Nach dem bundesweit ersten Fall an der Grenze zu Polen sei die
Seuche bei fünf weiteren Wildschweinen nachgewiesen worden, teilte das Verbraucherschutzministerium am Dienstag in Potsdam mit.
Es handle sich um vier tot aufgefundene
Wildschweine und ein krank erlegtes Tier, die in der Nähe der Gemeinde Neuzelle im Kreis Oder-Spree südlich von Frankfurt (Oder) gefunden wurden. Das ist nicht weit entfernt von der ersten Fundstelle. Die Tests im Landeslabor seien positiv gewesen und würden nun vom nationalen Labor, dem Friedrich-Loeffler-Institut, weiter untersucht.
Für Menschen ist die Seuche ungefährlich, aber die Tiere stecken sich untereinander an und sterben. In der vergangenen Woche war in Brandenburg der deutschlandweit erste Fall der Afrikanischen
Schweinepest aufgetreten. Ein infiziertes totes Wildschwein war sieben Kilometer von der deutsch-polnischen Grenze entfernt auf dem Gebiet der Gemeinde Schenkendöbern im Landkreis Oder-Spree entdeckt worden.
Die neuen Fälle kommen für die brandenburgische Verbraucherschutzministerin Ursula Nonnemacher (Grüne) nicht überraschend. Das erste infizierte Tier sei eine zwei- bis dreijährige Bache gewesen. Man müsse auch von Frischlingen ausgehen.
Die neuen Fundorte liegen in einem bereits festgelegten gefährdeten Gebiet von bis zu 25 Kilometern um den Ort des ersten Kadaverfundes in den Kreisen Oder-Spree, Dahme-Spreewald und Spree-Neiße. Dort gilt ein Jagdverbot. Wildschweine aus dem Gebiet dürfen nicht weiter transportiert werden. Die Nutzung land- und forstwirtschaftlicher Flächen ist dort verboten, für
Schweinehalter gelten Beschränkungen. In dem Gebiet gibt es 41 Schweinehalter und rund 12.700 Schweine.
Um eine Kernzone rund um den Fundort war am Wochenende ein 12 Kilometer langer mobiler Elektrozaun aufgebaut worden. Dort ist das Betreten des Waldes und der
Landschaft verboten. Um die Kernzone sei ein fester Zaun geplant, wenn die Ausdehnung der Infektion klar ist, sagte Nonnemacher. Laut
Agrarminister Axel Vogel (Grüne) wird verstärkt totes
Schwarzwild gesucht, auch mit Hundestaffeln aus Rheinland-Pfalz und Schleswig-Holstein.
Die Seuche kann erhebliche wirtschaftliche Auswirkungen haben. Wegen der Schweinepest haben nach China und Südkorea auch Japan, Brasilien oder Argentinien deutsche Schweinefleisch-Einfuhren verboten. Das
Bundesagrarministerium ist mit den Regierungen dieser Länder im Gespräch, um Vereinbarungen zu erreichen. Dies zielt darauf, Einfuhrstopps wegen der Schweinepest nur auf
Betriebe aus betroffenen deutschen Regionen zu beschränken und nicht für ganz Deutschland einzuführen. So ist es auch in der EU geregelt, in die rund 70 Prozent der Schweinefleisch-Exporte gehen.
Minister Vogel kündigte angesichts der Sorgen der Landwirte zu den finanziellen Folgen der Afrikanischen Schweinepest an: «Wir wollen schnell herausbekommen, was ist entschädigungsfähig und wo bekommen wir das Geld dafür her.» Am Dienstagabend beriet eine Arbeitsgruppe mit Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD), Landwirten und Vertretern von Veterinärämtern über die Lage.
Faktisch kommt ein Exportstopp für die meisten Zielländer außerhalb der EU zum Tragen. Hintergrund ist, dass in Ausfuhrzertifikaten nun nicht mehr angegeben könne, dass Deutschland «Schweinepest-frei» ist, wie das Ministerium erläuterte.
Die Schweinefleischbezüge aus Deutschland hatten sich der chinesischen Zollstatistik zufolge in den ersten sieben Monaten dieses Jahres im Vergleich zum Vorjahreszeitraum auf rund 350.000 Tonnen mehr als verdoppelt, wie die Germany Trade & Invest (GTAI), die Gesellschaft für Außenwirtschaft, in Peking erklärte.
Die Landwirte beschäftigt nun die Frage, wie es für sie und ihre Betriebe weitergeht. Die FDP im
Bundestag hält die Strategie der Bundesregierung zur Vorsorge gegen die Schweinepest für gescheitert. Die Grünen-Bundestagsfraktion kritisierte eine starke Ausrichtung auf industrialisierte Schweinehaltung in wenigen Regionen.