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06.10.2022 | 14:09 | Aktueller Rat Pflanzenbau 

Getreideanbau: Falsches Saatbett sehr effektiv

Karlsruhe - „Die erste Wintergerste wurde vergangene Woche gesät,“ so die renommierte, amtliche Pflanzenschutzberaterin A. Brugger vom Landwirtschaftsamt Ludwigsburg mit Blick in die Region im Landkreis Ludwigsburg.

Wintergetreide
(c) proplanta
Die Expertin ist der Meinung, dass mit den zurückliegenden Niederschlägen und den nun zu erwartenden warmen Temperaturen auf Flächen mit später geplanter Saat nach Bodenbearbeitung nochmals Unkräuter und Ungräser auflaufen können.

Aus ihrer Sicht sollte vor allem auf Ackerfuchsschwanzstandorten eine spätere Saat (frühestens ab Anfang Oktober) anvisiert werden, um eine zweite Welle des Ackerfuchsschwanzes mit der Saat mechanisch eindämmen zu können. Ackerfuchsschwanz ist im Fadenstadium am empfindlichsten, Bodenbearbeitung durch Verschütten des Keimlings am effektivsten. Das Anlegen eines falschen Saatbetts war/ist vor allem in diesem Jahr, wo durch die Trockenheit lange kaum Unkraut- und Ungräserauflauf stattgefunden hat, sehr effektiv und dem integrierten Pflanzenschutz entsprechend.

Herbstbehandlung:

Die Mittelwahl für eine Herbizidbehandlung sollte abhängig gemacht werden von Faktoren wie den Leitunkräutern und -ungräsern, deren Entwicklungsstadium zum Zeitpunkt der Behandlung, den Witterungsbedingungen (in Bezug auf Wachsschicht der Kultur und Bodenfeuchtigkeit), Nachbaubeschränkungen und von der Herbizidhistorie des Schlags, also vom Resistenzmanagement.

Der Anwendungszeitpunkt im Vor- bzw. Nachauflauf der Kultur sollte spätestens zum 1-Blatt-Stadium der Ungräser (vor allem beim Ackerfuchsschwanz) stattfinden. Bodenwirkstoffe profitieren in ihrer Wirkung von einem feinkrümeligen, abgesetzten (gewalzten) Saatbett - weniger Oberfläche - geringerer „Verdünnungseffekt“ und lückenloser Herbizidfilm. Wichtig dabei ist, dass trotz geringer Resistenzgefahr bei Bodenwirkstoffen innerhalb der Fruchtfolge die Mittel und Wirkstoffe abzuwechseln.

Zu den Wirkstoffen:

Flufenacet (Sunfire, und enthalten in Cadou-Packs, Herold usw.) ist der wichtigste Baustein bei Herbstbehandlungen mit Wirkung gegen Windhalm und AFS. Auf AFS-Problemstandorten bietet sich die Kombination mit Prosulfocarb (Boxer usw.) an.

Aclonifen ist ein neuer Wirkstoff, der sich im Rahmen des Resistenzmanagements v.a. gegen Ackerfuchsschwanz. In Kombination mit Flufenacet wirkt dieser unterstützend. Pendimethalin (Stomp Aqua, Activus SC, in Picona und Malibu enthalten) ist wirksam gegen Unkräuter (dikotyle) und dient ebenso der Resistenzvorbeugung v.a. auf Windhalmstandorten.

Chlortoluron (Lentipur 700, in Carmina 640 und Trinity enthalten) unterstützt gegen Windhalm und kann ebenfalls Flufenacet in Tankmischungen unterstützen. Der Wirkstoff Diflufenican wirkt über den Boden und bei bereits aufgelaufenen Unkräutern auch übers Blatt und sichert die Wirkung über mehrere Wochen. Vermeiden Sie v.a. in Gerste die Anwendung von Axial im Herbst, da dieses Produkt bei einer möglichen Nachbehandlung im Frühjahr zum Einsatz kommen kann.

Genaue Informationen zu den Wirkungsspektren der Präparate sind in der jeweiligen Gebrauchsanleitung bzw. im gelben IP-Heft auf S. 52 (https://ltz.landwirtschaft-bw.de/pb/,Lfr/Service/Broschueren+zum+Pflanzenschutz) zu finden.

Mit den Mittelzulassungen verbundenen Auflagen und Anwendungsbestimmungen wie z.B. bei Pendimethalin und Prosulfocarb (300 Liter/ha Wasseraufwandmenge, 90% Abdriftminderung auf der gesamten Fläche, max. 7,5 km/h Fahrgeschwindigkeit, Windgeschwindigkeit max. 3m/s bei der Ausbringung) sind zwingend zu beachten.

Praxistipp: Bei Chlortoluron bitte Sortenverträglichkeit prüfen und keine weitere Anwendung von Chlortoluron innerhalb eines Kalenderjahres sowie mittelspezifisch keine Anwendung auf sandigen Böden mit <1,5% Corg., Abdriftminderungstechnik, Fahrgeschwindigkeit max. 7,5 km/h und Windgeschwindigkeit max. 3 m/s. Wählen Sie die Präparate anhand der Leitverunkrautung auf Ihrem Schlag aus. Auch außerhalb von Schutzgebieten kann das Anlegen eines Spritzfensters interessant und aufschlussreich sein. 

Blattläuse in Wintergetreide:

Ab dem 2-Blattstadium sollten Wintergetreideflächen auf Blattläuse überprüft werden, da diese als Virosen übertragen können. Läuseüberwachung: an 5 Stellen jeweils 5 Pflanzen untersuchen. Sind 20% (also 5 Einzelpflanzen) besiedelt, ist der Bekämpfungsrichtwert erreicht. Bitte keine Routinebehandlung in Tankmischung. Das Landwirtschaftsamt Ludwigsburg wird ebenfalls ein Monitoring an 2 Standorten durchführen und in den kommenden Warndiensten über die Monitoringergebnisse informieren.

Allgemeine, vorbeugende Maßnahmen:
  • Rechtzeitige Beseitigung von Ausfallgetreide
  • Pflege Ackerrandstreifen
  • Frühsaaten vermeiden
  • Resistente Sorten (siehe Sortenempfehlung Infodienstseite)
  • Lückenlose Bestände, für zügige Entwicklung sorgen
  • Kulturgerechte Düngung
  • Befall kontrollieren
(Informationen des Kreis Ludwigsburg vom 05.10.2022)
LTZ Augustenberg
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