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21.04.2010 | 13:45 | Getreide- und Rapsmarkt  

Trend geht weiter: Mehr Mais, weniger Weizen, deutlich mehr Ölsaaten - Preise für Getreide und Ölsaaten weiter gefestigt - neue Ernte im Visier

Stuttgart/Hannover/Chicago - Schlagzeilen: – Im Mittleren Westens der USA gute Witterungsbedingungen für die Maisaussaat – Starke Zuwächse von 15 % beim Anbau von Baumwolle in den USA erwartet – Megakontrakt über 500.000 t Braugerste nach China – China und Südkorea kaufen Weizen in Kasachstan – Australische Weizenvorräte laut ABARE im März gesunken – FAS prognostiziert in Argentinien Anbaurückgang der Ölsaatenerzeugung 2010/11 – Venezuelas Getreideproduktion von schwerer Dürre betroffen – In der Ukraine müssen 430.000 ha Rapsfläche neu gesät werden – Ukraine: Getreidevorräte um 61 % niedriger als im Vorjahr – Russland: Um fast 700.000 ha kleinere Getreideaussaat, Ölsaatenproduktion soll um 8 % wachsen – WTI-Ölpreis leicht auf 83 US-$ je Fass gesunken, Preis aber immer noch hoch – Deutschland: Raps nahezu ausverkauft, Gerste jetzt gesucht, Weizenpreis stabilisiert, noch keine Impulse für Braugerste – Bodentrockenheit im Norden und Osten Deutschlands

Agrarmarkt-Telegramm
USA: optimale Witterung für die Maisaussaat

In den Anbaugebieten des Mittleren Westens der USA herrschen derzeit ideale Witterungsbedingungen für die Maisaussaat. In der Berichtswoche des Vorjahres waren zu diesem Zeitpunkt erst 5 % der Maisaussaat erfolgt. Die Zahl in diesem Jahr dürfte sich eher am langjährigen Durchschnitt von 14 % orientieren. Sollten die Bedingungen günstig bleiben, rechnen Analysten mit einer Ausweitung des Maisanbaus zulasten von Sojabohnen. Bei dieser Entscheidung stehen aber bereits auch die Anbautrends in Südamerika mit im Focus (dazu später).
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Die weltgrößten Maisexporteure
Die weltgrößten Maisexporteure 2005 - 2010.



USA: Um 15 % höherer Anbau von Baumwolle

Ein wesentlicher Marktfaktor bleibt der kräftige Zuwachs von 15 % beim Anbau von Baumwolle, wobei die wesentlichen Lagervorräte der Welt in den USA lagern und diese um 19 % gegenüber dem Vorjahr sanken. Hauptabnehmer für amerikanische Baumwolle ist nach wie vor China. Chinas Importe könnten nach einer verringerten Aussaat 2010 möglicherweise wieder stark zulegen - ein Plus von etwa 30 % ist denkbar. Das International Cotton Advisory Committee schätzt den Produktionszuwachs in 2010/11 auf 12 %, während der Verbrauch nur um 2 % steigen soll. Damit sollte der Lagerabbau dann aber zu einem Ende kommen.


Australien: Rückgang der Weizenvorräte - andere Gerstensorten

Laut Australian Bureau of Agricultural and Resource Economics (ABARE) sanken die australischen Weizenvorräte im März um 1,5 Mio. t. Der Rückgang soll im Wesentlichen auf Exporte nach Indonesien, China und Korea, Indien, Vietnam und Taiwan zurückzuführen sein. Zudem gibt es in Australien offenbar Bestrebungen, reine Braugerstensorten durch Sortimente mit Eignung auch zur Fütterung im stärken Umfang zu ersetzen. Dabei sollen die Sorten auch eine höhere Dürretoleranz aufweisen. Hintergrund sind die extrem niedrigen Braugerstenpreise weltweit und das zunehmende Dürrerisiko in Australien.


Kanada: mehr Forschung für Hülsenfrüchte

Das kanadische Landwirtschaftsministerium will die Entwicklung neuer Sorten, Verarbeitungs- und Absatzwege von Hülsenfrüchten mit über 8 Mio. CAN-$ Dollar fördern. Dabei spielt insbesondere der Export nach Südostasien eine entscheidende Rolle. Kanada hält offenbar hierbei einen Anteil von fast 40 % am Welthandel, der womöglich noch ausgedehnt werden soll.


