Das teilte der weltgrößte Milchproduktexporteur Fonterra am Dienstag mit. Das Unternehmen geriet wegen seiner Informationspolitik weiter unter Druck. Es wollte sich nicht dazu äußern, warum es die Behörden erst mit vier Monaten Verspätung über eine mögliche Verseuchung informiert hat. Es gab schon im März Hinweise auf Bakterien in einem Proteinkonzentrat, die die lebensgefährliche Lebensmittelvergiftung
Botulismus auslösen können. Das Konzentrat wurde auch in Babymilch verwendet.
«Keiner glaubte zu dem Zeitpunkt, dass das zu Verbraucherbedenken führen könnte», sagte der Chef der Fonterra-Abteilung für Milchprodukte, Gary Romano, vor der Presse. «Seit 1950 hat es nur vielleicht zehn Fälle (von Botulismus-Bakterien in Milchprodukten) gegeben. Das ist ein Grund, warum wir über das Ergebnis der Tests so erstaunt waren.» Fonterra betont, dass nach allen Erkenntnissen niemand erkrankt sei.
In mehreren Fonterra-Werken helfen Beamte jetzt bei der Aufklärung des Falls, wie Premierminister John Key im Parlament sagte. «Fonterra muss eine Reihe Fragen beantworten.» Politiker fürchten um Neuseelands Ruf als Nahrungsmittellieferant. Der zu
Danone gehörende Babynahrungshersteller Nutricia rief in Neuseeland ein zweites Babymilchpulver zurück. Das Ministerium für die Rohstoffindustrie (MPI) startete eine Informationskampagne, um Eltern, Krankenhäuser und Kindertagesstätten zu warnen. Wer das betroffene Nutricia-Milchpulver im Regal habe, solle es vernichten oder zum Laden zurückbringen.
Fonterra hatte am Wochenende Alarm geschlagen. 38 Tonnen des im Mai 2012 hergestellten Proteinkonzentrats seien durch eine schmutzige Leitung verseucht worden. Das Konzentrat wurde von acht Firmen in sieben Ländern in 900 Tonnen Nahrungsmitteln verwendet. Keiner dieser Fonterra-Kunden ist in Europa. In China und Vietnam wurden Produkte, die das Molke-Protein enthalten könnten, vom Markt genommen.
Weitere Tests bestätigten die Ergebnisse von März am vergangenen Mittwoch. Das Unternehmen informierte die Behörden darüber am Freitagnachmittag, die Öffentlichkeit am Samstag und die Börse am Montag. Die Börsenaufsicht kündigte nach Mediengerichten eine Untersuchung an. Der Firma drohe eine Strafe von einer Million neuseeländischen Dollar (600.000 Euro). (dpa)