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06.02.2022 | 03:11 | Milchpreis 
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Preise am Milchmarkt eilen von Rekord zu Rekord

Bonn - Die Milchanlieferungen in Deutschland haben zuletzt jahreszeittypisch zugenommen, sie blieben jedoch unter dem Vorjahresaufkommen.

Milchproduktion
National wie international erklimmen die Preise für Milchprodukte immer neue Höhen - Begrenztes Rohstoffangebot trifft auf eine gute Nachfrage. (c) proplanta
Laut Zentraler Milchmarkt Berichterstattung (ZMB) wurde in der Woche zum 23. Januar rund 2 % weniger Rohmilch verarbeitet als in der Vorjahreswoche. Eine Entspannung der knappen Rohstoffversorgung ist somit noch nicht erfolgt.

Am Produktmarkt ist bei den Notierungen für Butter und Käse indes eine Beruhigung eingetreten. Sie blieben am Mittwoch (2.2.) allesamt auf hohem Niveau stabil, wobei die recht gute Absatzsituation half. Die jüngst abgeschlossenen Kontraktverhandlungen der Hersteller von Päckchenbutter mit dem Lebensmitteleinzelhandel (LEH) zeigten bei der amtlichen Notierung der Süddeutschen Butter- und Käsebörse noch keine Wirkung, diese blieb in den Grenzen von 5,78 Euro/kg bis 5,94 Euro/kg unverändert.

Am knapp versorgten Milchpulvermarkt setze sich dagegen die Preishausse fort. Bei Neuabschlüssen für kaum verfügbares Magermilchpulver in Lebensmittelqualität mussten die Käufer laut Kemptener Börse im Vorwochenvergleich einen Aufschlag von 8 Cent hinnehmen und zwischen 3,58 Euro/kg bis 3,68 Euro/kg zahlen. Die Futtermittelqualitäten verteuerten sich im Schnitt um 4 Cent auf 3,52 Euro/kg bis 3,56 Euro/kg.

Deutlich tiefer in die Tasche greifen mussten die Kunden in der Lebensmittelindustrie auch für Vollmilchpulver. Für die Ware, die meist nur nach Auftrag produziert wird, stiegen die Preise vergangene Woche gleich zwischen 10 Cent und 17 Cent; das Pulver wurde für 4,40 Euro/kg bis 4,50 Euro/kg gehandelt. Solch ein hohes Niveau hat es seit Beginn der Aufzeichnungen noch nicht gegeben.

Weiter fest tendierte auch der Markt für Molkenpulver. Hier verlangten die Hersteller im Mittel einen Aufschlag von 3 Cent, der auch bezahlt wurde. Die lebensmitteltaugliche Ware erlöste je Kilogramm zwischen 1,30 Euro und 1,35 Euro; fast gleichauf lagen die Preise für die Futtermittelware mit 1,30 Euro bis 1,33 Euro.

Rohstoffwert auf 1,9 Cent gestiegen

Die höheren Notierungen für Butter und Magermilchpulver haben auch den vom Kieler Institut für Ernährungswirtschaft (ife) berechneten Rohstoffwert der Milch auf ein neues Rekordniveau gehievt. Nach Angaben des ife lag dieser für eine Standardmilch mit 4,0 % Fett und 3,4 % Eiweiß ab Hof im Januar bei 54,3 Cent/kg; das waren 1,9 Cent mehr als im Vormonat und 23,0 Cent beziehungsweise 73,5 % mehr als im Januar 2020.

Zum Anstieg des Rohstoffwertes gegenüber Dezember 2021 trugen die Fett- und die Eiweißseite beidermaßen bei. Die Preise für Butter legten an der Kemptener Börse binnen Monatsfrist um 10,70 Euro oder 1,9 % auf 585,30 Euro/100 kg zu. Umgerechnet auf die in der Herstellung der Butter eingesetzte Rohmilch ergab sich pro Kilogramm eine um 0,5 Cent auf 26,1 Cent verbesserte Verwertung.

