheiten aufgrund des möglichen Ausfalls von Energielieferungen hätten nun zugenommen und machten seriöse Kostenkalkulationen nicht nur im energieintensiven Unterglasanbau kaum noch möglich.

Durch die schwindende Kaufkraft werden die Konsumenten nach Einschätzung der BVEO das Obst bedarfsgerechter und möglichst preiswert einkaufen wollen. Das stehe allerdings im Gegensatz zu den höheren Erzeugungskosten; die Ladenverkaufspreise müssten deshalb steigen. Durch den Krieg in der Ukraine haben sich dem Verband zufolge auch die Warenströme verändert.

Ab Mai werde die europäische Obstproduktion einsetzen, doch es sei zu befürchten, dass Märkte in Osteuropa wegfallen. So habe Russland bisher jährlich rund 4,5 Mio t Obst importiert, das nun zu einem sehr hohen Anteil auf andere Märkte verteilt werden müsse. „Eine Markteinschätzung für das Jahr 2022 gleicht einem Blick in die Glaskugel“, so der BVEO.

Die Gemüsemärkte sind laut der Bundesvereinigung ebenfalls von den deutlich gestiegenen Rohstoffpreisen, Logistikkosten sowie höheren Aushilfslöhnen betroffen. Gegenüber der energieintensiven Produktion in Nordwesteuropa habe sich die Wettbewerbsposition der Mittelmeerländer in den Wintermonaten etwas verbessert.

Für die Freilandproduktion seien Vorhersagen aufgrund der hohen Witterungsabhängigkeit der Ernten aber kaum möglich. Langfristig müssten die steigenden Kosten auch hier zu anziehenden Preisen führen, wobei die Arbeitskosten der wichtigste Faktor seien. Damit werde der Zwang zur Automatisierung und Mechanisierung anhalten.

Die Auswirkungen des Ukraine-Kriegs auf den Gemüsemarkt sind laut Darstellung des BVEO vor allem indirekter Natur, denn es gebe nur einen geringen Warenaustausch zwischen Deutschland und Russland beziehungsweise der Ukraine.
AgE
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