Branchenexpertin: «Naturkosmetik muss auch Spaß machen»
Von wegen Reformhaus oder Bioladen: Naturkosmetik zieht zunehmend in die großen Drogeriemärkte ein. Im Interview mit der Nachrichtenagentur dpa erklärt Branchenexpertin Elfriede Dambacher, warum Naturkosmetik Spaß machen muss und welche Trends es in der Branche gibt.
Was ist überhaupt Naturkosmetik?Dambacher: «Es gibt keine klare gesetzliche Regelung, was Naturkosmetik ist. Das führt dazu, dass wir eine Vielzahl von Siegeln haben. Es gibt unter anderem Siegel, die als Standard mit festen Kriterien für Naturkosmetik Produkte zertifizieren, aber auch solche, die beispielsweise
Nachhaltigkeit oder die Verträglichkeit prüfen. Für die Konsumenten wäre es wünschenswert, es gäbe eine deutliche Orientierung.»
Wie hat sich der Markt entwickelt?Dambacher: «Deutschland ist der größte und stärkste Markt in Europa. Ein Grund dafür ist auch, dass mit Weleda, Dr. Hauschka und Annemarie Börlind die größten und ältesten Hersteller hier beheimatet sind. 2012 wird es ein leichtes Wachstum geben, aber nah an der Stagnation. Es liegt auch daran, dass es einen erheblichen
Strukturwandel vom Vertrieb gibt. Wir haben zwar ein starkes Wachstum in den Drogeriemärkten, aber die traditionellen Vertriebswege wie Reformhäuser und Bioläden gewinnen zu wenig neue Kunden.»
Was muss sich ändern?Dambacher: «Die Herausforderung der Branche ist es, die Vorteile, die Naturkosmetik bietet, so zu kommunizieren, dass sie neue Kunden erreicht. Klassische Marketingkonzepte reichen nicht, um die modernen, urbanen Zielgruppen zu erreichen. Da ist viel mehr Kreativität gefordert. Naturkosmetik muss auch Spaß machen, es darf nicht ausschließlich um die Ökologie gehen.»
Welche Trends gibt es in Sachen Naturkosmetik?
Dambacher: «Ein ganz klarer Trend ist hin zu Spezialprodukten mit hoher Effektivität und Verträglichkeit. Ein Trend ist, die Funktionalität zu verbessern. Pflanzenstammzellen sind momentan ein Thema. Weltweit sind viele Scouts unterwegs, um Pflanzen aufzuspüren, die innovative, effektive Wirkstoffe haben.»