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16.06.2020 | 16:50 | Sojaanbau 

EU-27 weitet Sojabohnenanbau aus

Berlin - Der Sojabohnenanbau in der EU-27 wird im Jahr 2020 weiter ausgeweitet. Grund hierfür sind deutliche Flächensteigerungen in den wichtigsten EU-Mitgliedsstaaten.

Sojabohnenanbau EU
Sojabohnenanbau in der EU-27 weiter ausgeweitet. (c) proplanta
Der Sojabohnenanbau in der EU-27 hat sich nach Angaben der EU-Kommission in den vergangenen zehn Jahren mehr als verdoppelt. Die Anbaufläche im Jahr 2020 beträgt den Angaben zufolge fast 1 Mio. ha. Das ist ein Zuwachs von rund 11 % gegenüber dem Vorjahr. Mit weitem Abstand dürfte Italien mit einem Anbau von voraussichtlich 306.000 ha und einem Flächenplus von 12 % größter Sojaerzeuger der EU-27 bleiben.

Italien hält damit seinen Anteil von rund einem Drittel an der gesamten Anbaufläche in der EU-27. Auch in anderen EU-Mitgliedsstaaten wurde das Sojabohnenareal deutlich ausgeweitet. In Rumänien wird ein Plus von 20 % auf 174.000 ha verzeichnet, in der Slowakei von 15 % auf 55.000 ha. Auch die Landwirte in Deutschland haben mehr Felder mit dieser Hülsenfrucht bestellt als im Vorjahr. 33.000 ha entsprechen einem Zuwachs von 14 %. Nur in Österreich wird ein Rückgang um 9 % auf 63.000 ha verzeichnet, weil es zur Aussaat zu trocken war.

Durch die Ausdehnung der Anbauflächen in vielen EU-Staaten dürfte nach Recherche der Agrarmarkt Informations-Gesellschaft (mbH) auch die Sojaernte größer ausfallen. In Deutschland, wo erst seit 2016 nennenswerte Mengen an Sojabohnen geerntet werden, erwartet die EU-Kommission 91.000 t. Damit wurde die hiesige Erzeugung in den vergangenen vier Jahren mehr als verdoppelt. In Rumänien wird es mit einem Anstieg von über 20 % auf 454.000 t voraussichtlich die größte Produktionssteigerung geben. Rückgänge soll es aufgrund der Flächenverkleinerung nur in Österreich geben.

Die Union zur Förderung von Oel- und Proteinpflanzen (UFOP) sieht in der Entwicklung die grundsätzliche Bereitschaft der Landwirte bestätigt, den Anbau von Körnerleguminosen weiter auszudehnen. In Abhängigkeit von den Standortbedingungen sind Körnerleguminosen eine essenzielle Kulturart zur Erweiterung von Fruchtfolgen in Richtung Nachhaltigkeit und Klimaresilienz. In der „Farm to Fork“-Strategie der EU-Kommission sei dieser Aspekt richtigerweise ein zentraler Aspekt zur Schaffung von Regionalität und lokaler Wertschöpfung. Neben Körnerleguminosen gehörten auch Raps und Sonnenblumen als weitere Blühpflanzen in diese Fruchtfolgesysteme.

In der Summe tragen diese Kulturarten zur Verbesserung der Biodiversität infolge unterschiedlicher Blühabfolge und der Bodenqualität durch Humus- bzw. Kohlenstoffanreicherung sowie zum Klimaschutz durch Einsparung von Stickstoffgaben infolge der N-Bindungsleistung der Körnerleguminosen bei. Außerdem trage der Anbau zur Produktion von gentechnikfreiem Futter- bzw. Nahrungsprotein bei, das nicht aus Drittstaaten importiert werden müsse.

Die UFOP erwartet daher, dass der ganzheitliche Ansatz der Ökosystemleistung Eingang in die Zielsetzungen der Ackerbaustrategie des Bundeslandwirtschaftsministeriums findet. Dies sei Voraussetzung dafür, dass regional angepasste Fruchtfolgesysteme auch zu einer ökonomischen Nachhaltigkeit in den Ackerbaubetrieben beitragen können. Schlussendlich entscheide jedoch der Verbraucher an der Ladentheke, ob und wie erweiterte Fruchtfolgesysteme mit den gewünschten Ökosystemleistungen auch entlohnt würden.
Sojabohnenanbau 2020 in der EU-27Bild vergrößern
Sojabohnenanbau 2020 in der EU-27 Quelle: UFOP
UFOP
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