Vorsprung durch Wissen
Das Informationszentrum für die Landwirtschaft
19.05.2022 | 00:07 | Windkraftausbau 

Scholz sieht Zeitpunkt für Energie-Aufbruch gekommen

Esbjerg - Die Bundesregierung will gemeinsam mit Dänemark, Belgien und den Niederlanden den Ausbau von Offshore-Windenergie deutlich ankurbeln und enger zusammenarbeiten.

Offshore-Windenergie
Die Nordsee soll zum grünen Kraftwerk Europas werden - so hat es Deutschland mit Dänemark, Belgien und den Niederlanden besiegelt. Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine hat das Anliegen umso dringender gemacht. (c) halberg - fotolia.com
So wollen die vier Nordsee-Staaten bis zum Jahr 2030 ihre Offshore-Leistung vervierfacht und gemeinsam mindestens 65 Gigawatt geschaffen haben, wie die Regierungschefs am Mittwoch in der Stadt Esbjerg an der dänischen Küste vereinbarten. Bis 2050 soll die Leistung auf 150 Gigawatt und damit im Vergleich zu heute verzehnfacht werden.

Die Nordsee sei der Ort, an dem mit den Windparks vor der Küste schon heute in großem Umfang und in einer wirtschaftlichen Art und Weise Strom produziert werden könne, sagte Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) in Esbjerg.

«Das ist also keine Geschichte aus der Zukunft, das ist ein Bericht aus der Gegenwart.» Man müsse nun endlich loslegen und Milliarden in den Ausbau der Windparks auf dem Festlandsockel der Nordsee investieren. «Jetzt ist der Zeitpunkt für den Aufbruch, und jetzt brechen wir auf.»

Vor der Kulisse sich drehender Windräder und riesiger Turbinenteile unterzeichnete der Kanzler mit der dänischen Ministerpräsidentin Mette Frederiksen, dem niederländischen Ministerpräsidenten Mark Rutte und dem belgischen Premier Alexander de Croo die entsprechende Erklärung. Diese sieht auch eine Kooperation bei der künftigen Erzeugung grünen Wasserstoffs aus Offshore-Windenergie vor, bei dessen Erzeugung kein Treibhausgas CO2 anfällt.

«Das ist nicht nur eine Erklärung, sondern der Werkzeugkasten für das, was wir zu tun haben und in der nächsten Zeit tun werden», sagte Scholz, der mit Vizekanzler Robert Habeck (Grüne) nach Dänemark gereist war. Habeck betonte, es sei das erste Mal, dass echte gemeinsame europäische Kraftwerke gebaut würden. Dies sei auch ein Zeichen des Friedens und der stärkeren Unabhängigkeit von Kriegstreibern wie Russland. Im Hinblick auf den Krieg käme der Gipfel zu spät, sagte der Wirtschaftsminister. Doch es sei immer gut, anzufangen.

Habecks nationalem Osterpaket zufolge soll die deutsche Leistung der Offshore-Windparks von 7,8 Gigawatt bis zum Jahr 2030 auf mindestens 30 Gigawatt steigen. 80 Prozent des Stroms in Deutschland sollen bis dahin aus erneuerbaren Quellen kommen.

Die dänische Ministerpräsidentin Mette Frederiksen hatte ihre Amtskollegen an den Hafen von Ebsbjerg eingeladen, der früher ein Dreh- und Angelpunkt der Öl- und Gasindustrie war und an dem Hersteller wie Vestas heute Turbinen und Rotorenblätter fertigen und in alle Welt verschiffen. «Der grüne Wandel findet statt. Aber er findet bisher nicht schnell genug statt», sagte die Sozialdemokratin.

Die Nordsee solle zum «grünen Kraftwerk Europas» werden. Mit den gesetzten Zielen könne man dort mehr als die Hälfte der Offshore-Energie produzieren, die die EU brauche, um klimaneutral zu werden, sagte Frederiksen.

EU-Kommissionspräsidentin von der Leyen, die ebenfalls nach Dänemark gereist war, begrüßte die Zusammenarbeit der EU-Staaten und stellte der Windindustrie deutlich schnellere Genehmigungsverfahren für in Aussicht. «Je stärker wir in Europa voneinander abhängig sind, desto weniger abhängig sind wir von Russland», sagte von der Leyen in Ebsbjerg.

