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18.10.2020 | 03:50 | Milchmarkt 

Fonterra hebt Milchpreisprognose an

Bonn / Auckland - In Neuseeland hat der Molkereikonzern Fonterra am Mittwoch (14.10.) ein positives Signal an seine genossenschaftlichen Lieferanten gesendet.

Milchpreise
Steigerung für 2020/21 um gut 6 Prozent - Milchpulververkäufe nach China laufen besser als gedacht - Wegen Covid-19 aber Unsicherheiten am Markt - In Deutschland sind laut EMB und MEG Milch Board ein Drittel der Vollkosten bei den Erzeugern nicht gedeckt - Milchpulverpreise tendieren Mitte Oktober mehrheitlich etwas fester - Gute Nachfrage nach abgepackter Butter und Schnittkäse. (c) proplanta
Die Milchpreisprognose für die laufende Saison 2020/21 wurde nämlich im Mittel um 0,40 NZ$ (22,5 Eurocent) oder gut 6 % auf eine neue Spanne von 6,30 NZ$ (3,55 Euro) bis 7,30 NZ$ (4,11 Euro) für ein Kilogramm Milchfeststoff angehoben. Fonterra-CEO Miles Hurrell hob hervor, dass die höhere Milchpreisprognose für 2020/21 hauptsächlich auf den wieder erstarkten Bedarf in China zurückzuführen sei.

„Trotz der anfänglichen Auswirkungen von Covid-19 hat sich die Nachfrage nach Milchprodukten in China schnell erholt. Insbesondere die Nachfrage nach Vollmilchpulver, das einen großen Einfluss auf den Milchpreis hat, war stärker als erwartet“, berichtete Hurrell. Auch die Preise für andere Milchprodukte hätten sich an der internationalen Handelsplattform Global Dairy Trade (GDT) nach der ersten Corona-Ansteckungswelle wieder befestigt.

„Es ist noch relativ früh in der Saison, und vieles kann sich ändern“, gab der Fonterra-Manager allerdings zu bedenken. Zum Beispiel könne es zu einer ungünstigen Wechselkursentwicklung kommen. Zudem nehme das Milchangebot aus der EU und den USA zu und es bestehe weiterhin Unsicherheit darüber, wie sich ein potenzielles Risiko durch weitere Wellen von Covid-19 und eine globale Konjunkturabschwächung auf die Nachfrage auswirken werde.

Deshalb sei die Spanne um den Mittelwert von 6,80 NZ$/kg (3,83 Euro) Milchfeststoff recht weit gefasst worden. Analysten zufolge wird bei einem Milchpreis von 5,85 NZ$/kg (3,30 Euro) in Neuseeland die Gewinnschwelle erreicht und die Gesamtkosten der Milcherzeugung sind gedeckt.

Keine Kostendeckung in Deutschland



In Deutschland sind die Milcherzeuger dagegen von einer Kostendeckung weit entfernt. Wie das European Milk Board (EMB) und die Milcherzeugergemeinschaft (MEG) Milch Board in der vergangenen Woche mit Verweis auf aktuelle Berechnungen des Milch Marker Index berichteten, stiegen die Milcherzeugungskosten im Juli dieses Jahres gegenüber April um 0,19 Cent auf 46,95 Cent/kg.

Gleichzeitig sei der Auszahlungspreis für Milch mit 4,0 % Fett und 3,4 % Eiweiß im Bundesdurchschnitt um 1,44 Cent auf 31,24 Cent/kg gefallen. Damit fehlten den Milchbauern zuletzt 15,7 Cent/kg Milch oder 33 % zur Vollkostendeckung, so das EMB und die MEG.

„Ohne Kriseninstrumente kommen wir aus der Situation nicht heraus und werden weiter Betriebe verlieren“, warnte EMB-Vorstandsmitglied Elmar Hannen. Es bedürfe dringend einer eigenen Branchenorganisation Milch zur Stärkung der Erzeugerposition und nicht der erfolglosen Sektorstrategie. Der Vorsitzende der MEG Milch Board, Frank Lenz, wies darauf hin, dass die Kostenunterdeckung nun fast wieder so hoch sei wie während der Milchkrise 2016 und sich die traditionelle Milchproduktion in einer Sackgasse befinde.

„Wir produzieren immer mehr Milch in einen Markt hinein, der - was den Binnenmarkt anbelangt - gesättigt bis rückläufig ist und über den Weltmarkt mit qualitativ minderwertigen Produkten wie Pulver oder Blockkäse eine viel zu niedrige Wertschöpfung abwirft“, monierte Lenz. Es sei daher an der Zeit, dass sich die Milchbauern auf den Weg machten und selbst formulierten, wie sie in Zukunft nachhaltig Milch produzieren wollten, um damit am Markt auskömmliche Preise zu erzielen. Dazu gehöre auch ein konkretes Milchmengenmanagement.

Marktlage Deutschland



Milchprodukte ließen sich Mitte Oktober in Deutschland gut am Markt platzieren; die saisonal geringen Milchanlieferungen im Herbst sorgten für stabile bis leicht anziehende Preise. Abgepackte Butter blieb Analysten zufolge sehr gut gefragt; die entsprechende Notierung an der Süddeutschen Butter- und Käsebörse in Kempten kann sich jedoch aufgrund der Kontraktbindung erst zum Monatswechsel November ändern.

Verhaltener wurde hingegen Blockbutter von den Verarbeitern geordert; der untere Spannenwert wurde jedoch bei der Notierung am vergangenen Mittwoch in Kempten um 5 Cent auf 3,40 Euro/kg angehoben. Dies spiegele auch die grundsätzlich feste Preissituation am Fettmarkt wider, insbesondere bei Industrierahm, erläuterten Experten.

Bei dem ebenfalls gut nachgefragten Schnittkäse blieb die Notierung in Hannover vergangene Woche stabil. Im Hartkäsebereich konnte nur die Spezialität Emmentaler aus Rohmilch zulegen. Die Notierung im Allgäu wurde am unteren Ende um 5 Cent auf 5,25 Euro/kg und am oberen um 25 Cent auf 6,00 Euro/kg nach oben korrigiert.

Etwas Preisbewegung am Pulvermarkt



Relativ stabil präsentierte sich zuletzt die Situation am Markt für Magermilchpulver. Die Auftragslage bis Jahresende sei gut, es habe einige Neuabschlüsse gegeben, auch für das kommende Jahr, berichtete die Zentrale Milchmarkt Berichterstattung (ZMB). Der Kemptener Börse zufolge konnten die Hersteller beim Verkauf an die Futtermittelindustrie einen Aufschlag von durchschnittlich 2 Cent realisieren und für das Kilogramm zwischen 2,05 Euro und 2,07 Euro erlösen.

Bei lebensmitteltauglichem Magermilchpulver wurde nur der Mindestpreis um 2 Cent auf 2,15 Euro/kg heraufgesetzt. Ebenfalls um 2 Cent/kg stieg der Verkaufspreis von Vollmilchpulver, und zwar auf 2,77 Euro/kg bis 2,87 Euro/kg.

Der Absatz verlaufe stetig, berichtete die ZMB. Dagegen schwächten sich die Preise für lebensmitteltaugliches Molkenpulver laut Kemptener Börse um 2 Cent auf eine Spanne von 0,79 Euro/kg bis 0,85 Euro/kg ab, weil das Angebot in ausreichenden Mengen verfügbar war.

Umrechnungskurs: 1 NZ$ = 0,5780 Euro


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Großhandelspreise für Milchprodukte in Deutschland
AgE
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