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30.09.2020 | 13:12 | Schweineseuche 

Afrikanische Schweinepest breitet sich in Brandenburg aus

Bleyen - Die Afrikanische Schweinepest hat sich in Brandenburg ausgeweitet und ist erstmals außerhalb der bisherigen Gefahrenzone aufgetreten.

Wildschweine übertragen ASP
Bisher wurden in Brandenburg 38 tote Wildschweine mit der Schweinepest nachgewiesen. Erstmals ist nun auch ein Gebiet nördlich der bisherigen Funde betroffen. Es gibt Kritik am Krisenmanagement.(c) proplanta
Das Friedrich-Loeffler-Institut, das nationale Prüflabor, bestätigte einen neuen Fall eines infizierten Wildschweines bei Bleyen im Landkreis Märkisch-Oderland, einen Kilometer von der Grenze zu Polen entfernt. Damit wurden bisher 38 infizierte Wildschweine aus Brandenburg nachgewiesen. Die Brandenburger Landesregierung setzt im Kampf gegen die Ausbreitung auf einen festen Zaun an der Grenze zu Polen und will dafür außerplanmäßig sechs Millionen Euro ausgeben.

Bundesagrarministerin Julia Klöckner (CDU) bot Brandenburg Hilfe zur Eindämmung der Schweinepest an. In einem Telefonat mit Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) sei eine enge Zusammenarbeit verabredet worden, teilte das Bundesagrarministerium mit. Um die Seuche schnell eindämmen zu können, sei eine effektive Koordination der Landkreise notwendig.

Klöckner und Woidke vereinbarten einen gemeinsamen Besuch vor Ort. Es gehe darum, sich beim Handeln und der Kommunikation abzustimmen. Die Tierseuche ist für Menschen ungefährlich, aber für Wild- und für Hausschweine fast immer tödlich. Hausschweinbestände in Deutschland sind bisher frei von der Seuche. Brandenburgs Landesregierung sieht Handlungsdruck.

«Es muss jetzt sehr schnell gehandelt werden, um die weitere Ausbreitung der Schweinepest zu verhindern», erklärte Finanzministerin Katrin Lange (SPD). «Viele Landwirte in Brandenburg sind zu Recht in großer Sorge.» Verbraucherschutzministerin Ursula Nonnemacher (Grüne) machte deutlich, dass der Zaun kommen wird - auch gegen Skepsis.

Der Landrat des Kreises Märkisch-Oderland, Gernot Schmidt (SPD), hatte Zweifel am festen Zaun angemeldet. «Ich werde mich einem festen Zaun nicht verschließen, wenn die Deichsicherheit gewährleistet bleibt. Ich bin aber gegen einen Zaun, der die Sicherheit der Bevölkerung gefährdet», sagte er auf Anfrage. Dann lehne er einen Zaun ab. Nonnemacher sagte, sie habe dem Landrat gesagt, dass diese Äußerung «wenig hilfreich» sei und «dass wir im Land hier gemeinsam und koordiniert vorgehen».

Kreissprecher Thomas Berendt sagte, es sei ein Missverständnis, dass Märkisch-Oderland einen festen Zaun ablehne. «Das Land kann jederzeit einen festen Zaun auf dem Deich brauchen, der in Landeseigentum ist», sagte er. «Wenn man uns bittet, werden wir tätig.» Der FDP-Bundestagsabgeordnete Karlheinz Busen hält die bisherigen Maßnahmen für «viel zu lasch». Die AfD im Brandenburger Landtag nannte das Krisenmanagement der Landesregierung «planlos». Das junge Wildschwein wurde nach Angaben des Verbraucherschutzressorts von einem Jäger erlegt und im Landeslabor untersucht. Es sei noch nicht an der Schweinepest verstorben gewesen.

Die Rotte werde in der Umgebung vermutet, sagte Nonnemacher. Um den Fundort bei Bleyen wurde eine Gefahrenzone mit einem Radius von rund 15 Kilometern eingerichtet, in dem Beschränkungen gelten. Dazu zählt ein Jagdverbot, Suche nach toten Wildschweinen und eine vorläufige Beschränkung der Nutzung für Landwirtschaft und Forst. Ob das Tier aus Polen kam oder ob das Virus über Lebensmittel oder andere Gegenstände übertragen wurde, ist bisher offen.

In Märkisch-Oderland wird seit Mittwoch ein mobiler Zaun aufgestellt. «Fünf verschiedene Trupps sind unterwegs», sagte Kreissprecher Berendt. Auf einem Abschnitt von 20 Kilometern Länge soll der Elektrozaun entstehen. Forstmitarbeiter werden dabei unterstützt von Jägern und Landwirten. Am Nachmittag sollte die Barriere für Wildschweine bereits stehen. Die Schweinepest hatte sich zuvor von Schenkendöbern im Kreis Spree-Neiße auf den Raum Neuzelle im Kreis Oder-Spree ausgebreitet.

Bauern befürchten drastische Folgen. Klöckner hatte Hilfen in Aussicht gestellt. Innerhalb Europas können Schweine außerhalb des Gefahrengebietes nach Angaben Klöckners weiter verkauft werden. Rund 70 Prozent der Menge des Exports gingen auf den europäischen Markt. Das wichtige Exportland China hatte allerdings einen Importstopp für deutsches Schweinefleisch verhängt. Das Bundesagrarministerium ist nach eigenen Angaben dazu in Gesprächen.
dpa
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