Sie wurde am vergangenen Mittwoch (18.11.) um 8 Cent auf 1,19 Euro/kg Schlachtgewicht (SG) heruntergesetzt, nachdem sie Mitte September nach dem ersten Nachweis der Afrikanischen
Schweinepest (ASP) bereits um 20 Cent auf 1,27 Euro zurückgenommen und seitdem stabil gehalten worden war. Nun ist das tiefste Niveau seit Januar 2011 erreicht; damals hatte ein Dioxinskandal um kontaminierte Futtermittel die Märkte erschüttert.
Nach Angaben der VEZG konnte dem Preisdruck der
Schlachtunternehmen nicht mehr ausgewichen werden. Im Sog der verringerten
Schlachtschweinepreise kam es auch bei
Sauen und Ferkeln zu Notierungsabschlägen. Zwar hat Tönnies in Rheda-Wiedenbrück in der vergangenen Woche seine neue Schinkenzerlegung gestartet und kann nach eigenen Angaben bis zu 40.000 Schweine in der Woche mehr schlachten. Doch gleichzeitigt nimmt das Schweineangebot saisonal zu, und der laut der
Interessengemeinschaft der Schweinehalter Deutschlands (
ISN) auf rund 600.000 Tiere angewachsene Schweinestau kann, wenn überhaupt, nur langsam abgebaut werden.
Hinzu kommt, dass in der gesamten Europäischen Union von großem Preisdruck am
Fleischmarkt berichtet wird, weil Analysten zufolge „große Mengen um jeden Preis weggedrückt werden müssen“. Dies sorge für sinkende Margen bei den Schlachtbetrieben, die sie nun an die
Mäster weitergeben würden. Dies war nicht nur in Deutschland der Fall, sondern in der gesamten EU.
Der Unterbietungswettbewerb am Fleischmarkt drückte die Teilstückpreise und die Verkaufserlöse der Mäster, während sich die Einzelhandelsstufe über gestiegene Margen freuen konnte.
EU-Fleischmarkt überfülltIn Frankreich war nachAngabe des Marché du Porc Breton die Fleischnachfrage am heimischen Markt normal. Doch sei nach dem vollständigen oder teilweisen Verlust der Exportmöglichkeiten nach China für deutsche und dänische Anbieter der
EU-Binnenmarkt mit deren „preiswertem Fleisch überfüllt“. Für andere Länder bleibe die Volksrepublik zwar ein wichtiger
Absatzmarkt, doch drückten die chinesischen Einkäufer die Preise.
Letztlich könne europaweit der Absatzrückgang im Außer-Haus-Absatz nicht vollständig durch höhere Verkaufsmengen im
Lebensmittelhandel ausgeglichen werden. Die französische Notierung gab im Vorwochenvergleich um 4,8 Cent auf 1,244 Euro/kg SG nach.
Danish Crown berichtete von einem sehr schleppend anlaufenden Weihnachtsgeschäft, weil die Kunden wegen der unsicheren Corona-Situation mit Bestellungen zögern würden. Das Fleischangebot übertreffe in vielen Bereichen die Nachfrage, was insbesondere für Knochenware gelte und bei dieser zu starken Preisabschlägen führe.
Danish Crown senkte seinen Ankaufpreis für Schlachtschweine um umgerechnet 4 Cent auf 1,25 Euro/ kg SG. Der eigene Schlachtschweinestau konnte dem Unternehmen zufolge um 30.000 auf 180.000 Tiere reduziert werden.
Verluste in Belgien und ÖsterreichMindestens genauso stark wie in Deutschland sind derzeit die
Schweinemäster in Belgien gebeutelt. Schlachtreife Tiere können kaum noch in EU-Nachbarstaaten verkauft werden, und die Kapazitäten der heimischen Schlachtunternehmen reichen nicht aus. Westvlees kündigte an, dass aufgrund des großen Rückstaus die für diese Woche angemeldeten Schweine erst eine Woche später geschlachtet werden könnten; ein aktueller Ankaufspreis wurde nicht mehr herausgegeben.
Bei der Danis-Gruppe ist dieser um weitere 8 Cent auf nur noch 0,71 Euro/kg Lebendgewicht (LG) zurückgenommen worden; so wenig Geld haben die Mäster zuletzt vor mehr als 20 Jahren erhalten.
