«Es gibt eine sehr ungleiche Verteilung der Ernährung», sagte Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse
Aigner (CSU) am Freitag auf der Grünen Woche in Berlin. Auf einem Weltagrargipfel in Berlin sollten 26 Nationen Wege aus der Krise suchen. In den Entwicklungsländern gehe es um Hilfe zur Selbsthilfe. Mit dabei sind an diesem Samstag Brasilien, China, Indonesien und Russland. Die Bauern in Deutschland sind laut Aigner auf die Rezession vorbereitet. «Ich bin froher Hoffnung (...), dass die Landwirtschaft diese Krise gut überstehen wird.» Tausende Berliner, Touristen und Fachleute besuchten zum Auftakt der Grünen Woche die weltgrößte Agrarmesse.
Die Messe begann mit einem Rundgang von Bundesagrarministerin Aigner - samt Bier, Blaskapelle und bunten Köstlichkeiten. Aigner hatte im grünen Dirndl im neuen Amt Premiere auf der Grünen Woche. Bis zum 25. Januar werden 400.000 Messebesucher erwartet. Von bayerischem Bier über Nordseefisch bis hin zu Spezialitäten von allen Kontinenten kosteten die Besucher, was Landwirtschaft und Ernährungsindustrie zu bieten haben. Prominentester Gast war Russlands Ministerpräsident Wladimir
Putin, der vor einem Treffen mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (
CDU) eine Stippvisite in den Hallen am Funkturm einlegte. Russland ist der größte Aussteller auf der Messe, das Land wirbt nicht nur um Kunden, sondern auch um Investoren aus Deutschland.
Bauernpräsident Gerd
Sonnleitner begrüßte die Ankündigung der EU- Kommission, mit Exporthilfen der gebeutelten Milchbranche unter die Arme zu greifen. «Ich hoffe, dass wir damit in der Milchwirtschaft aus dem Tief herauskommen.» Der Bundesverband Deutscher
Milchviehhalter rechnet wegen der Subvention für Butter, Käse und Milchpulver mit einer kurzfristige Stabilisierung des Milchmarkts. Mittelfristig drücke eine solche Beihilfe aber die Preise nach unten. Die Kuhhalter hatten vor der Messe gedroht, wie im vergangenen Jahr mit einem Lieferstopp für höhere Preise zu kämpfen.
Nach Ansicht von
BUND und
Welthungerhilfe verschärft die EU-Hilfe aber die Armut in Entwicklungsländern. Das Geld der europäischen Steuerzahler dürfe dazu nicht beitragen, forderte der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) am Freitag. «Mit den neuen Dumpingpreisen können die Bauern in Afrika und Asien nicht konkurrieren. Armutsbekämpfung sieht anders aus», kritisierte die Welthungerhilfe. Erfreut über die Beihilfen äußerten sich dagegen Agrarexperten der CDU/CSU-Bundestagsfraktion. Grundsätzlich seien Exporterstattungen aber ein Mittel zweiter Wahl.
Russland umgarnt in Berlin die deutschen Bauern. «Im 19. Jahrhundert haben deutsche Ingenieure unsere Wirtschaft entwickelt, im 21. Jahrhundert sind deutsche Landwirte herzlich eingeladen, unsere Landwirtschaft gemeinsam mit uns zu entwickeln», sagte der russische Agrarminister Alexej Gordejew laut offizieller Übersetzung. Es hätten schon einige deutsche Bauern in Russland Betriebe gegründet, selbst in Sibirien. Gordejew kritisierte die Beihilfen der Europäischen Union für ihre Landwirtschaft. (dpa)