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28.03.2012 | 15:35 | Lebensmittel im Müll 

Die lange Kette im Kampf gegen Lebensmittelverschwendung

Berlin - Beim Umgang mit wertvollen Lebensmitteln sollen Verbraucher achtsamer sein. Doch auch die Wirtschaft und der Handel können mithelfen, dass weniger Nahrung im Müll landet. Ist «Null-Verschwendung» möglich?

Lebensmittel
(c) proplanta
Die letzte Entscheidung fällt in der Küche: Müssen das Brot oder der Joghurt wirklich in die Tonne? Doch schon vorher, auf dem langen Weg vom Acker über die Hersteller und den Handel bis zum Kunden, kommen tonnenweise Lebensmittel weg - aus Versehen, wegen ungenauer Planungen oder umstrittener Normen für Größen und Formen. Bundesverbraucherministerin Ilse Aigner (CSU) will jetzt alle ins Boot holen, damit die massenhafte Verschwendung bis 2020 halbiert wird. Es ist ein schwieriges Ringen entlang der Lebensmittelkette.

DIE BAUERN: Schon auf den Feldern bleibt manches zurück. Doch Bauernpräsident Gerd Sonnleitner betont: «In der Landwirtschaft wird nichts weggeworfen.» Zum Beispiel fallen sehr kleine Kartoffeln bei Erntemaschinen durch den Rost, doch das seien maximal drei Prozent. Wenn sie dann wie manchmal auch Salat untergepflügt werden, trage das in einem natürlichen Kreislauf zur Bodendüngung bei. Zu kleine Äpfel würden zu Saft oder Apfelmus verarbeitet. Aigner macht sich für das Aus verbliebener EU-Normen, etwa für Tomaten, stark. Standardvorgaben brächten aber auch eine gewisse Sicherheit, gibt der Bauernverband zu bedenken - sonst drohten zudem viele eigene Normen von Handelsketten.

DIE LEBENSMITTELINDUSTRIE: Auch beim Weiterverarbeiten ist Abfall nicht völlig zu vermeiden. So werden zur Überwachung der Qualität in Lebensmittelwerken «Muster» aus der Produktion entnommen und dann nicht mehr verkauft. Tauchen falsch etikettierte Flaschen auf, würden bisweilen aber noch ganze Produktionsserien ausgeleert, sagt Martin Kranert von der Universität Stuttgart, der gerade eine Studie zum Thema erstellte. Demnach fallen in der Industrie 17 Prozent aller Lebensmittelabfälle an. Die Ernährungsindustrie will effizienter werden, wie es beim Branchenverband heißt. Dabei gehe es etwa auch um neue Packungsgrößen oder die «Portionierbarkeit» von Produkten.

DIE GASTRONOMIE: Bei Großabnehmern wie Gaststätten, Kantinen, Hotels, Kliniken und Schulen entstehen der Studie zufolge ebenfalls 17 Prozent der Nahrungsabfälle. Das liege auch daran, dass häufig viel mehr zubereitet als tatsächlich gegessen wird. «Buffets sind extrem kontraproduktiv», erläutert Abfallwissenschaftler Kranert. Aigner regt an, doch mehr unterschiedliche Portionsgrößen auf die Speisekarten zu nehmen: «Nicht nur als Kinder- oder Seniorenteller.»

DER HANDEL: Auf Groß- und Einzelhandel dürften etwa fünf Prozent des Lebensmittel-Müllbergs entfallen, schätzt die Studie im Auftrag des Ministeriums. Für die 40.000 Lebensmittelgeschäfte der Republik ermittelte der Branchenverband, dass im Schnitt 1,1 Prozent des Warenwerts abgeschrieben werden müssten - Verluste, die Händler gern vermeiden. Geschäfte bekommen daher inzwischen teils zweimal täglich Frischware geliefert. Brot wird mit Blick ins Regal direkt im Laden gebacken. Produkte, die sich dem Mindesthaltbarkeitsdatum nähern, sollten generell reduziert verkauft werden, schlägt Aigner vor. Statt extragroßer Gläser und Kartons müssten mehr kleinere Packungen für Single-Haushalte her. «XXL-Packungen passen nicht mehr in die Zeit.» (dpa)
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