Kanada: Megakontrakt über 500.000 t Braugerste nach China

Laut Canadian Wheat Board (CWB) wurde mit China ein Braugerstenkontrakt über 500.000 t über drei Jahre Laufzeit abgeschlossen, so dass jährlich mehr als 150.000 t von Kanada nach China verschifft werden. Das Geschäft umfasst mehr als 100 Mio. CAN-$ und wurde im Rahmen eines Besuchs des kanadischen Agrarministers Gerry Ritz mit auf den Weg gebracht.


Argentinien: Rückgang der Ölsaatenfläche in 2010/11

Laut US-Department of Agriculture Foreign Agricultural Service (FAS) soll der Ölsaatenanbau in Argentinien 2010/11 zugunsten von Mais eingeschränkt werden. Die Auswirkungen des El Niño 2009/10 mit hohen Niederschlagsmengen wirkten sich diesmal entgegen anderer Jahre positiv auf die Erträge aus, sodass die Sojabohnenernte auf 54 Mio. t nach oben korrigiert werden musste. Der prognostizierte Anbaurückgang von Sojabohnen soll dem Anstieg der Sojavorräte Rechnung tragen, die Einschränkung von Sonnenblumen hängt mit höheren Produktionskosten und niedrigen Markterlösen zusammen


Venezuela: schlimmste Dürre seit 37 Jahren

Laut FAS (US-Department of Agriculture Foreign Agricultural Service) ist Venezuelas Getreideproduktion von schwerer Dürre betroffen. Bereits im letzten Quartal 2009 war es in den zentralen Landesteilen und den Ebenen (Llanos) viel zu trocken, jetzt droht die schlimmste Dürre seit 37 Jahren. Danach sollen die Ernten bei Getreide und Mais erheblich, die von Sorghum um fast 40 % sinken. Venezuela ist stark abhängig von Weizeneinfuhren.


Ukraine: 5 % der Winterweizen- und 31 % der Rapsfläche müssen neu bestellt werden

Nach Angaben des ukrainischen Agrarministeriums in Kiew müssen voraussichtlich über 6 % der gesamten Wintergetreide- und Ölsaatenfläche - über 0,5 Mio. ha der 8,5 Mio. ha Wintersaatenfläche - aufgrund von Auswinterung neu bestellt werden. Dabei sind die Schäden auf fast 1 Mio. ha Anbaufläche extrem und lassen womöglich eher schwache Erträge erwarten. Etwa 5 % des Winterweizenfläche wurden durch Frost und Schneedecke zerstört, wobei knapp die Hälfte der Weizenfläche nur einen gerade noch ausreichenden Wachstumsstand zeigen soll.

Noch extremer sind Auswinterungsschäden bei Winterraps: 433.000 ha oder 31 % der Winterrapsfläche sind dem Frost zum Opfer gefallen und müssen mit Sommerkulturen neu bestellt werden. Weitere 187.000 ha bzw. 21 % der Rapsfläche zeigen schlechte Saatenstände.

Laut Ministerium werden voraussichtlich 438.000 ha neu bestellt werden. Als profitabelste Fruchtarten zur Bestellung gelten Mais, Sojabohnen und Sonnenblumen.


Ukraine: Getreidevorräte um 61 % niedriger als im Vorjahr

In der Ukraine sollen 73 % weniger Weizen, 27 % weniger Mais, aber 12 % mehr Gerste noch auf den Agrarbetrieben lagern.

Die Lagervorräte bei Sonnenblumen verzeichneten einen Rückgang von 65 % gegenüber Vorjahr. Das bedeutet ein deutlich geringeres Angebot im April 2010 gegenüber 2009 mit der Folge, dass sich die Preise weiter stabilisieren können.


Georgien: Weizenanbau mangels finanzieller Mittel und Technik stark rückläufig

Der Anbau von Winterweizen ist in Georgien seit 2005 von etwa 200.000 ha auf 50.000 ha gesunken. Mangelnde finanzielle Mittel und fehlende technische Ausrüstungen sind die Gründe. Der Anteil der eigenen Weizenproduktion sank auf gerade noch 20 % des Verbrauchs in Georgien.