Die Durchschnittsnotierung für Magermilchpulver an der Börse stieg um 17,80 Euro oder 5,4 % auf 346,60 Euro/100 kg. Dadurch nahm die Verwertung der eingesetzten Rohmilch in der Pulverherstellung binnen Monatsfrist um 1,6 Cent auf 29,8 Cent/kg zu.

Werden die Verwertungen über Butter und Magermilchpulver zusammengefasst, belief sich laut ife der Milchwert frei Rampe im Januar auf 55,9 Cent/kg; nach Abzug der unterstellten Erfassungskosten von 1,6 Cent/kg hatte die Milch auf Erzeugerstufe theoretisch einen Wert von 54,3 Cent/kg. Das ist so viel, wie noch nie.

GDT im Höhenflug

An der internationalen Handelsplattform Global Dairy Trade (GDT) hat sich der starke Aufwärtstrend der Preise für Milchprodukte ebenfalls fortgesetzt. Bei der Handelsrunde am Dienstag vergangener Woche (1.2.) konnten alle gehandelten Produkte Zugewinne verbuchen.

Der zusammenfassende Preisindex stieg gegenüber der Versteigerung von Mitte Januar um 4,1 % und kletterte auf den höchsten Stand seit acht Jahren. Überdurchschnittlich stark stieg der Preis für das wichtigste Handelsprodukt Vollmilchpulver, nämlich um 5,8 % auf 4.324 $/t (3.876 Euro) im Mittel aller gehandelten Kontrakte. Noch übertroffen wurde dies durch einen regelrechten Preissprung von 9,7 % auf 4.009 $/t (3.594 Euro) für Buttermilchpulver.

Dieses Produkt hatte allerdings bei der vorherigen Auktion keine Umsätze verzeichnet und war zuletzt Anfang Januar gehandelt worden. Zudem verteuerte sich Magermilchpulver im Schnitt um 2,1 % auf 4.051 $/t (3.631 Euro), was ein neues Mehrjahreshoch bedeutete. Schließlich mussten die Einkäufer an der GDT für Butter mit 6.359 $/t (5.700 Euro) einen Aufschlag von 3,3 % zahlen; bei Cheddarkäse ging es um 2,1 % auf 5 684 $/t (5.095 Euro) nach oben.

Vorerst weiter hohe Preise

Angesichts des vergleichsweise knappen Rohmilchangebots, auch in Neuseeland, kam der jüngste Preisanstieg an der GDT nicht überraschend. Allerdings hatten einige Analysten im Vorfeld der Versteigerung mit einem moderateren Zuwachs gerechnet, da einige Einkäufer aus China aufgrund des Neujahrsfestes bei der Auktion gefehlt haben dürften.

Der Milchanalyst an Neuseelands Börse NZX, Stuart Davison, berichtete jedoch, dass bei „asiatischen Käufern weiterhin eine große Nachfrage besteht und diese bereit sind, den Bedarf auch zu hohen Preisen zu decken“. Agraranalyst Nathan Penny von der Bank Westpac rechnet für die noch bis Ende Mai laufende Saison 2021/22 mit einer im Vorjahresvergleich um 3 % rückläufigen Milchproduktion in Neuseeland. Dies werde in den nächsten Monaten für hohe Milcherzeugerpreise sorgen.

Die neuseeländische ANZ-Bank warnte hingegen wegen der Rekordhausse am Milchmarkt vor Auswirkungen auf die Nachfrage. „Die Preise sind jetzt auf einem so außergewöhnlich hohen Niveau, dass sie für die Verbraucher in einigen der ärmeren Länder unerreichbar sind“, so die Agrarökonomin der Bank, Susan Kilsby.

Die globale Milchversorgung könne bei hohen Erzeugerpreisen mittelfristig wieder stärker zunehmen, auch wenn die hohen Kosten der Milchproduktion den Anstieg derzeit noch dämpften. Für die kommende Saison bestehe die Gefahr eines Rückschlages für die Preise am Milchmarkt.

Umrechnungskurs: 1 $ = 0,8964 Euro
AgE
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Kommentare 
M anfred Zelder schrieb am 07.02.2022 07:55 Uhrzustimmen(2) widersprechen(0)
Wenn den ärmeren Ländern die Milchprodukte zu teuer sind ,sollten sie beim Aldi einkaufen
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