In Österreich brach die Schlachtschweinenotierung des Verbandes landwirtschaftlicher Veredelungsproduzenten (VLV) zum zweiten Mal innerhalb von drei Wochen um 9 Cent ein und liegt aktuell bei 1,32 Euro/kg SG. Seit Ankündigung des zweiten Lockdowns sei die
Marktlage äußerst problematisch; es gebe Überhänge am Lebendmarkt, die um 20 % über dem Bedarf lägen, berichtete der VLV.
Bei den Fleischproduzenten würde die nun mögliche telefonische Krankmeldung ohne ärztliche Untersuchung die benötigte „Manpower“ in der Fleischgewinnung zusätzlich verringern. Der erneute
Preisverfall beschere den existenzbedrohten Schweinemästern einen Verlust von rund 25 Euro je Schwein.
Spanische Ferkelnotierung angehobenIn Spanien ist nach Angaben des Mercolleida das durchschnittliche Schlachtgewicht zuletzt etwas überraschend leicht rückläufig gewesen. Dies sei darauf zurückzuführen, dass die „freien Erzeuger“ außerhalb der integrierten Systeme in Erwartung weiter fallender Preise ihre Tiere so früh wie möglich vermarkten wollten. Deshalb sei das Lebendangebot auf Rekordniveau - wozu auch importierte Schlachtschweine aus Belgien, den Niederlanden und Frankreich beitrügen - und die Schlachtkapazitäten seien zunehmend am Limit.
Über den Chinaexport flössen noch große Mengen ab, allerdings zu immer niedrigeren Preisen. Am EU-Binnenmarkt müssten die spanischen Fleischanbieter ebenfalls deutliche Preiszugeständnisse machen. Die Notierung am Mercolleida gab um 3,9 Cent auf 1,165 Euro/kg SG nach.
Dagegen wurde die Ferkelnotierung um 1 Euro auf 26,50 Euro für Tiere mit 20 kg angehoben. Zwar gebe es zahlreiche und preiswertere Ferkel aus den Niederlanden am Markt, doch würden die spanischen Ferkel für den Schweinefleischexport nach China benötigt, der in Spanien geborene, aufgewachsene und geschlachtete Schweine voraussetze.
Keine Ausnahme im Negativtrend am EU-Schweinemarkt machte in der vergangen Woche Italien, wo die nationale Schlachtschweinenotierung um den Maximalbetrag von 5 Cent/kg LG nachgab.
Ein Viertel weniger fürs SchweinIm E-Mittel hatte der
Schlachtschweinemarkt bereits in der Woche zum 15. November schwächer tendiert. Für Tiere der Handelsklasse E wurden nach Angaben der Kommission im
Schnitt der 27 Mitgliedstaaten 137,01 Euro/100 kg gezahlt; das waren 2,19 Euro oder 1,6 % weniger als in der Vorwoche. Der Rückstand auf das vergleichbare
Preisniveau des Vorjahres belief sich auf 47,57 Euro/100 kg oder 25,8 %. Da 2019 wegen florierender Chinaexporte die Preise bis weit in den Dezember hinein anstiegen, dürfte der Rückstand bald 30 % und mehr betragen.
Besonders kräftige Kürzungen beim Auszahlungspreis der
Schlachtereien mussten in der Berichtswoche die niederländischen Mäster mit 5,2 % hinnehmen. Die Schlachtschweinepreise in Österreich gaben um 3,3 %, die in Belgien um 2,6 % nach. Die Erzeuger in Italien und Litauen mussten einen Abschlag von jeweils 3 % verkraften.
Nur wenig besser sah es mit Notierungsrückgängen zwischen 1,7 % und 2,7 % in Spanien, Portugal, Frankreich und Polen aus; in Dänemark sank das Auszahlungsniveau um 1,0 %. Es gab Mitte November allerdings auch Länder, wo laut Kommissionsangaben mehr Geld für angelieferte Schlachtschweine gezahlt wurde. Dazu zählten die skandinavischen Staaten Finnland mit 0,6 % und Schweden mit 1,2 %. Zudem legten die Preise in Tschechien um 1,7 % und in Slowenien sogar um 3,8 % zu.