Die Inflation in Deutschland setzt ihren Sinkflug fort: Im März fiel die jährliche Teuerungsrate auf 1,0 Prozent und damit auf das niedrigste Niveau seit August 2010, wie das Statistische Bundesamt am Freitag nach vorläufigen Zahlen in Wiesbaden mitteilte. Im Februar hatte die Jahresrate noch etwas höher bei 1,2 Prozent gelegen. Zum Februar stiegen die
Verbraucherpreise im Januar voraussichtlich um 0,3 Prozent.
Gebremst wurde der Preisauftrieb nach den Angaben erneut vor allem durch sinkende Energiepreise: Kraftstoffe und Haushaltsenergie waren 1,6 Prozent günstiger als vor einem Jahr. Die Details gibt das Statistische Bundesamt erst am 11. April bekannt. Es sei aber anzunehmen, dass der zuletzt rasante Preisanstieg bei Sprit und Heizöl etwas nachgelassen habe, erklärte eine Sprecherin.
Nahrungsmittel verteuerten sich mit plus 2,2 Prozent zwar weiter überdurchschnittlich, aber nicht mehr so stark wie in den vergangenen Monaten. Im Februar hatte das Jahresplus noch bei 3,5 Prozent gelegen, zum Höhepunkt im Juli 2013 sogar bei 5,1 Prozent. Diese Entwicklung sei teilweise auf den Preiskampf im Einzelhandel zurückzuführen, sagte Commerzbank-Ökonom Ralph Solveen.
Zum Teil dürfte die niedrige Inflationsrate im März aber auch einen anderen Grund haben: Im März 2013 hatten die Osterferien bereits begonnen - und in den Ferien ziehen zumeist die Preise etwa für Pauschalreisen, Flüge oder Ferienwohnungen deutlich an.
Solveen geht deshalb davon aus, dass die Teuerungsrate ohne die schwankungsanfälligen Preise für Nahrung und Energie schon im April wieder deutlich anziehen wird: «Mittel- bis langfristig dürfte sich dieser sogar noch verstärken. Schließlich steht in den nächsten Jahren wegen höherer Tariflöhne und politischer Entscheidungen wie dem Mindestlohn ein deutlicher Schub bei den Lohnkosten an, den die Unternehmen zumindest teilweise an ihre Kunden weitergeben werden.»
Das seit Monaten vergleichsweise niedrige Preisniveau hat Sorgen vor einer Deflation geschürt - also einem anhaltenden Preisverfall auf breiter Front, der die Konjunktur abwürgen könnte. Sowohl die Europäische Zentralbank (EZB) als auch die Deutsche Bundesbank betonten aber immer wieder, dass Deflationssorgen unbegründet seien. Allerdings liegt der Preisauftrieb auch im Euroraum insgesamt derzeit weit vom Stabilitätsziel der EZB entfernt, die eine Rate knapp unter 2,0 Prozent anstrebt.
Neueste Zahlen vom Freitag aus Madrid scheinen die Skeptiker jedoch zu bestätigen: Im März sanken die Verbraucherpreise in Spanien erstmals seit Oktober 2009 wieder auf Jahressicht, wie aus einer ersten Schätzung der nationalen Statistikbehörde hervorgeht. Damit steigt aus Sicht von Experten der Druck auf die EZB, weitere Maßnahmen gegen die Gefahren eines breiten Preisverfalls im Währungsgebiet zu beschließen.