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17.04.2020 | 00:04 | Trockenheit bereitet Probleme 

Wintergetreide dringend auf Regen angewiesen

München - In den meisten Teilen Bayerns fiel in den vergangenen Wochen kein nennenswerter Regen.

Fehlende Bodenfeuchtigkeit
Trockenheit macht den Kulturen zunehmend zu schaffen - Wintergetreide braucht Wasser. (c) proplanta
Hinzu kommt, dass die Wasserspeicher im tieferen Boden von der Trockenheit der letzten beiden Jahre noch nicht aufgefüllt sind und sich die Pflanzen auch darüber nicht versorgen können.

„Vor allem das Wintergetreide braucht Wasser“, sagt Johann Graf, Ackerbaureferent beim Bayerischen Bauerverband. Die im Herbst ausgesäten und jetzt circa 15 cm kleinen Pflänzchen benötigen Regen, um weiterzuwachsen. „Die Pflanzen befinden sich jetzt in der eigentlichen Schossphase, die Halme streben in Richtung Sonne“, so Graf.

Längst noch nicht so weit sind die Sommerungen – die Landwirte haben es sie erst ausgesät. Damit das Saatgut keimen kann – ebenso wie die gerade ausgebrachte Rübensaat – ist auch hier Regen notwendig. Doch das Wasser fehlt auch aus anderem Grund: Der ausgebrachte Dünger kann vom ausgetrockneten Boden nicht genügend aufgenommen werden – am Ende fehlen den Pflanzen neben dem Wasser auch noch Nährstoffe.

Weniger anhaben kann das trockene Wetter derzeit den gerade gepflanzten Kartoffeln. Sie kommen mit den Bedingungen noch eher gut zurecht, sagt Graf. Zum Mais kann der Referent noch nichts sagen: „Die Bauern warten mit der Aussaat auf frostfreie Nächte.“

Dürre schadet vor allem den Jungpflanzen im Wald



Die Trockenheit hat auch Folgen für den Wald: für alte wie junge Bäume. Außerdem hat es bereits die ersten Waldbrände gegeben.

Die Zeitrafferaufnahmen des sogenannten Dürremotors und zum pflanzenverfügbaren Wasser des Helmholtz Zentrums für Umweltforschung (https://www.ufz.de/index.php?de=37937) zeigen, dass der Oberboden in weiten Teilen Bayerns immer trockener wird und den Pflanzen immer weniger Wasser zur Verfügung steht. In tieferen Bodenschichten herrscht in mehr als der Hälfte Bayerns bereits jetzt schon wieder Dürre.

„Das dritte Jahr infolge gefährdet die Frühjahrstrockenheit besonders die Waldverjüngung“, sagt Johann Koch, Waldreferent beim Bayerischen Bauernverband. „Die Wurzeln trocknen aus, die Vitalität der Jungpflanzen ist beeinträchtigt und das führt bis zum Absterben“, erläutert der Experte.

Betroffen sind vor allem Wiederaufforstungen von Schadflächen, die durch die verschiedenen Stürme und die Massenvermehrungen der Borkenkäfer in den vergangenen drei Jahren entstanden sind. Pflanzen von Baumschulen seien besonders empfindlich, weil die Wurzelmasse zur Pflanzung meist verkleinert werden müsse und dabei ein so genannter Wurzelschnitt erfolge. Außerdem seien trotz aller Sorgfalt Fehler beim Transport oder bei der Pflanzung nicht auszuschließen.

„Frühjahrstrockenheit ist nichts neues“, sagt Koch. „Dieses Phänomen trat in den letzten Jahren häufiger auf. Die Waldbesitzer haben aus den Erfahrungen gelernt und ihre Pflanztätigkeit oft schon in den Herbst verlegt, um das Risiko zu verringern. Doch das Ausweichen in den Herbst war in den letzten beiden Jahren kaum möglich, da der Boden im Herbst jeweils so trocken war, dass die Waldbesitzer mit der Pflanzhaue nur schwer oder gar keine Pflanzlöcher anlegen konnten.“

Die Borkenkäfer sind schon da



Bedingt durch das warme Frühjahr hat bereits der Borkenkäfer zu schwärmen begonnen. Dabei findet er in den örtlich noch großen Schadholzmengen aus den Winterstürmen reichlich geeignetes Brutmaterial. Gleichzeitig stockt der Holzabfluss aus dem Wald, da in der Corona-Krise die Lieferketten zusammengebrochen sind.

Eine Alternative wäre die Lagerung weit außerhalb des Waldes, jedoch stehen aufgrund der hohen Hürden bei der Genehmigung zu wenige Plätze zur Verfügung. Damit droht der Fleiß der Waldbesitzer bei der Aufarbeitung des Schadholzes zu verpuffen. Der Bayerische Bauernverband ruft deshalb die Kommunen und die Forstverwaltung auf, die Waldbesitzer bei der Suche und Anlage von Plätzen bestmöglich zu unterstützen.

Die Situation sehen die Fachleute deshalb sehr kritisch, weil Buchdrucker und Kupferstecher es 2019 erneut geschafft haben in niedrigen und mittleren Höhenlagen eine dritte Generation auszubilden. Die Ausgangspopulation für 2020 ist also sehr hoch. Vor allem die Fichte als Flachwurzler ist gefährdet. Wenn sie in Trockenstress gerät, bildet sie weniger Harz und ist damit weniger widerstandsfähig gegen den Borkenkäfer.

Die Bayerische Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (LWF) stellt den Waldbesitzern mit dem Borkenkäfermonitoring, der Information über die Bekämpfungsmöglichkeiten und der Zeitschiene zur Aufbereitung befallenen Holzes wichtige Hilfen bereit.

Der Bayerische Bauernverband begrüßt außerdem die stark verbesserte Förderung von Waldbau- und Waldschutzmaßnahmen durch das Bayerische Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, insbesondere der insektizidfreien Borkenkäferbekämpfung zu deutlich verbesserten Konditionen. Die örtlich zuständigen Mitarbeiter der Bayerischen Forstverwaltung geben gerne nähern Auskunft dazu.

Brandgefährliche Lage



Auch in Bayern hat die Gefahr der Waldbrände in den letzten trockenen Jahren spürbar zugenommen. Gerade im Frühjahr ist das Waldbrandrisiko bei Trockenheit sehr hoch, weil noch viele dürre Blätter und Nadel sowie trockenes Gras den Boden bedecken. Da genügt selbst bei mittlerer Waldbrandgefahr bereits ein Funke und es brennt lichterloh.

Regelmäßig veröffentlichen die forstlichen Behörden bei erhöhter Waldbrandgefahr Warn- und Verhaltenshinweise für Waldbesucher. Dazu zählt der Hinweis auf das Rauchverbot in Wäldern, das vom 1. März bis 31. Oktober gilt, dass beim Autofahren keine Zigarettenkippen aus dem Fenster geworfen werden oder im Wald oder in Waldnähe (bis 100 m) kein offenes Feuer erlaubt ist. Auch sollten die Waldbesucher Ihren PKW nicht auf trockenem Gras parken, da es sich am heißen Katalysator entzünden kann.

Der Bayerische Bauernverband will die Waldbesucher für dieses oft wenig bewusste Thema sensibilisieren, denn die Waldbrandbekämpfung ist extrem schwierig und die finanziellen Folgen für den Brandverursacher sowie die landeskulturellen und ökologischen Folgen für den Wald können enorm sein.
bbv
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