Russland vermindert Getreideaussaat um fast 700.000 ha, Ölsaatenproduktion könnte um 8 % wachsen

Nach Berichten russischer Agenturen wurde in Russland die Getreideaussaat wegen teils ungünstiger Saatbedingungen um 693.000 ha eingeschränkt. Dafür wird der Ölsaatenanbau, insbesondere der von Raps und Sonnenblumen sowie auch der Maisanbau, ausgeweitet. Das US Department FAS prognostiziert die russische Ölsaatenernte (Sonnenblumen, Sojabohnen und Raps) für 2010 auf 8,5 Mio. t, vorausgesetzt, es herrschen normale Wachstumsbedingungen. Das entspräche einem Anstieg von 7,6 % gegenüber dem Vorjahr, so das US-Department. Dabei soll die Sonnenblumenernte um 6 % auf 6,8 Mio. t, die Sojaernte um 3 % auf 970.000 t und die Canola-Produktion um 14 % auf 760.000 t steigen. Russlands Exporte bei Ölsaaten werden wegen der geltenden Ausfuhrbestimmungen und der starken Inlandsnachfrage aber niedrig bleiben. Die Sojaimporte beziffert die FAS auf knapp 1 Mio. t.


EU-27: Ölsaaten an der Matif fester als an CBOT

In der EU-27 zeigen besonders die Rapspreise eine feste Tendenz. Durch den Sachverhalt, dass die Ölsaatenernte in der EU-27 mit 28,8 Mio. t um 1,9 % nieder ausfallen könnte als 2009 und die Rapsernte trotz Flächenausweitung um 3 % mit 20,8 Mio. t um 2,3 % im Vergleich zu 2009 zurückgehen könnte, erhält der Rapspreis angebotsseitig eine Stützung.

In Deutschland schätzt der Raiffeisenverband die deutsche Rapsernte auf 5,7 Mio. t, im Vergleich zu 6,3 Mio. t im Vorjahr, das würde ein Minus von 10 % bedeuten. 

Der erwartete Rückgang bei pflanzlichen Ölen in der Welt stimuliert den Rapsreis zusätzlich. Weitere Unterstützung erfährt der Rapspreis durch den hohen Rohölpreis als Bio-Treibstoff. Diesen Trend zeigt auch der Preisverlauf von Raps an der Matif (Paris) gegenüber deutlich stärker schwankenden Sojakursen an der CBOT (Chicago), wobei die Sojakurse durch den hohen Schrotanteil deutlicher abhängiger vom Futtermittelmarkt sind als Raps mit doppelt so hohem Ölgehalt wie Soja.


WTI-Ölpreis leicht gesunken

Der Betrugsvorwurf gegen die US-Bank Goldman Sachs und das Flugverbot aufgrund von Vulkanaschewolken im Luftraum Europas infolge des Vulkanausbruchs im Süden Islands haben zu einem Kursverlust des WTI-Ölpreise auf 81 US-$ geführt. Da Goldman Sachs einer der größten Player am Finanzrohstoffmarkt ist, befürchten Spekulanten weitreichende Verwerfungen und geringere Gewinnchancen. Laut Analysten sind derartige Kurseinbrüche ein Zeichen für eine ausgesprochene Labilität am Rohölmarkt. Physisch sei der Rohölpreis ohnehin nicht erklärbar.


Wechselkurs

Durch die Schwäche des Euros gegenüber dem US-$, die durch den drohenden Staatsbankrott in Griechenland weiterhin geschürt wird, bleibt die verbesserte Wettbewerbsfähigkeit von EU-Getreide gegenüber Offerten aus den USA, Kanada und Australien am Weltmarkt weiterhin bestehen. Im Gegenzug verteuern sich in US-$ gehandelte Importwaren wie Sojaschrot oder Rohöl. Auf mittlere Sicht ist mit inflationären Tendenzen und steigenden Zinsen in Europa und anderswo wegen zunehmender Staatsdefizite zu rechnen.


Preise und Tendenzen in Deutschland

Gerste:
Gerste wird wie von Insidern erwartet wieder mehr nachfragt, offensichtlich besteht noch Anschlussbedarf bei der Kraftfutterindustrie und bei Mastbetrieben. In frachtfern zu Gebieten mit tierischer Veredlung gelegenen Regionen werden ab Station Erzeugerpreise um 92-95 €/t offeriert, in Frachtnähe zur Veredlungsregion um 115-117 €/t. Dabei rechnen Marktbeteiligte weiterhin mit einer Nachfrage seitens der Futtermittelindustrie, weil der Anschlussbedarf bis zur neuen Ernte vielfach noch nicht gedeckt wäre.


