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27.02.2012 | 07:49 | Agrarmärkte 

Getreidemärkte: IGC- und USDA-Prognose drücken Weizen und Mais

Wien - Die letzten Donnerstag veröffentlichte Februar-Ausgabe des Grain Market Reports des Internationalen Getreiderates IGC und die vom US-Landwirtschaftsministerium veröffentlichte Schätzung der Anbauflächen in den USA zur Ernte 2012 bestärkten die zuletzt mit den Bullen um den Einfluss auf die Stimmung ringenden Bären an den internationalen Warenterminbörsen für Weizen und Mais.

Weizenpreisentwicklung an der Matif
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Weizenpreisentwicklung an der Matif (c) proplanta
Schließlich gelten die USA als jeweils weltgrößter Exporteur von Weizen, Mais und Soja im globalisierten Umfeld des Agrarrohstoffhandels als marktbestimmende Größe.
 
Der IGC revidierte seine globalen Ernteschätzungen für das laufende Wirtschaftsjahr 2011/12 neuerlich nach oben und sieht auch die Anbauflächen für beide Kulturen zur kommenden Ernte 2012 im Plus, wobei aber die Weizenernte 2012 wegen Ertragsausfällen in der Ukraine und den USA den Rekordwert von 2011 verfehlen soll. Die Londoner Experten setzen die weltweiten Weizenflächen zum kommenden Wirtschaftsjahr 2012/13 gegenüber dem laufenden um 1,5 % im Plus an, schätzen das Ertragspotenzial mit 680 Mio. t um 15 Mio. t geringer als im laufenden 2011/12. Der Maisanbau soll 2012/13 mit einem Zuwachs um 0,6 % ein Rekordausmaß von 167 Mio. ha erreichen. Auswinterungsschäden vor allem in Osteuropa wie in der Ukraine werden zur kommenden Ernte für Flächenzuwächse insbesondere bei den Sommersaaten - also in Europa bei Mais und Sonneblumen - sorgen.

 
USDA: US-Farmer dehnen vor allem Anbau hochwertiger Weizen aus
 
Das Washingtoner Agrarresort überraschte insbesondere mit seiner Schätzung, die US-Farmer würden zur kommenden Ernte statt wie bisher angenommen 22,86 Mio. ha nunmehr 23,47 Mio. ha mit Weizen bestellen. Dies wäre ein Zuwachs von 1,46 Mio. ha oder 6 % gegenüber den 22,14 Mio. ha zur Ernte 2011. Als Gewinner des Matches um die Gunst der US-Farmer zwischen Mais und Sojabohne im kommenden Frühjahrsanbau sieht das USDA vorerst den Mais mit einem Flächenzuwachs gegenüber 2011 um 2,2 % auf 38,04 Mio. ha. Das Match ist aber noch nicht ausgespielt: Denn an der Chicagoer CBOT sanken daraufhin die Maisnotierungen für die späteren Liefertermine wie den Dezember 2012, während sich die Sojanotierungen auf eine Rallye begaben. Und letztlich werden die US-Farmer aufgrund der Erlösaussichten in den kommenden Wochen und Monaten entscheiden, welche Sommersaaten sie in den Boden bringen werden.
 
Deutlich bearish wirkten sich dagegen sowohl der IGC-Bericht als auch die USDA-Prognose auf die Weizennotierungen jenseits und diesseits des Atlantiks aus. Der IGC sieht die weltweiten Märkte 2011/12 mit einem Verhältnis der Endbestände (ratio stock to use) von 30,98 % sehr wohl versorgt und deutlich über der Schwelle von "Preisneutralität", das heißt der Trennlinie von Preisauftrieb bei Werten unter 20 % und Preisdruck über 20 %. Das USDA setzte vor allem für die hochwertigen Sommerweizen Hard Red Spring größere Anbauflächen für 2012 an als zuletzt angenommen.

Nachdem die Farmer auch im Herbst schon mehr Hard Red Winter ausgesät haben, ging der Preisdruck an den US-Warenterminbörsen vor allem vom Handelsplatz für die mit dem heimischen Premiumweizen vergleichbare Hard Red Spring-Qualität in Minneapolis (MGEX, Minneapolis Grain Exchange) aus. Aber auch mit dem Soft Red Winter, der mit schwachen heimischen Mahlweizen vergleichbaren Qualität, ging es an der CBOT am Donnerstag leicht bergab.

An der für Europa bestimmenden Euronext in Paris setze der europäische Weizenfutures - die gehandelte Qualität entspricht ebenfalls einem schwachen österreichischen Mahlweizen - für den bald auslaufenden Frontmonat März 2012 nach unten und schon spürbar unter die Schwelle von EUR 201,- pro t. Drückend auf den europäischen Weizen wirkt auch der gegenüber dem Dollar erstarkte Euro, wodurch sich die Wettbewerbsfähigkeit von Exporten aus der EU auf den Weltmarkt verringert.
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