Die EU hatte am gleichen Tag 300 Milliarden Euro angekündigt, die den Staatenbund schneller unabhängig von russischer Energie machen sollen. Außerdem schlug die Kommission vor, das Ziel für den Anteil erneuerbarer Energien in der EU bis 2030 von 40 Prozent auf 45 Prozent zu erhöhen.
dpa
Kommentieren Kommentare lesen ( 1 )
weitere Artikel

Status:
Name / Pseudonym:
Kommentar:
Bitte Sicherheitsabfrage lösen:


Kommentare 
agricola pro agricolas schrieb am 19.05.2022 09:10 Uhrzustimmen(17) widersprechen(1)
Unsere Energiepolitik ist an Widersprüchlichkeiten kaum mehr zu toppen:

Vorstehend der euphorische Trommelwirbel für einen Ausbau der Offshore-Windenergie, den man nachhaltigst anzukurbeln gedenkt. Ich vernehme bereits den förmlichen Aufschrei unserer Ornithologen.

Auf der anderen Seite das Traum-Duo Özdemir/Lemke auf der Durchreise im Lügen-Märchenwald, die in einem Hyperaktivismus nunmehr rasant den Biosprit aus pflanzlichem Anbau zu Grabe tragen möchten. DIESELGATE ist Geschichte - zurück also in die Zeiten VOR(!) Dieselgate!!! Wen juckt es schon, wenn dabei Innovationen einfach in die Tonne gekloppt werden, die einen durchaus beachtlichen Kapitaleinsatz erforderten. Planungssicherheit ist in Deutschland offensichtlich allenfalls solchen Barfußgängern vorbehalten, die für einen solchen politischen Irrweg Monat für Monat dennoch fürstlich aus der Staatskasse entlohnt werden, die Folgen dafür tragen irgendwann einmal die anderen, man selbst kann schließlich für das eigene Tun und Handeln nicht zur Verantwortung herangezogen werden.

Es wird ein in sich schlüssiges Energiegesamtkonzept benötigt und hierin liegt die Krux in dieser Thematik. Die Politik liefert uns immer wieder nur Stückwerk. Ein in sich rundes Lösungskonzept der eigentlichen Herausforderung, diese Nuss knacken und zielstrebig an unserer energetischen Zukunft arbeiten zu wollen, lässt sich derzeit wahrlich nicht erkennen...

So kommt‘s, wenn fachbefreite Minister in Überschallgeschwindigkeit zurück in die Vergangenheit durchstarten. - Herr Scholz, haben Sie Ihr Kabinett nicht im Griff!? Hauen Sie mal auf den Tisch!?

Merken auch Sie nicht, für wen ganz offensichtlich seitens der Politik derzeit aktiv Klientelpolitik höchst effizient betrieben wird!? Unsere Superreichen führen Sie alle doch mit einem Ring durch die Nasen hämisch lachend durch die Arena. Unsere BIG FOUR haben die Ampel fest im Griff!!!

Winkt vielleicht bereits das eine oder andere lukrative Pöstchen nach der Politikerlaufbahn!? - So außergewöhnlich wäre das schließlich nicht...
  Weitere Artikel zum Thema

 Wemag-Gemeinschaftsunternehmen nimmt Windpark in Betrieb

 Einigung auf Turbo für Windradbau

 Hochwasser im Saarland - Scholz verspricht Unterstützung

 Neue Plattform zum Vergleich von Fernwärme-Preisen

 Baywa r.e. baut schwimmenden Windpark an französischer Atlantikküste

  Kommentierte Artikel

 NRW-OVG verhandelt Streit um ein paar Gramm Wurst zu wenig

 Ruf nach Unterstützung der Imker

 Kein kräftiger Aufschwung in Sicht - Wirtschaftsweise für Pkw-Maut

 Schutz vor Vogelfraß durch Vergrämung?

 Globale Rekord-Weizenernte erwartet

 Immer mehr Tierarten sorgen in Thüringen für Ärger

 Größere EU-Getreideernte erwartet

 Bedarf an hofeigenen KI-Wetterfröschen wächst rasant

 Was will die CDU in ihrem neuen Programm?

 Frankreichs Staatsrat schränkt Vogeljagd weiter ein