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21.05.2013 | 10:56 | Wanderfische 
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Aal-Bestände sinken drastisch

Hannover - Dem Aal geht es mies. Er steht auf der Roten Liste der Weltnaturschutzunion IUCN. Die Bundesländer kümmern sich nun massiv um den Wanderfisch. Doch ob die teure Mühe hilft, ist unklar.

Aalbestand
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(c) SGV - fotolia.com
Jeden Frühling beschäftigt die Angler hierzulande brennend eine Frage: Läuft der Aal schon? Die Sportfischer wollen wissen, ob die Tiere bereits aktiv genug sind, damit sich das Ansitzen auf den schlangenförmigen Fisch wieder lohnt. Ein anderes Problem ist weitaus größer.

Die Aal-Bestände gehen dramatisch zurück, zu wenig Nachwuchs des Wanderfisches kehrt aus dem Meer in die Flüsse zurück. Auf Geheiß der EU steuern die Bundesländer seit Jahren massiv dagegen und stützen die natürliche Aalpopulation massenhaft mit Zuchtbesatz. Ob das hilft?

Die jüngsten bundesweit gesammelten Zahlen stammen von 2007. In dem Jahr setzten Helfer in Deutschland etwa 13,5 Millionen junge Aale in die Flusssysteme Eider, Elbe, Ems, Maas, Oder, Rhein, Schlei/Trave, Warnow/Peene und Weser. Das kostete etwa vier Millionen Euro.

Jüngere Zahlen gibt es etwa aus Niedersachsen. Dort gelangten allein 2011 und 2012 insgesamt rund 2,5 Millionen Aale in Gewässer, aus denen den Fischen das instinktive Abwandern gen Küste möglich ist. Die Mühe kostete laut Agrarministerium fast 900.000 Euro. 60 Prozent werden gefördert, den Rest und die Mehrwertsteuer müssen die «Begünstigten» aufbringen. Das sind Fischereiverbände, -genossenschaften oder -betriebe. Den Zuschuss teilen sich das Land Niedersachsen und der EU-Fischereifonds EFF auf. 2013 sollen die Besatzbemühungen zumindest in Niedersachsen noch einmal steigen.

Ob das alles Erfolg hat, hängt auch am Abenteuer Aalwanderung. Die Natur sieht es vor, dass der Fisch aus Europas Flüssen absteigt, quer durch den Atlantik fast bis nach Florida schwimmt, dort ablaicht und stirbt. Die Larven kehren als sogenannte Glasaale zur Küste zurück, steigen flussauf und wachsen, bis sie den Kreis erneut schließen.

Dass der Mensch dabei hilft, ist nicht neu. «Seit über 100 Jahren findet Aalbesatz auch in Fließgewässern in Deutschland statt, zum Beispiel in der Elbe», sagt Markus Diekmann, Fischereirat in Niedersachsen. Zuchtnachwuchs als Unterstützung für die immer seltener aufsteigenden Atlantik-Jungaale habe «eine lange Tradition».

Der Aal steht heute trotzdem auf der Roten Liste. Ob das allein die Schuld der Menschen ist, der zum Beispiel Gewässer immer mehr verbaut hat, bleibt fraglich. «Der Aal hat in der Vergangenheit bereits starke Populationsschwankungen hinter sich», sagt Diekmann. Erholungszeiten von mehreren Jahrzehnten seien realistisch. Klar sei, dass Aale noch zahlreich abwandern. Das hätten Testfänge gezeigt, bei denen markierte Fische flussauf gekarrt wurden und flussab wieder ins Netz gingen. Laut Forschungsliteratur werden die Tiere am stärksten von Berufsfischern, Anglern, Wasserkraft und Kormoranen dezimiert.

Der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) sieht die Entwicklung kritisch. «Am stärksten bedroht sind Fische, die weite Entfernungen zu ihren Laichplätzen zurücklegen müssen», sagte der BUND-Wasserexperte Sebastian Schönauer mit Blick auf den Tag der biologischen Vielfalt. Dazu gehörten neben dem Aal unter anderem auch Störe, Neunaugen und Lachse. An größeren Flüssen und Nebenflüssen in Deutschland müsse mehr getan werden, um die früheren natürlichen Gegebenheiten wiederherzustellen. «Verantwortlich für den Rückgang der Fischpopulationen sind Bauwerke wie Wehre, Wasserkraftanlagen und Schleusen», ergänzte Schönauer.

Dazu komme der Ausbau der Flüsse für die Schifffahrt, aber auch Gewässerverschmutzungen und Überfischung.Fischereirat Diekmann berichtet, dass das Glasaalaufkommen in den 1920er Jahren schon einmal sehr gering gewesen sein soll. Daraus aber einfach zu schließen, dass der Aal diese Dynamik schon packe, sei falsch. «Ich gehe nicht davon aus, dass der Aal ausstirbt. Er kann aber so selten werden, dass sich der gewerbliche Fang nicht mehr lohnt», sagt er. Daher ergebe der Besatz Sinn - dem Aal zuliebe, nicht der Fischerei.

In der knapp ein Jahr alten Bilanz zur Aalbewirtschaftung halten die Bundesländer fest, dass der Besatz trotz vieler Fragezeichen das derzeit pragmatischste Mittel sei. «Ob dadurch tatsächlich der Gesamtbestand und dessen Rekrutierung gestützt werden können, ist jedoch unklar», räumen sie ein. Die Zeit werde das zeigen.
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Kommentare 
peter carecki schrieb am 15.02.2014 06:48 Uhrzustimmen(168) widersprechen(182)
in dem Bericht wird mit keinem Wort erwähnt wieviele glasaale vor den Küsten und in den Flussmündungen ab gefischt werden. dort liegt meiner Meinung nach ein grosser teil des problems, denn ein grosser teil dieser glasaale wird nicht als Besatz verwendet, sondern gross gezogen und weiterverarbeitet.
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