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05.11.2022 | 07:13 | Veterinärämter 

Kontrollen in Schweineställen sollen verschärft werden

Hannover - Nach dem Bekanntwerden von Missständen in Schweineställen müssen sich Landwirte in Niedersachsen im kommenden Jahr auf verstärkte Kontrollbesuche von den Veterinärämtern einstellen.

Schweinehaltung
Landwirtschaftsministerium will mehr Kontrollen in Schweineställen. (c) proplanta
Die Behörden seien vom Landwirtschaftsministerium gebeten worden, Schwerpunktkontrollen zu planen, sagte eine Sprecherin des Ministeriums am Freitag.

Kontrollen zwischen März 2021 und März 2022 ergaben laut Ministerium, dass der Umgang mit erkrankten und verletzten Tieren oft ungenügend ist. Auch fehle es häufig an Beschäftigungsmaterial. Kontrolliert wurden fünf Prozent der niedersächsischen Betriebe.

Der «Neuen Osnabrücker Zeitung» zufolge hatten die Amtsveterinäre in mehr als jedem zweiten kontrollierten Stall Verstöße gegen die sogenannte Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung festgestellt. Darin ist die Haltung von Schweinen genau geregelt. Bei jedem viertem Verstoß sei es um Mängel bei der Gesundheit und Fitness der Tiere gegangen.

Hintergrund der Kontrollen war die Evaluierung des Nationalen Aktionsplans zum Kupierverzicht: Schweinehalter sind gehalten, auf das Abschneiden der Schwänze bei Ferkeln zu verzichten. In diesem Fall müssen die Betriebe besondere Aufmerksamkeit bei der Schweinehaltung walten lassen und den Tieren unter anderem ausreichende Beschäftigungsmöglichkeiten geben.

Das Abschneiden der Ringelschwänze bei Schweinen ist seit Jahren EU-weit verboten, wird aber von den Behörden meist noch toleriert. Viele konventionelle Bauern kürzen die Schwänze der Tiere. Der Aktionsplan sollte das ändern. Im Biobereich ist das Schwanzkupieren generell verboten.

Die Tierschutzorganisation Vier Pfoten kritisierte, dass Bayern, Schleswig-Holstein, Sachsen-Anhalt und Niedersachsen zu den Bundesländern gehören, in denen Ställe von den Behörden am seltensten kontrolliert werden. Tierschutzkontrollen hätten sich als mangelhaft erwiesen, und das Kontrollsystem habe nicht zu grundlegenden Verbesserungen des Tierschutzes in den landwirtschaftlichen Haltungen geführt.
dpa/lni
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Kommentare 
maximilian schrieb am 24.12.2022 17:29 Uhrzustimmen(3) widersprechen(3)
Die höchst unzureichende personelle Ausstattung der Veterinärämter ist durch den Einfluss der Agrarlobby agrarpolitisch gewollt.
Eine Verminderung der Agrarkriminalität ist aus wirtschaftlich-monetären Gründen unerwünscht. Die Fleisch- und Milchindustrie profitiert von der Verarbeitung des Rohstoffes. Das Wohlbefinden der Rohstofflieferanten, der Tiere, spielt dabei keine Rolle.
Eckard Wendt schrieb am 22.11.2022 12:38 Uhrzustimmen(6) widersprechen(3)
In der Antwort der Bundesregierung vom 03.07.2018 (Drucksache 19/3195) steht die Kontrolldichte von Tierhaltungsanlagen für alle Bundesländer auf S. 6 in Tabelle 13. Das Ergebnis ist beschämend, ja, es stellt geradezu eine indirekte Aufforderung zum großzügigen Wegsehen dar.
Gestern (21.11.22) war ich im Amtsgericht Stade bei der Gerichtsverhandlung gegen die Betreiber des Schlachthofs in Düdenbüttel. Allein schon die Tatsache, dass die Staatsanwaltschaft drei Jahre brauchte bzw. warten musste, bis die schweren Verstöße gegen das Tierschutzgesetz verhandelt wurden, scheint mir systemimmanent zu sein. Es ging um die gewaltsame Verladung schwer leidender und deshalb nicht transportfähiger Rinder, die außerdem trotz zumindest auch aus lebensmittelrechtlicher Sicht bedenklicher Zustände geschlachtet und vermarktet wurden. Fassungslos machte mich die Argumentation des Staatsanwalts, der zeitweise mehr den Eindruck erweckte, dass er Anwalt der beiden Beklagten sei. Kein gutes Bild ergab die Frage nach der Durchführung der amtlichen veterinärmedizinischen Prüfung der lebenden Tiere und der Schlachtkörper.
Ich musste feststellen, dass mein schon vor über 20 Jahren als seinerzeitiges Mitglied der Tierschutzkommission erhobener Hinweis auf die Notwendigkeit der deutlich besseren personellen Ausstattung der zuständigen Veterinärämter der Bundesländer immer noch nicht umgesetzt worden ist. Ein Schelm, der Böses dabei denkt???
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