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13.02.2014 | 15:14 | Artenschutzkonferenz 

Hochrangige Konferenz zum Schutz vor Wilderei

London - Der Handel mit illegal erlegten Wildtieren ist zum Milliardengeschäft einer internationalen Mafia geworden. Die Welt will das nicht länger hinnehmen. Viele sehen den entscheidenden Hebel in Asien.

Artenschutz
(c) proplanta
Der graue Koloss schleppt sich mühsam durch die Savanne. Von Tag zu Tag schwinden seine Kräfte, sein Kampf gegen den Tod dauert eine Woche. Wilderer haben einen Pfeil mit Gift auf den Elefanten geschossen. Schließlich verliert der Dickhäuter die aussichtslose Schlacht gegen die tödliche Substanz in seinem stolzen Körper. Wildhüter finden später den Kadaver, die Stoßzähne aus Elfenbein sind bereits abgesägt.

Solche oder ähnliche Szenen spielen sich täglich hundertfach vor allem in Afrika ab. International organisierte Wilderer-Banden rücken in Scharen aus, um Elfenbein, Nashorn oder auch Schuppentiere zu erlegen. «In den letzten Jahren sind jedes Jahr deutlich über 20.000 Elefanten gewildert worden», sagt Franz Böhmer vom Fachbereich Artenschutzvollzug des Bundesamtes für Naturschutz (BfN). Zum Teil würden bei einer solchen Jagd in Afrika Hunderte Tiere auf einmal abgeschlachtet.

Ähnlich erschreckend seien die Daten bei Nashörnern. «Allein Südafrika hat im letzten Jahr 1.000 Nashörner verloren durch Wilderei», sagt Böhmer. Im Jahr 2013 gab es insgesamt 18 Großbeschlagnahmungen, bei denen knapp 42 Tonnen Elfenbein sichergestellt wurden, wie Sylvia Ratzlaff von der Tierschutzorganisation WWF berichtet. Die Dunkelziffer liegt weit höher.

«Wir sind im Würgegriff einer internationalen Wildtiermafia», sagt Volker Homes, Leiter Artenschutz beim WWF Deutschland. «Die Wilderei ist längst kein Naturschutzproblem mehr.» Die Regierungen kommen im Kampf gegen das organisierte Verbrechen - inzwischen zum Milliardengeschäft geworden - kaum nach. Die florierende Korruption in Afrika hilft dabei auch nicht gerade weiter.

Die internationale Staatengemeinschaft schlägt Alarm. Die Situation ist so schlimm, dass afrikanische Elefanten vor der Ausrottung stehen. «Die Wilderei hat in vielen Regionen der Welt ein Ausmaß angenommen, das einem Ausverkauf der Natur gleichkommt», fasste Bundesumweltministerin Barbara Hendricks die Lage zusammen.

Gemeinsam mit Kollegen aus 50 Ländern beriet sie am Donnerstag auf einer Konferenz in London über Möglichkeiten, der Wilderer-Mafia Herr zu werden. Die Strafen sollen erhöht, die Nachfrage nach illegalen Produkten eingedämmt werden. Alle Länder sollen sich verpflichten, das Washingtoner Artenschutzabkommen einzuhalten, heißt es in einer «Londoner Erklärung».

Nach Meinung von Tierschützern war der Versuch, den Handel etwa mit Elfenbein teilweise freizugeben, ein Schuss in den Ofen. «Unserer Generation muss es gelingen, den illegalen Wildtierhandel zu stoppen und diesen herrlichen Tieren und ihren Lebensräumen eine Zukunft zu geben, denn sonst ist es zu spät», warnt der britische Prinz William. Er hatte die Konferenz gemeinsam mit seinem Vater Charles initiiert.

Charles und William wandten sich in einer Videobotschaft an die Öffentlichkeit. Deren Motto, «United for Wildlife», riefen sie in Sprachen wie Vietnamesisch, Mandarin oder Arabisch in die Kamera. Nicht ohne Grund: Vor allem in Ländern wie China und Vietnam wird das illegal erlegte Elfenbein in der neuen Oberschicht als Statussymbol gehandelt. Das Horn von Nashörnern gilt als begehrter Inhaltsstoff für die Traditionelle Chinesische Medizin - es soll angeblich die Potenz steigern.

Für ein paar Stoßzähne erlösen die Wilderer-Banden Tausende Dollar. Insgesamt schätzen Experten das Geschäft mit Elfenbein, Nashorn, aber auch illegal gefangenen Fischen sowie mit dem illegalen Handel geschützter Hölzer auf bis zu 26,5 Milliarden Dollar jährlich - laut WWF der weltweit viertgrößte Schwarzmarkt nach Drogen- und Menschenhandel sowie Produktpiraterie und noch vor dem illegalen Waffenhandel. Genaue Zahlen gibt es allerdings nicht. «Solche Beträge zu verifizieren, ist natürlich schwer», sagt Böhmer.

Die Hintermänner der Wildererszene schicken - etwa im Krüger-Nationalpark in Südafrika - ganze Hundertschaften von illegalen Jägern los. Oft sind sie besser ausgerüstet als ihre Gegner. Sie haben Nachtsichtgeräte und exzellente Waffen. Die Wildhüter mussten sich bisher häufig mit Betäubungsgewehren oder gar nur langen Messern behelfen - ein ungleicher Kampf.

Doch inzwischen wird aufgerüstet. Wildhüter in Kenia nehmen Unterricht bei britischen Fallschirmjägern. Über der Serengeti in Tansania, wo einst Bernhard Grzimek mit seinem Flugzeug «Flying Zebra» Tiere zählte, kreisen jetzt Drohnen. Die Regierung will damit Wilderer aufspüren. Die Bundesregierung hat vor kurzem ein Überwachungsflugzeug finanziert, das dabei helfen soll. Länder wie Kenia oder Gabun haben die Strafen für Wilderer drastisch erhöht. Ihnen drohen jetzt Jahre im Gefängnis - zuvor kamen sie oft mit einer läppischen Geldstrafe von unter 1.000 Dollar davon.
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