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29.09.2023 | 13:33 | Aktueller Rat Pflanzenschutz 

Winterraps nicht zu spät behandeln!

Karlsruhe - Der versierte, amtliche Pflanzschutzexperte T. Kielmann vom Landwirtschaftsamt in Göppingen berichtet aus seiner Beratungsregion, dass der Raps nahezu überall gut aufgelaufen und ordentlich wächst.

Winterraps 2023
(c) proplanta
Die Bestände befinden sich je nach Region und Saattermin überwiegend zwischen dem 2- und 6- Blattstadium. Deshalb formuliert der Göppinger Fachmann heute seine regional gültigen Tipps zur Bekämpfung von Unkräutern und Ungräser, zur Schädlingsbekämpfung und zur Wuchsregulierung wie folgt und hat dabei auch noch wichtige Praxistipps für eine nachhaltige Bekämpfung von Ausfallgetreide und Ackerfuchsschwanz.

Wer seinen Raps noch nicht gegen Unkräuter und Ungräser behandelt hat, kann dies auch im Nachauflauf ab dem 2- bis zum 4- Blattstadium mit dem blattaktiven Herbizid Belkar Power Pack (Vorlage 0,25 Liter/ha Belkar + 0,25 Liter/ha Synero, gefolgt ab BBCH 16 von weiteren 0,25 Liter/ha Belkar) noch erledigen. Wichtig ist, dass erst gefahren wird, wenn auch die kleinsten Pflanzen das 2-Blattstadium erreicht haben. Die Erfahrungen aus dem vergangenen Jahr waren sehr zufriedenstellend. Allerdings gibt es Einschränkungen bei der Wahl des Gräserherbizids: nur Focus Aktiv Pack, Panarex und Flua Power bei der 1. und 2. Anwendung sowie nur bei der 1. Anwendung Select + Radiamix und Vextadim + Vexzone sind für Mischungen mit Belkar Power freigegeben.

Als Fungizide bzw. zur Wuchsregulierung sind die Fungizide Tilmor (bis 1,0 Liter/ha), Toprex (bis 0,5 Liter/ha), Orius (bis 1,0 Liter/ha) und Folicur (bis 0,75 Liter/ha) zur Beimischung zur 2. Splittingvariante freigegeben. Achtung: Tankmischungen mit Gräsermitteln und Fungiziden oder auch mit dem Herbizid Fox sind nicht möglich, ein Abstand von 7 Tagen bei Spritzfolgen ist einzuhalten.

Praxistipps: Wenn Belkar eingesetzt wird, darf nachfolgend im Herbst kein Metconazolhaltiges Fungizid (z.B. Carax, Caramba, …) mehr eingesetzt werden. Mischungen mit allen zugelassenen Insektiziden sind wie auch mit Bordüngern sind möglich. Achtung: Beachten Sie alle Auflagen des Mittels, insbesondere ist die Hangneigungsauflage zu erwähnen. Bei >2% Hangneigung muss ein 20 m breiter bewachsener Randstreifen zwischen Acker und Gewässer vorhanden sein. Es finden Kontrollen statt!

Der richtige Termin zur Einkürzung des Rapses ist das 4 bis 6-Blattstadium. Bei verzetteltem Auflauf kann eine Fungizidmaßnahme den Bestand „gleichziehen“, da die größeren Blätter mehr Wirkstoff aufnehmen und dann auch stärker eingekürzt werden. Bei normalen Beständen sind Produkte einzusetzen, die sowohl einkürzen, was dieses Jahr insbesondere bei Frühsaaten im Fokus liegen muss, als auch eine gute Fungizidwirkung mitbringen, wie etwa Folicur bzw. Orius mit ca. 0,75 Liter/ha oder 0,35 Liter/ha Toprex.

Praxistipps: Bei Tilmor steht die Fungizidwirkung im Vergleich zur Einkürzung im Vordergrund. Carax (Metconazolhaltig) kürzt am stärksten ein, bringt im Vergleich aber etwas weniger Fungizidwirkung mit. Zu beachten sind in jedem Fall die direkten Auflagen der jeweiligen Mittel, da auch bei gleichen Wirkstoffgehalten, je nach Zulassung unterschiedliche Auflagen gelten können.

Ausfallgetreide und Ackerfuchsschwanz sollten nicht zu spät behandelt werden. Dies kann im 2 bis 4- (6) Blattstadium der Gräser zum Beispiel mit Agil-S, GramFix oder Fusilade Max erfolgen. Bei schwer bekämpfbarem Ackerfuchsschwanz sind DIM-Produkte wie Select oder Focus Ultra zu bevorzugen.

Praxistipps: Select sollte nicht zu spät im Herbst gefahren werden. Denken Sie bei Ackerfuchsschwanzresistenzen an den Einsatz von Propyzamidhaltigen Produkten, wie z.B. Kerb Flo oder Milestone im Herbst zum Vegetationsende. (Bodentemperatur nachhaltig unter 10°C). Grundsätzlich ist im Raps auf eine gute Bor-Versorgung zu achten, um die Winterfestigkeit zu erhöhen.

Der Rapserdfloh ist dieses Jahr kaum vorhanden, die kühlen Nachttemperaturen helfen hier zusätzlich. Es sollte aber dennoch jeder Schlag intensiv beobachtet und mit Gelbschalen (Pflicht in Landschafts-, Vogel- und FFH-Gebieten nach IPSplus) überwacht und z.B. in der Dokumentation Pflanzenschutz oder in angehängter Excel-Tabelle werden.

Bestandeskontrollen im Hinblick auf Schneckenbesatz sind witterungsbedingt nahezu unerlässlich. In den o.g. Schutzgebieten ist nach IPSplus eine Überwachung mit „Schneckenfolie“, Säcken oder Brettern Pflicht! Dokumentieren nicht vergessen. Beachten Sie, dass nach größeren Regenmengen die Wirkung des Schneckenkorns stark nachlässt.

(Informationen des Landkreis Göppingen vom 28.09.2023)
LTZ Augustenberg
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