Braugerste:
Der Verkauf von Braugerste ist bei aktuellen Offerten um 110 €/t ab Station nach wie vor indiskutabel - der Markt ist völlig zum Stillstand gekommen. Auch Vorverträge werden wegen zu geringer Offerten von 115 €/t ab Station per Oktobertermin (nach Keimruhe) nicht abgeschlossen.


Futterweizen:
Die Preise für Futterweizen haben weiter leicht angezogen. In frachtfernen Gebieten sollen um 115-118 €/t ab Station, an frachtnahen Veredlungsstandorten bis 132 €/t franko Lager offeriert werden. Für die Mischfutterindustrie wird noch ein höherer Zukaufbedarf erwartet, spielen derzeit nach wie vor die Sojaschrotnotierungen für die Rezepturen eine wesentliche Rolle. Vor dem Hintergrund der riesigen Sojaernte Südamerikas sollten die Sojaschrotpreise kräftig fallen, sobald eine höhere Verfügbarkeit gegeben ist. Andererseits steht einem Preisrückgang eine gestiegene Sojanachfrage Chinas entgegen, die zumindest für vordere Termine festere Preistendenzen erwarten lässt.


Brotweizen:
Brotweizen ist derzeit weniger nachgefragt. Für B-Weizen mit 12 % RP sind je nach Region um 112-118 €/t ab Station erzielbar. Nach Einschätzung von Marktbeteiligten ist die Versorgung vieler Mühlen bis Mai gut gedeckt, Anschlussbedarf besteht aber vielfach noch bis zur neuen Ernte - bei verspäteter Ernte könnte der Bedarf noch steigen. Der Brotweizenpreis wird durch den Futterweizenpreis nach unten abgestützt.


E-Weizen:
Die Nachfrage nach E-Weizen hat wieder zugenommen. E-Weizen mit mind. 14,5 % RP wurde zu Preisen von 128 €/t ab Station für prompte Lieferung gehandelt, für Partien mit 15 % RP 130 €/t ab Station geboten. Für Weizen aus der neuen Ernte sind offenbar noch keine konkreten Kontraktpreise im Gespräch, aber ein Marktbeteiligter erwartet, dass nach dem Preisanstieg sich die Weizenpreise ex Ernte auf ähnlich erreichtem Niveau einpendeln sollten.


Brotroggen:
Die Preise für Brotroggen befestigten sich leicht, nachdem das Angebot deutlich abgenommen hat. Nach Mitteilung von Marktbeteiligten besteht Nachfrage bei Preisen um 95 €/t ab Station. Insider schließen nicht aus, dass für Brotroggen auch die Marke von 100 €/t ab Station noch durchbrochen wird. Brotroggen tendiert wegen der Anbaueinschränkung zur neuen Ernte deutlich fester. Der weitere Verlauf ist davon abhängig, ob mehr mahlfähiger Roggen oder schlechtere Futterroggenqualitäten geerntet werden.


Raps:
Die Nachfrage nach Raps aus alter Ernte ist bei 305-315 €/t franko Ölmühle unverändert gut, dabei sind nach Einschätzung von Marktbeteiligten die Lagervorräte bei Erzeugern weitgehend geräumt. Insofern konzentriert sich das Interesse vor allem auf Vorkontrakte zur Ernte 2010, wobei zuletzt etwa 280-285 €/t ab Station gehandelt wurde, nachdem in der Vorwoche 265-275 €/t Raps (40 % Öl, 2 % Besatz) ab Station offeriert wurden. In Anbetracht sinkender Bestände an pflanzlichen Ölen ist mit einer stabilen Tendenz bei Raps zurechnen.


Sojaschrot:
Die hohe Prognose für die südamerikanische Sojaernte spricht für fallende Sojaschrotnotierungen, der offenbar kräftig wachsende Importbedarf Chinas hingegen für stabile Preise zumindest für vordere Liefertermine.


Bodentrockenheit:
In nahezu allen Regionen, besonders im Norden und Osten Deutschlands, macht sich bereits eine zunehmende Bodentrockenheit bemerkbar. Für stabile Ernteerträge müsste es alsbald einmal regnen.


Quelle: Proplanta
Kurse: Terminmarkt/Kassamarkt
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