Die Zahl der Todesopfer dort stieg unterdessen auf 52. Das zuletzt geborgene Opfer war nach Behördenangaben ein sechsjähriges Mädchen aus Charron an Atlantikküste, dessen Bruder und Großmutter ebenfalls in der Flut umgekommen waren. Zehntausende Franzosen leiden noch immer unter den Sturmfolgen: Knapp 50.000 Haushalte waren weiter ohne Strom. Etliche Gebäude an der Küste standen noch unter Wasser.
In Deutschland deuten erste Schadensschätzungen auf geringere Verwüstungen als zunächst befürchtet. In Niedersachsen etwa wurde die Menge der zerstörten Bäume mit 64.000 Kubikmeter angegeben. Man sei im Vergleich zum Orkan «Kyrill» vor zwei Jahren - damals lag der Schaden bei 1,5 Millionen Kubikmeter Holz - mit einem blauen Auge davon gekommen, sagte ein Sprecher der Niedersächsischen Landesforsten. Im hessischen Friedberg drohte am Dienstag die Spitze des 60 Meter hohen Adolfsturms auf umliegende Wohnhäuser zu stürzen. Höhenkletterer versuchten, die zwei Meter lange und zentnerschwere Stange zu sichern. Vier Häuser wurden geräumt. Starke Böen hatten am Sonntag die Metallspitze beschädigt und die Wetterfahne abgerissen.
Eine aussagekräftige Bilanz der großen Schadensversicherer wird erst in einigen Tagen zu erwarten sein. Die Deutsche Rückversicherung Aktiengesellschaft hatte den Schaden am Vortag in Düsseldorf auf eine halbe bis eine Milliarde Euro geschätzt. Auch aus anderen betroffenen deutschen Regionen hieß es in ersten Einschätzungen, der Schaden liege deutlich unter dem des Orkans «Kyrill» vor zwei Jahren. In Frankreich hatte die Regierung am Montagabend die am stärksten vom
Unwetter betroffenen Regionen zu Katastrophengebieten erklärt, um Entschädigungen durch die Versicherer zu erleichtern. Zu den Unwettergeschädigten zählen auch viele Austernzüchter.
Unterdessen ist dort eine öffentliche Debatte aufgekommen, ob das Ausmaß der Katastrophe hätte verhindert werden können. Mehrere Politiker kritisierten, dass in Frankreich zu nah an der Küste gebaut werden dürfe. Umweltstaatssekretärin Chantal Jouanno forderte strengere Bauvorschriften. Andere betonten, dass die geltenden Regeln oft nicht eingehalten würden. In vielen Gebieten war das Risiko einer Überflutung bekannt. Für die besonders stark betroffene Gemeinde La Faute-sur-Mer etwa warnten Experten schon 2008 vor möglichen Überschwemmungen. (dpa)